Das Leben ohne Smartphone und andere digitalen Hilfsmittel ist kaum mehr vorstellbar. Umso wichtiger ist es, den Umgang damit schon von Kindesbeinen an von Grund auf zu lernen. Ohne Medienkompetenz läuft im modernen Arbeitsalltag schließlich kaum noch etwas. Außerdem muss der sinnvolle Umgang damit genauso erlernt werden, wie rechnen und schreiben.
Die Digitalisierung der Owener Grundschule steht für sämtliche Beteiligte außer Frage: Lehrkörper, Verwaltung und Gemeinderat ziehen an einem Strang, um schon die Jüngsten fit fürs virtuelle Leben zu machen. Susanne Niemeyer, Rektorin der Sibylle-von-der-Teck-Schule in Owen, stellte den Medienentwicklungsplan dem Gemeinderat vor.
„Dass es mit der Digitalisierung an unserer Schule so schnell gehen wird, hätten wir nicht gedacht. Durch Corona sind wir ins kalte Wasser geworfen worden – aber es hat sich alles ins Gute gewendet“, freut sich die Schulleiterin. Im Jahr 2018 hat sie ihr Amt angetreten mit dem Anspruch, die modernen Medien in der Schulen zu etablieren. Damals sei noch viel Skepsis dagewesen, doch alle Kolleginnnen und Kollegen seien gut die Materie reingekommen.
Neben ihr und einer ebenfalls computer-affinen Kollegin wurde ganz bewusst eine dritte Kollegin mit ins Boot genommen, die im schulischen Bereich kaum Erfahrung mit den neuen Medien hatte. „Uns war klar: Sie stellt wichtige Fragen“, begründet Susanne Niemeyer diese Entscheidung. In dem kompletten Prozess wird die Sibylle-von-der-Teck-Schule vom Landesmedienzentrum begleitet. All das fand in enger Zusammenarbeit mit der Stadt statt. Es gab Fortbildungen – und irgendwann ein Zertifikat. Das ist die Voraussetzung, um an Fördergelder zu kommen.
Dieser Einsatz hat sich ausbezahlt. Nahezu punktgenau zum Corona-Lockdown wurden die ersten 40 „iPads“ geliefert, Apple TV eingerichtet und der Kunstraum für Übungszwecke zum Pilotzimmer aus- und umgebaut. Darin befanden sich beispielsweise neben einem Flügel-Whiteboard, auch ein Kurzdistanzbeamer. „Die Dokumentenkamera wurde schnell zu Lehrers Liebling. Man braucht dadurch viel weniger Folien, was auch der Umwelt zugute kommt“, erklärte die Rektorin. Der interaktive Bildschirm im Lehrerzimmer überflügelte im täglichen Gebrauch die Gunst der Lehrer gegenüber dem Whiteboard, weshalb dieses Hilfsmittel künftig in der Grundschule genutzt werden wird.
„Als es dann mit Homeschooling losging, war alles bereit und wir konnten die Technik in der Notbetreuung einsetzen. Im zweiten Corona-Jahr ist dann unheimlich viel online gelaufen“, erläuterte Susanne Niemeyer. Sie warb eindringlich dafür, weitere „iPads“ zu kaufen, damit jedes Schulkind in Owen ein eigenes Leihgerät hat. „Wenn beide Eltern im Homeoffice sind, dazu noch zwei Kinder ebenfalls einen Computer brauchen, ist das auch für gutsituierte Menschen eine finanzielle Herausforderung. Ich möchte nicht in die Situation kommen, die Einkommensverhältnisse zu kontrollieren“, so die Rektorin.
Dazu komme noch der Datenschutz. „Mit unseren Apps können wir steuern, was auf den Geräten läuft – und eben was nicht. Nach 18 Uhr geht nichts mehr, abends Spielen geht nicht. Wir legen Wert auf kindgerechte Arbeit“, verdeutlichte sie den Anspruch der Schule. Die Geräte haben eine stabile Hülle, gehen also nicht gleich kaputt, sollten sie aus Versehen auf dem Fußboden oder dem Schulhof landen. Dort wollen Susanne Niemeyer und ihre Kolleginnen auch ab und zu arbeiten, weshalb der Wunsch besteht, dass es auch dort WLAN gibt.
Gemeinderat und Verwaltung stehen dem Medienentwicklungsplan positiv gegenüber. Sollten alle 128 Schülerinnen und Schüler ein „iPad“ erhalten, Anschlüsse, Leitungen und Geräte in der Schule eingerichtet sein, rechnet Bürgermeisterin Verena Grötzinger mit Kosten zwischen 100 000 und 150 000 Euro. „Dafür gibt es eine Förderung in Höhe von knapp 35 000 Euro“, erklärte sie und verwies in diesem Zusammenhang auf eine mögliche Spende. Jetzt soll ein Planungsbüro beauftragt werden.