Weilheim und Umgebung
„Echt eine Katastrophe“

Wirtschaft Erneut muss die Schweizer Group Insolvenz beantragen. Die Ursache ist vorläufig unklar, der Betrieb läuft weiter.

Hattenhofen. Der neuerliche Insolvenzantrag von Schweizer Group Global hat im größten Werk in Hattenhofen Verunsicherung ausgelöst. „Der Frust ist groß“, berichtet der Erste Bevollmächtigte der IG Metall im Kreis, Martin Purschke. Damit meint er die Tatsache, dass die Firma gerade erst vier Monate raus ist aus der Insolvenz - und jetzt wieder drin ist in diesem Verfahren. „Echt eine Katastrophe“, sagt Purschke. „Die Stimmung ist dementsprechend schlecht.“

In der vorigen Woche hatte der neue Eigentümer von Schweizer Group, die bis 2012 von der Eigentümerfamilie Schweizer geführt wurde, Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Für Purschke kam das „aus heiterem Himmel“. Er hatte erwartet, dass es am Anfang holpert, wenn ein neuer Eigentümer übernimmt. Aber nicht so was: schon wieder so eine dramatischen Situation. „Unverständlich“, klagt Purschke. Wobei er nicht weiß, wie dramatisch die Situation eigentlich ist. Er hat die Hoffnung, dass es sich schlimmer anhört, als es in Wirklichkeit ist.

Und außerdem hat er die Hoffnung, dass die Beschäftigten mit dem Schrecken davonkommen. Aufgabe für den neuen vorläufigen Insolvenzverwalter sei es nun, ein vernünftiges Konzept hinzukriegen. „Für Arbeitsplätze der Zukunft.“ Und das heiße: alle erhalten. Nochmal an einen Stellenabbau zu denken, ist für Martin Purschke der falsche Weg.

Mehr als 100 Leute entlassen

Damit löse man die Probleme nicht, wie die jetzige Situation zeige. Zweimal habe die Belegschaft schon Kahlschläge hinnehmen müssen, vor der ersten Insolvenz und am Ende der Insolvenz. Derzeit hat das Werk Hattenhofen nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters Marcus Winkler 212 Beschäftigte. Ende 2018 waren es noch 320.

Oberstes Ziel ist auch, Klarheit zu bekommen, sagt Purschke. Noch wisse man nicht, warum der neue Eigentümer, die US-Firma Marabek, ein Insolvenzverfahren für die vier Werke in Deutschland mit 627 Beschäftigten beantragt hat - in Hattenhofen, Murrhardt, Plauen und Roding. Dass es an der Situation der Autoindustrie liegt, die die Schweizer Group mit anspruchsvollen Aluminiumdruckguss-Komponenten beliefert, sieht Purschke nicht. Ihm ist kein neuerlicher Einbruch der Branche bekannt. Zum Teil normalisiere sich deren Situation.

Was genau zum Insolvenzantrag geführt hat, muss nun der vorläufige Insolvenzverwalter Marcus Winkler herausfinden. Dabei wird den Beteiligten einiges an Geduld abverlangt. Das könne schon ein, zwei Wochen dauern, glaubt Martin Purschke. Jürgen Schäfer