Weilheim · Lenningen · Umland
Dreimal „Ski heil“ im Lenninger Tal

Hobby Fabian Eberhardt und Patrick Gugel haben in Owen im Garten einen Skihang im Maßstab 1:32 aufgebaut. Ständig wird erweitert und verfeinert. Von Peter Dietrich

Auf der Schwäbischen Alb geben Liftbetreiber auf. Weil es nicht mehr mit dem Wintersport klappt? Von wegen. In Owen gibt es gleich drei Skihänge mit Liftbetrieb, teils sogar mit Flutlichtanlage. Betreiber sind der 15-jährige Patrick Gugel und der 16-jährige Fabian Eberhardt. Doch halt, bitte nicht gleich in den Keller gehen, um die Ski zu holen: Alles ist im Maßstab 1:32 gehalten. Und damit deutlich zu klein für den menschlichen Nutzer.

Die Gondeln sind nach dem Vorbild ganz verschiedener Bahnen beschriftet, teils wurden sie vom Vorbild als Souvenir mitgebracht. Foto: Peter Dietrich

Angefangen haben die beiden Jungs mit dem Modellbauhobby zunächst in der Wohnung. Vor drei Jahren wagten sie dann den Schritt ins Freie, mit einem Holzunterbau wurde in beiden Gärten jeweils ein Hang geschaffen. Darauf sind die Anlagen nun stationär aufgebaut und bleiben das ganze Jahr über auch dort st ehen. Der dritte Betrieb ist eine Zweigstelle bei einer Oma, ebenfalls in Owen, wo es sogar einen Naturhang gibt, an dem sich die Gondeln ihren Weg nach oben und wieder hinunter bahnen können.

Die wetterfesten Seilbahnen werden von der österreichischen Firma Jägerndorfer angeboten, sie werden mit sechs Volt Spannung betrieben. Die Owener Achtergondeln sind nach Vorbildern von ganz verschiedenen Bahnen gestaltet, vom Montafon und St. Anton am Arlberg über Ischgl und dem Zillertal bis Serfaus und Oberstdorf. Teils haben die Jungs die Gondeln vor Ort erworben und als Souvenirs mitgebracht. Wenn sie beim Skifahren vor Ort sind, fragen sie immer wieder nach, ob sie bei einer Seilbahn einmal einen Blick hinter die Kulissen werfen dürfen. Meistens seien die Liftbetreiber sehr entgegenkommend, berichten sie.

Wen wundert da noch, dass der erste Berufswunsch der beiden Seilbahntechniker war. Das haben die Eltern den beiden jeweils ausgeredet, denn so eine Ausbildung würde ins österreichische Salzburg oder in die Schweiz führen. Nun soll es als Basis zuerst einmal Richtung Elektrik und Mechatronik gehen, darauf ließe sich ja später aufbauen.

Patrick Gugel (links) und Fabian Eberhardt am Modell-Skihang von Fabian. Foto: Peter Dietrich

Nicht alles in Owen kommt einfach so aus dem Karton. Es gibt teils selbst gebaute Masten aus Holz, die Masten für den Schlepplift sind eine Eigenkonstruktion aus dem 3D-Drucker. Auch selbst gedruckte Schneekanonen gibt es. Natürlich fänden es die Jungs cool, wenn diese auch noch Kunstschnee produzieren könnten. Da das leider nicht geht, haben sie sich das Snowfarming in Kitzbühel zum Vorbild genommen. Mit dem Bulldog wurde auf der Straße vor dem Haus ordentlich Schnee zusammengeschoben und der entstandene große Haufen mit Planen abgedeckt. Vor dem Fototermin mit dem Teckboten haben die Jungs mit der Schubkarre nochmals ordentlich Schnee herangekarrt und verteilt. Auch wenn zu dem Zeitpunkt ringsum wieder alles grün war, auf ihren Skihängen sah das noch anders aus.

Dass die Lifte das ganze Jahr über stehen, findet Papa Armin Gugel voll okay. Dann stünden eben Revisionsarbeiten an, genauso wie beim echten Vorbild. Außerdem haben die Bahnen, den Schlepplift ausgenommen, auch eine Sommersaison. Die Eltern freuen sich über die Fertigkeiten, die die Jungs bei ihrem Hobby erlernen. Ein Hobby, mit dem die beiden schon Grenzen überschritten haben, sie wohnen als Nachbarn im übernächsten Haus und haben auch schon mal eine Gondelbahn vom einen Garten zum anderen Garten gebaut – natürlich mit Überflugrechten des freundlichen Nachbarn von zwischendrin. Es gibt auch Erweiterungspläne: Zur Gondelbahn bei der Oma soll noch ein Sessellift dazu. Auch die Detaillierung wird immer weiter verbessert. „Besser, als wenn man den ganzen Tag am PC hockt“, sagt Fabians Mama Silke Eberhardt, die ihren Teil mit so mancher Fahrt zum Baumarkt beigetragen hat.

Ein Skifahrer auf dem Weg nach oben: Ob er auch bezahlt hat? Foto: Peter Dietrich

Die beiden Jungs pflegen ihr spezielles Hobby nicht alleine beziehungsweise zu zweit. Auf Instagram sind sie als „modellskigebiet_hochtal“ und „modellskigebiet_albtal“ mit Gleichgesinnten in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich vernetzt. Unter diesen beiden Namen, jeweils ohne Unterstrich, sind sie auch auf dem Videokanal YouTube zu finden. Eine Website nennt sogar Öffnungszeiten und Preise, die Tageskarte für „Hochtal“ kostet im Winter stolze 50 Euro. Weil die kleinen Skifahrer aber Zahlungsschwierigkeiten haben, sind die beiden jungen Betreiber für neue Investitionen auf Geburtstage und Weihnachten angewiesen. Was dort in die Kasse gespült wird, wird gleich investiert.