Die insgesamt 9300 Quadratmeter großen Flächen des Gebäudes in Nürtingen, in dem von 1970 bis 2018 das Kaufhaus Hauber untergebracht war, hat der neue Eigentümer, die Wilhelm-Geiger-Unternehmensgruppe, komplett wieder vermietet. Bei einem Pressegespräch zusammen mit Nürtingens Oberbürgermeister Johannes Fridrich haben Vertreter des Unternehmens einen Einblick in ihre Planungen gegeben. Im Erdgeschoss wird der Media-Markt nach den Sommerferien 2023 wieder in die gewohnten Räumlichkeiten zurückkehren. „Der Mietvertrag läuft mindestens zehn Jahre“, versichert Roman Höhne, Niederlassungsleiter der Projektentwicklung Stuttgart der Geiger-Gruppe. Er wertet die Rückkehr des Elektronik-Marktes als positives Zeichen für die Hölderlinstadt. „Der Media-Markt hatte nie Zweifel an Nürtingen als Standort“, so Höhne. Als monatelang einziger Einzelhandelsmieter im Gebäude habe nur eine Unsicherheit bestanden, wie es im ehemaligen NC weitergeht.
Neben dem auf 1600 Quadratmeter etwas verkleinerten Media-Markt bleibt im Erdgeschoss Platz für 850 Quadratmeter für einen Denns-Biomarkt mit 650 Quadratmeter großer Verkaufsfläche. Im ersten Obergeschoss ist künftig auf knapp 2000 Quadratmetern der Müller-Drogeriemarkt untergebracht. Zudem wird sich über 1600 Quadratmeter ein Aldi-Lebensmittel-Markt in derselben Etage ausdehnen und „neue Kundschaft in die Innenstadt holen“, so die Hoffnung von Roman Höhne. Aldi sei inzwischen ein „qualitativ sehr hochwertiger Nahversorger geworden“. Im zweiten Obergeschoss wird neben dem zweiten Stock des Müller-Drogeriemarktes das Fitnessstudio Top Sports eröffnen. Insgesamt wird das ehemalige NC, das künftig NT für Nürtinger Tor heißen wird, über rund 6500 Quadratmeter Verkaufsflächen verfügen. „Wir wollten keine Einkaufs-Mall machen, wo sich die Läden wie an der Perlenschnur reihen“, erklärt Höhne. „Wir haben jetzt autarke Läden, die alle funktionieren.“ Dies gelte auch im Falle eines weiteren Lockdowns, da das meiste systemrelevant sei.
Die Geiger-Unternehmensgruppe hatte das Gebäude im Juni 2020 dem vorherigen Besitzer, der Nanz-Gruppe, abgekauft und im Winter eine Baugenehmigung für eine umfangreiche Sanierung bei der Stadt beantragt. Zwischenzeitlich wurden in den Räumlichkeiten alle Einbauten und Trockenwände entfernt, sodass nun der ursprüngliche Baustoff wieder zum Vorschein kommt. „Wir freuen uns, dass jetzt die Baugenehmigung vorliegt“, sagte Roman Höhne gestern. Noch im Juli sollen die Bauarbeiten starten.
Zwei Arztpraxen müssen in einer Zwischenzeit ausquartiert werden
„Seit der Übernahme durch die Geiger-Gruppe hat das Bauprojekt eine ganz neue Dynamik erfahren“, freut sich Oberbürgermeister Fridrich. Der neue Eigentümer sei auch auf die Interessen der Stadt eingegangen. Dazu zählt auch, dass die unattraktive Passage zwischen Frickenhäuser Straße und Kirchstraße zugunsten des Baus einer öffentlichen Toilette geschlossen wird. Auch für die künftige Nutzung der benachbarten aktuellen Räumlichkeiten des Müller-Drogeriemarktes macht sich das Stadtoberhaupt keine größeren Sorgen. „Es gibt schon einige Ideen und Wünsche“, so Fridrich. Vorstellen kann er sich unter anderem einen Laden mit Kleidersegment für Jugendliche und Familien wie Ernstings Family oder C&A oder ein Schuhgeschäft. Auch ein Haushaltswarengeschäft sei geeignet.
Derzeit noch immer in Betrieb sind im künftigen NT-Gebäude zwei Arztpraxen. Diese werden auch erhalten bleiben, in der „ganz heißen Sanierungsphase“ allerdings zeitweilig in Container in der Bahnstadt gegenüber des Baywa-Gebäudes ausquartiert. „Die Ärzte können keinen Herzton bei lärmendem Hämmern abhören“, erklärt Höhne. Auch der türkische Schnellimbiss an der Ecke Kirchstraße/Bahnhofstraße wird wohl während der Sanierung kurzfristig weichen müssen, habe aber Interesse daran, am Standort zu bleiben.
Saniert wird auch das Parkhaus, das sich künftig heller und ausgeleuchteter präsentieren soll. Durch neue vorgeschriebene Standardbreiten werden ein paar Stellplätze verlorengehen. Es können aber immer noch 70 Fahrzeuge untergebracht werden. Die Stadt verkauft den Parkraum für eine Stellplatz-Ablöse von 250 000 Euro an die Geiger-Gruppe und will für den Erlös zweckgebunden in Buswartehäuschen und Fahrradinfrastruktur investieren, sagt Fridrich.
„Nürtinger Tor“ oder kurz NT wie das Autokennzeichen soll der Komplex künftig heißen, weil es unweit des Bahnhofs eine „Tor-Wirkung“ für die Innenstadt haben soll. Warum ist die Eröffnung erst im Frühherbst 2023 geplant? „Wir wollen das Gebäude energetisch auf KfW-Standard 100 ertüchtigen. Das braucht viel Vorarbeit bei der Energiedämmung von Fassade und Fenstern“, erklärt Höhne. Zudem habe jeder Mieter andere Anforderungen an das Gebäude. Das Gesamtbauvolumen beziffert er mit 26 bis 28 Millionen Euro.