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Drei Pfarrhäuser und ein Pfarrer

Kirche Nach fünfeinhalb Jahren als Pfarrer in Schlierbach zieht Georg Steffens nach Steinheim weiter. Für das Flensburger Nordlicht ist das ein relativ kleiner Weg. Von Peter Dietrich

Alle acht bis höchstens 15 Jahre sollte ein evangelischer Pfarrer wechseln. Dass Pfarrer Georg Steffens, Jahrgang 1976, schon nach fünfeinhalb Jahren das Schlierbacher Pfarrhaus verlässt, liegt vor allem daran, dass er ein Angebot bekam, das er nicht ablehnen konnte. „Ich habe die Chance, in eine ganz besondere Gemeinde zu kommen“, sagt er. Bei so einem Satz denkt wohl kaum einer an Steinheim am Albuch, aber für Georg Steffens ist es genau das und eine halbe Rückkehr. „Als Vikar war ich in Königsbronn, zwei Dörfer weiter, es war eine schöne Zeit.“

Als er die Ausschreibung las, wollte er nichts überstürzen, doch sie ließ ihm keine Ruhe. Das evangelistische Profil der Gemeinde, die Arbeit mit jungen Menschen, das gefiel ihm. Also hieß es beten, nachdenken und mit Leuten reden, die er dort von früher kannte. Er bewarb sich und wurde im September 2022 gewählt.

Das Problem ist allerdings das Steinheimer Pfarrhaus. „Es ist gemütlich, ich würde sofort einziehen“, sagt der Pfarrer. Doch die alten Stromkabel verbieten dies, aus Sicherheitsgründen. Das Pfarrhaus gehört zu denen, die bei der 1802 begonnenen Säkularisation an den Staat fielen, der sich nun auch darum kümmern muss. Im Fall von Steinheim, berichtet der Pfarrer, sei leider 20 Monate lang gar nichts gemacht worden – es gebe nur ein Versprechen, dass im Dezember 2023 alles fertig sei.

Was tun? Die Steinheimer Kirchengemeinde mühte sich redlich. Die Lösung heißt Pfarrhaus Nummer drei, dieses steht sieben Kilometer weg in Heidenheim. Weil es dort ein Pfarrerehepaar gibt, die beide eine „Vollzeitstelle mit Pfarrhaus“ haben, aber lieber zusammenleben, ist es frei. So wird Georg Steffens am morgigen Sonntag um 10 Uhr im Gottesdienst verabschiedet. Die Schlierbacher Stelle wird ausgeschrieben, aber die Konfirmanden und ihre Eltern müssen sich nicht sorgen: Zu den Konfirmationen im Mai kehrt der scheidende Pfarrer nochmals zurück.

Was ist in seiner Schlierbacher Zeit Neues entstanden? Seine Vorgängerin Ulrike Schnürle sei ein „Arbeitstier“ gewesen, sagt er anerkennend. Es habe ihn voll gefordert, alles Bestehende weiterzuführen, oft mit einer 70-Stunden-Woche. Die Erwartungen der Kirchengemeinde seien hoch gewesen, nicht alle habe er erfüllen können. „Ich habe sehr gerne gepredigt“, sagt er, „und ich hatte das Gefühl, es kam an.“ Manchen Älteren sei er vielleicht zu flapsig gewesen, andere hingegen hätten gesagt: „Das ist ein Pfarrer, mit dem man reden kann.“ Für Menschen da zu sein, denen etwas auf der Seele brennt, ist ihm wichtiger als mancher offizielle Geburtstagsbesuch. Oberflächlichkeit mag er nicht. „In meiner Heimat Flensburg hat mal einer gepredigt, so flach kann ich mich nicht auf den Boden legen!“ Dass es in Schlierbach Leute gibt, die konzentriert mit der Bibel arbeiten wollen, hat er sehr geschätzt.

Ledig, aber nicht allein

Im Evangelischen Kirchenbezirk Göppingen hat er an einer stärkeren Vernetzung auf Basis der Evangelischen Allianz gearbeitet – der Plattform, auf der Protestanten aus vielen Landes- und Freikirchen zusammenarbeiten. Außerdem war er Pressepfarrer des Kirchenbezirks, war unter anderem für die Sonntagsgedanken in der Zeitung zuständig. In seiner Schlierbacher Zeit ist er Patenonkel geworden und er hat Freunde, die ihm „Familie“ sind. „Ich bin ledig, aber nicht einsam.“ Mancher Pfarrer würde sich vor dem Religionsunterricht mit Acht- bis Zehntklässlern eher fürchten, Georg Steffens genoss ihn an der Schillerschule in Göppingen. „Das ist meine Altersstufe.“ Als Eisenbahn- und Busfreund fuhr er mit dem Linienbus hin. Die Busverbindungen in Steinheim hat er schon geprüft, sie sind okay.

Völlig in Ordnung ist auch das Schlierbacher Pfarrhaus – obwohl es ebenfalls in staatlicher Obhut ist, aber im Bereich einer fitten Mitarbeiterin. Es bietet genug Platz für eine ganze Familie. Allerdings wird die Schlierbacher Pfarrstelle ab 2024 auf 75 Prozent gekürzt, der oder die Neue wird dann zu 25 Prozent in Albershausen sein. Doch die beiden Kirchengemeinden lösen es schlauer: Sie wollen die insgesamt 1,5 Pfarrstellen an beiden Orten in einem Pool zusammenfassen.