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Ein Dino macht die Alb unsicher

Tierisches Kindersegen in Schopfloch: Die Nandus von Jürgen Wagner haben Nachwuchs. Seit rund zehn Wochen flitzt der kleine Dino über die Wiese. Von Andreas Kaier

Ob der kleine Dino ein Junge oder ein Mädchen ist, steht noch nicht fest. Jürgen Wagner will es derzeit auch noch nicht wissen, denn das Unterfangen genauer nachzusehen ist für den Laufvogel, der ursprünglich in Südamerika beheimatet ist, purer Stress und für Jürgen Wagner zudem gefährlich. Zur Bestimmung des Geschlechts müsse der Vogel auf den Rücken gedreht und genau untersucht werden. „Dafür brauchen wir mindestens vier Leute zum Halten“, erzählt er. Der Grund: Schon der kleine Vogel hat eine messerscharfe mittlere Kralle, mit der sich seine Artgenossen in freier Wildbahn erfolgreich sogar gegen Pumas und Jaguare verteidigen können.

Familie ist bald zusammen

Erst wenn der Vogel in ein paar Wochen größer ist, darf er oder sie zu seinen Eltern und Geschwistern auf die etwas weiter entfernte Wiese bei der Schopflocher Gemeindehalle. Dass Dino noch eine Weile getrennt gehalten werden muss, hat ebenfalls seinen Grund. „Die größeren Tiere würden auf ihn einhacken und man weiß nicht genau, wie das enden würde“, sagt Wagner. Nach der Zusammenführung ist die Familie Feuerstein, wie der Schopflocher seine fünf Nandus liebevoll nennt, fast wieder komplett. In Anlehnung an die amerikanische Zeichentrickserie aus den 1960er-Jahren heißen sie Fred, Betty, Pebbles, Bamm-Bamm - und eben Dino, wie die Feuersteins ihr Haustier nennen. Freds Frau Wilma, der sechste Nandu im Bunde, ist im vergangenen Jahr leider gestorben. „Wir haben sie eines morgens tot auf der Wiese in Schlafposition gefunden“, bedauert Wagner. Die anderen Vögel seien neben ihr gelegen und hätten sie mit ihren Schnäbeln immer wieder angestupst und aufgefordert aufzustehen.

 

Die Nachzucht ist extrem schwierig.
Jürgen Wagner

 

Vor drei Jahren hatte Jürgen Wagner, der in Krebsstein auch noch vier Alpakas auf einer Weide stehen hat, mit Wilma, Fred und Betty seine ersten drei Nandus bekommen. Die ersten Zuchtversuche waren jedoch ergebnislos verlaufen. Im vergangenen Jahr schlüpften dann Bamm-Bamm und Pebbles aus ihren Eiern, in diesem Jahr erblickte vor zehn Wochen Dino das Licht der Welt. „Die Nachzucht ist extrem schwierig“, sagt Wagner und freut sich deshalb besonders über Dino.

Zwar hatten Wilma und Betty anfangs regelmäßig bis zu 20 Eier in ein Nest gelegt, doch ließ Freds Interesse am Ausbrüten schnell nach. Nach rund 30 Tagen hatte er jeweils aufgegeben und die Eier starben ab. Jürgen Wagner vermutet, dass Fred einfach die Erfahrung damit gefehlt hat. „Bei den Nandus ist das Ausbrüten und die Aufzucht der Küken nämlich Männersache“, erklärt er.

 

Bei den Nandus ist das Ausbrüten und die Aufzucht der Küken Männersache
Jürgen Wagner

 

Deshalb legten sich Jürgen Wagner und seine Frau Trixi im vergangenen Jahr einen Brutapparat zu - und das mit einem bescheidenen Erfolg. Von den rund 20 Küken, die aus den Eiern geschlüpft waren, überlebten am Ende nur Bamm-Bamm und Pebbles. Und in diesem Jahr hat es auch nicht besser ausgesehen, da hat nur Dino überlebt. „Warum das so schwierig ist, kann niemand sagen“, erzählt Wagner weiter, der sich mit dem Thema Nachzucht von Nandus intensiv beschäftigt hat. Um Dino durchzubringen, haben sich die Wagners in den vergangenen Wochen mächtig ins Zeug gelegt. „Wir haben ihn den ganzen Tag rund um die Uhr betüttelt“, sagen sie. Um einen Herzschlag zu spüren, durfte Dino beispielsweise auf dem Bauch der beiden schlafen und sein Futter bekam das Küken aus der Hand.

Alpaka als Spielgefährte

Langfristiges Ziel der Wagners ist, die Nandus und Alpakas auf einer Wiese gemeinsam zu halten. „Das funktioniert sehr gut“, sagt Jürgen Wagner, der das bei den Tieren eines Freundes schon beobachtet hat. Die kuscheln sogar zusammen. Wenn Dino das möchte, kann er es schon mal mit dem zehn Monate alten Alpaka Ben üben. Denn derzeit sind die beiden zusammen in einem Gehege. Ben ist erst letzte Woche vom Streichelzoo auf dem Killesberg nach Schopfloch gekommen und darf sich getrennt von Wagners anderen Alpakas eingewöhnen, bevor er zu seinen Artgenossen darf.