Kreis Esslingen. Nürtingen machte im vergangenen November den Anfang, es folgten die Klinikstandorte Kirchheim und Ruit. Das Gerücht, wonach die Armbänder in Nürtingen eingeführt wurden, um sich gegen unerwünschten Besuch von Flüchtlingen aus der Säer-Turnhalle abzugrenzen, sei „völliger Unsinn“, sagt Pressesprecher Jan Schnack. Vielmehr folge man einer Empfehlung des bundesweiten Aktionsbündnisses Patientensicherheit. Demnach sollen die Bänder die Verwechslungsgefahr bei Behandlungen, Operationen oder Medikamentengaben minimieren. „Nicht, weil das in unseren Kliniken vorgekommen ist, sondern weil es Standard wird“, betont Schnack.
Das bestätigt Jürgen Baumann, zuständig für das klinische Risikomanagement: „In Deutschland ist das Armband in mehr als dreiviertel der Kliniken eingeführt.“ Damit werde der Tatsache Rechnung getragen, dass Behandlungsabläufe immer komplexer werden und viele Ärzte und Fachkräfte beteiligt sind. Verlegungen oder Transporte innerhalb der Klinik zu Untersuchungen werden häufiger. Zudem behandeln Kliniken immer mehr Fälle in kürzerer Zeit. Um eine eindeutige Identifikation zu gewährleisten, soll das Armband zusätzliche Sicherheit bieten. Die persönliche Ansprache könne das aber nicht ersetzen, betont Baumann. Das Armband schafft Klarheit in Fällen, in denen Patienten nicht ansprechbar sind, etwa wenn jemand das Bewusstsein verliert beim Spaziergang in die Cafeteria, oder bei verwirrten Patienten.
Das Armband besteht aus einem sehr weichen, latexfreien Kunststoffmaterial und ist als biokompatibel zertifiziert – es übt damit keine negativen Einflüsse aus. Es ist abwaschbar, kann desinfiziert und beim Duschen getragen werden. Der Kunststoffstreifen wird mit den wichtigsten Daten bedruckt: Vor- und Zuname, Geburtsdatum und Patientennummer. Dieselben Daten sind in einem aufgedruckten Strichcode enthalten. Es gibt keine Hinweise auf das Krankenzimmer des Patienten und auch nicht, ob es sich um einen gesetzlich oder privat Versicherten handelt. Bisher diene es der Identifikation, sagt Baumann. Möglich sei aber, Daten wie Blutzuckerwerte abzurufen, damit Ärzte im Notfall richtig entscheiden.
Nach der Entlassung des Patienten wird das Armband nach den Vorgaben des Datenschutzes entsorgt. „Ob der Patient das Armband tragen will, ist seine freiwillige Entscheidung“, betont Baumann. Bisher sei die Resonanz bei den meisten Patienten positiv.