Weilheim · Lenningen · Umland
Druckluft lässt dem Dampf keine Chance

Spektakel Rund 250 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten gespannt die Hauptübung der Freiwilligen Feuerwehr in Ötlingen. Angenommen wurde ein Brand in der Wielandstraße. Von Daniela Haußmann

Mehrere Anrufer hatten am Samstag einen Brand in der Ötlinger Wielandstraße gemeldet. Glücklicherweise handelte sich bei dem Feuer, das im Keller der Firma Hack Formenbau ausgebrochen war, um die Hauptübung der Ötlinger Abteilung der Freiwilligen Feuerwehr. Trotzdem musste alles sehr schnell gehen und jeder Handgriff sitzen. Als die gut 30 Helfer kurz nach 15 Uhr mit ihren Einsatzfahrzeugen vor dem Verwaltungsgebäude zum Stehen kamen, schrien Menschen an den Fenstern um Hilfe. Zeitweise türmte sich sogar eine riesige Rauchwolke über dem Haus auf. In aller Eile rollten die Kameraden die Schläuche aus und stellten mit Hilfe des nächstgelegenen Hydranten die Versorgung mit Löschwasser sicher.

Zur selben Zeit warfen sich Manfred Hass und Jannik Burger ihre Druckluftflaschen über die Schultern. Sekunden später gingen die beiden Atemschutzgeräteträger in das Gebäude, um in den Fluren und Räumen nach Verletzten und Eingeschlossenen zu suchen. Weil das ganze Haus voller Qualm war und die beiden Feuerwehrmänner deswegen kaum die Hand vor Augen sehen konnten, gingen sie in die Hocke. Denn bei einem Brand sammeln sich die Rauchgase erst einmal an der Decke. Dadurch ist die Sicht in Bodennähe besser, und auch die Temperatur, bei der die Retter arbeiten müssen, fällt dort niedriger aus. An der Wand entlang suchten sie sich ihren Weg zum Treppenaufgang. Jeder von ihnen spreizte dabei ein Bein ab, um es für die Personensuche einzusetzen. Nach kurzer Zeit fanden Manfred Hass und Jannik Burger einen bewusstlosen Azubi, den sie Georg und Felix Preu von der Kirchheimer DRK-Bereitschaft zur medizinischen Versorgung übergaben.

Mittlerweile löschten ihre Kameraden das Feuer im Keller. Eine Aufgabe, die ihre Tücken hatte. „Trifft Löschwasser nämlich auf einen brennenden Gegenstand, kann die Hitze das Wasser schlagartig zum Verdampfen bringen“, so Michael Gräßle. „Aus einem Liter Wasser entstehen rund 1700 Kubikmeter Wasserdampf, der 100 Grad heiß ist.“ Laut dem Gruppenführer durchdringt er die Einsatzkleidung und führt bei Hautkontakt zu Verbrühungen. Um das zu vermeiden, wurden die Fenster geöffnet. Ein am Haupteingang aufgestellter Drucklüfter, also im Prinzip ein größerer Ventilator, drückte frische Luft ins Haus. So konnte der Wasserdampf zusammen mit dem auf allen Etagen verteilten Qualm ins Freie entweichen und die Helfer unter besseren Bedingungen arbeiten.

Rettungsknoten als Sicherung

An der Frontseite des Gebäudes stieg Anna-Lena Gebauer über eine Leiter zum oberen Stockwerk hinauf, um einen eingeschlossenen Mann zu evakuieren. Vor dem Abstieg sicherte ihn die Feuerwehrfrau mit einem Rettungsknoten am Seil, um zu verhindern, dass er abstürzt. Auch sich selbst sicherte Gebauer mit der Feuerwehrleine an einem Heizkörper, um die Kräfte, die bei einem Fall aus größeren Höhen entstehen, zu minimieren und den Mann halten zu können. Doch mit Hilfe eines Feuerwehrmannes stieg der Gerettet ohne Zwischenfall die Sprossen hinunter, wo Rettungssanitäter Felix Preu schon auf ihn wartete. Ein anderer Firmenmitarbeiter war vor lauter Panik aus einem Fenster gesprungen und auf dem Dach der Lagerhalle gelandet, wo ihn die Einsatzkräfte der Abteilung Stadtmitte über die Drehleiter retteten.

„Im Ernstfall hätten die Einsatzkräfte auch eine Riegelstellung aufgebaut, also einen Wasservorhang, der verhindert, dass ein Feuer durch Funkenflug oder Wärmeabstrahlung auf ein Nachbargebäude übergreift“, betonte Philipp Krohm in seiner Moderation, die die rund 250 Zuschauerinnen und Zuschauer während der Übung aufmerksam verfolgten. Der Ötlinger Abteilungskommandant freute sich, dass auch etwa 50 Kinder den Weg in die Wielandstraße gefunden hatten und gespannt dabei zusahen, wie die Rettungskräfte ihre Arbeit verrichteten.