Zwischen Neckar und Alb
Dreiste Betrüger machen Kasse

Kriminalität Eine falsche Anwaltskanzlei verschickt Mahnschreiben und täuscht vor, im Namen von Lotto zu agieren.

Kreis. Das Schreiben der Münchner Kanzlei Schmidt und Kollegen hat es in sich: Sie sei beauftragt, „die Forderung aus Ihrer telefonischen Anmeldung zum Dienstleistungsvertrag Euro Lotto Zentrale Jackpot 6/49“ einzutreiben – ganze 289,50 Euro, zahlbar innerhalb einer vorgegebenen Frist. „Sofortige Zahlung des Gesamtbetrages erspart Ihnen weitere Folgekosten und Unannehmlichkeiten“, heißt es in der „vorgerichtlichen Mahnung“. Ansonsten drohe Zwangsvollstreckung und Pfändung.

„Ich war ziemlich erschrocken, als ich diese Post bekam“, räumt die fast 80 jährige Suse Clatot ein, die ein solches Schreiben jüngst aus ihrem Briefkasten fischte. „Ich habe lange nachgedacht, ob das wirklich sein kann und ich, wie behauptet, tatsächlich ein Lotto-Abonnement abgeschlossen habe. Das ist so raffiniert gemacht.“ Doch die Esslingerin ließ sich nicht einschüchtern, ging zur Polizei, weil ihr die Sache komisch vorkam.

Dass „Benjamin Kowalski“ und „Michael Schmidt“ reine Fantasiefiguren sind, bestätigt die Rechtsanwaltskammer München: „Wir weisen nachdrücklich darauf hin, dass unter dieser Adresse keine Kanzlei existiert.“ Ob eine Person als Rechtsanwalt zugelassen sei, könne unter www.rechtsanwaltsregister.org nachgeprüft werden, teilt die Kammer mit.

Die Schreiben der angeblichen Kanzlei sind laut Verbraucherschützern seit Anfang April massenhaft verschickt worden. Die Masche sei altbekannt. Neu sei, dass die Betrüger eine Schippe drauf legen und nun gar mit einem vorgerichtlichen Mahnbescheid drohen, der so echt wirkt, dass der eine oder andere Angeschriebene wahrscheinlich bezahlt, ohne groß nachzudenken.

Wie viele Menschen im Kreis Esslingen auf den Lotteriebetrug hereingefallen sind, diese Zahl lasse sich nicht konkret benennen, räumt ein Sprecher des zuständigen Polizeipräsidiums Reutlingen ein. Man habe aber eine auffällige Häufung im April festgestellt, mit annähernd 100 angezeigten Fällen. Allerdings sei es nur bei einem kleinen Bruchteil dieser Fälle zu einer Überweisung gekommen. Elke Hauptmann