Frickenhausen/Wendlingen. Der 30-Jährige aus Frickenhausen, dem die Stuttgarter Staatsanwaltschaft Drogenhandel in 33 Fällen mit einem Gewinn von knapp 100 000 Euro vorwirft, ist selbst hochgradig rauschgiftsüchtig. Dies hat jetzt am zweiten Prozesstag vor dem Stuttgarter Landgericht ein Sachverständiger bestätigt.
Der Angeklagte, zuletzt als Fliesenleger bei einer Firma in Beuren tätig, soll in der Zeit zwischen Dezember 2021 und Juli 2022 über zehn Kilo verschiedener Rauschgifte, darunter Kokain, Haschisch und Marihuana, über ein Internet-Portal verkauft haben (wir berichteten). Wer ihm die Ware genau geliefert hat, ist in dem Prozess am Stuttgarter Landgericht noch nicht erwähnt worden. Die Ermittlungsbehörden jedoch wollen herausgefunden haben, dass auch hier wieder einmal die dunkle Seite des Darknet im Spiel war. Teilweise wurden die Drogenportionen auch in Linsenhofen und unweit der Sparkasse in Beuren und in Owen vom Angeklagten persönlich an Unterhändler verkauft. Nachdem die Ermittler den Mann bereits im Fokus hatten, soll er den Übergabeort nach Frickenhausen verlegt haben.
Der 31-Jährige ist seit seinem 13. Lebensjahr Rauschgiftkonsument, wie er am gestrigen zweiten Verhandlungstag aussagte. Drogen und auch Alkohol habe er konsumiert, weil er in der Grundschule große Konzentrationsprobleme gehabt habe. Seinen Job als Fliesenleger einer Baufirma habe er aufgeben müssen, weil er keinen Führerschein hat. Erschwerend sei dann auch die Drogensucht dazu gekommen.
Der Sachverständige betonte in seinen gestrigen Ausführungen, dass der Angeklagte ein Fall für eine Intensiv-Therapie darstelle. Er habe zwar bereits eine solche Entzugstherapie hinter sich, offensichtlich sei diese aber ohne sichtbares Ergebnis geblieben. Immerhin liege eine einschlägige Vorverurteilung wegen Rauschgift-Kriminalität vor. Die Rückfallgeschwindigkeit sei schon bemerkenswert.
Gerade deshalb pochte der Staatsanwalt beim gestrigen Prozesstag angesichts der großen Menge der Drogen auf eine harte Sanktion. Dabei sprach der Staatsanwalt von sieben bis acht Jahren Haft – allerdings nur, falls der Angeklagte ein volles Geständnis im Sinne der Anklage ablege. Er habe gezielt und als ständige Einnahmequelle ein eigenes Darknet-Portal eröffnet und damit seine Drogen angeboten und verkauft.
Großes Waffenarsenal
Unterdessen hatte die Strafkammer des Landgerichts gestern einen neuen Fall von Rauschgifthandel, diesmal gegen einen 23-jährigen Beschuldigten aus Wendlingen aufgerufen.
Ihm wirft die Anklage vor, ab November 2021 mit ebenfalls großen Mengen Rauschgift Handel betrieben zu haben. Dabei soll der Angeklagte zur Absicherung seiner Drogengeschäfte auch mehrere Schusswaffen benutzt haben. Zu seinem Waffenarsenal gehören eine genehmigungspflichtige scharfe halbautomatische Kurzwaffe samt den dazugehörigen Patronen und eine Schreckschusspistole, ebenfalls mit Munition. Bei seiner Festnahme und der Durchsuchung seiner Wohnung in Wendlingen wurden eine weitere Pistole und mehrere Schlagringe sowie knapp 400 Gramm Kokain im Verkaufswert von 60 000 Euro sichergestellt.
Der 23-Jährige war im Zuge einer Verkehrskontrolle am 19. November letzten Jahres aufgefallen. Bei näheren Ermittlungen vor Ort fanden die Polizisten im Fahrzeug des Angeklagten mehrere Gramm Marihuana und später in seiner Wohnung Drogengeld und Kokain. Laut der gestern verlesenen Anklage hatte das Kokain einen Reinheit von über 80 Prozent, was in der Szene als sehr hoch bezeichnet wird. Zur Absicherung seiner Drogenverkäufe habe der Beschuldigte stets eine der Waffen bei sich gehabt, was unter dem juristischen Begriff des „bewaffneten Handeltreibens mit Rauschgiften“ rangiert. Bernd Winckler