Große Freude herrscht im Dettinger Rathaus. Insbesondere der Chef, Rainer Haußmann, ist stolz auf diesen „Ritterschlag“. Dem Gemeinderat konnte er mitteilen: „Dettingen ist zur Aufnahme ins IBA-Netz vorgesehen. Wir werden Bestandteil der Internationalen Bauaustellung 2027 Stadt und Region Stuttgart sein und haben uns damit für die Champions League der Baukultur qualifiziert“, sagte der Schultes.
Beworben hat er sich mit dem rund sechs Hektar großen Gebiet „Untere Wiesen“, das zwischen Guckenrain, Kreisverkehr und Verbundschule liegt. Das Motto dieses Baugebiets lautet „Verbinden, was uns trennt“. Es wurde nicht erst wegen der IBA aus der Taufe gehoben. Dieses Konzept gibt es seit rund 20 Jahren und ist aus Sicht des Schultes nicht zuletzt durch die damalige Bürgerbeteiligung legitimiert. Mit den bebauten „Unteren Wiesen“ würden die beiden Ortsteile - alter Ortskern und Guckenrain - sichtbar zusammenwachsen.
Mittlerweile weiß jeder, dass Wohnraum vor allem in den Ballungszentren und den „Speckgürteln“ drumrum fehlt, es vor allem an bezahlbaren Wohnungen mangelt. „Was genau in den ,Unteren Wiesen‘ gebaut wird, weiß ich nicht. Ich will die Menschen mitnehmen“, verspricht er. Gleichzeitig ist er sich sicher, dass die Grundrisse der Häuser anders aussehen als bisher, sie flexibler werden. Er will ein energieneutrales Quartier erschließen mit neuen Wohnformen. Das Eigenheim soll nicht abgeschafft werden, es wird eine Komponente sein. Wegen des knappen Bodens werden die meisten Häuser jedoch in die Höhe wachsen und begrünte Flachdächer haben. „Ein ,weiter so‘ geht nicht mehr“, ist er überzeugt.
Um diese gewünschte Mischform für die Menschen bezahlbar zu machen, müssen aus seiner Sicht die „Unteren Wiesen“ als Komplettpaket auf den rund sechs Hektar Fläche umgesetzt werden, quasi als eine Art Mischkalkulation. Die Crux dabei: Der Regionalplan gesteht dies Dettingen in dieser Größenordnung nicht zu, denn Dettingen wird im Gegensatz zu Ballungszentren nur die Eigenentwicklung zugestanden. „Wir haben das falsche Ortsschild. Würde Kirchheim statt Dettingen draufstehen, wäre es kein Problem“, will er sich mit dieser Einschränkung nicht zufrieden geben. Ebensowenig möchte er in den gleichen Topf geworfen werden wie ein Dorf auf der Alb - allein schon wegen der Autobahnnähe und dem direkten Schienenanschluss. Die Aufnahme in die IBA kommt ihm da gerade recht. „Wir haben in der Vergangenheit gute Arbeit geleistet, das wurde honoriert“, so Rainer Haußmann. Bei der Innenverdichtung hält Dettingen einen Spitzenplatz im Landkreis. Auf dem Guckenrain gibt es Kettenhäuser, der Kelterplatz im alten Ortskern wurde bereits vor 20 Jahren kostengünstig für junge Familien gebaut und der „Bergerturm“ mit seinen mehreren Etagen sorgte bei seiner Entstehung für Furore.
Mit der Fläche will er Wohnen und Arbeiten enger vernetzen. Wer im Ort arbeitet und wohnt, braucht nicht unbedingt ein Auto. Bei den „Unteren Wiesen“ liegen Verbundschule und Ganztagesschule, Kita und Pflegeheim, Hallenbad und Sporthalle, künftig ein Hotel und eine Bankzentrale - und zum Bahnhof sind es wenige Hundert Meter. „Es geht um Qualitätssteigerung, das sollen die besten Planer machen“, wünscht sich der Schultes.