Eigentlich hatte der Erstklässler Joan nur seine Löwendressur einstudiert – schon sie hatte es in sich, denn seine kindlichen Löwen hatten ihren eigenen Kopf und machten lieber, was sie selbst wollten. Doch dann war bei einem anderen Kind das Lampenfieber zu groß, um den Zirkusdirektor zu verkörpern – also sprang Joan ein und übernahm diese Rolle zusätzlich. Bei seinen Ansagen hatte er es ebenfalls nicht leicht, denn die Clowns wollten seine Anweisungen partout missverstehen und machten freche Späße mit ihm.
Von Dienstag bis Freitag hatten die 66 Kinder der vier Klassen der Neidlinger Grundschule mit dem bewährten Team vom Zirkus Teckolino ihre Nummern einstudiert, am Samstagmorgen folgte die Hauptprobe vor der großen Aufführung am Nachmittag. Jedes Kind durfte sich für eine Nummer entscheiden – sollte es Trapez oder Trampolin, Akrobatik, Laufkugel, Vertikaltuch oder etwas anderes sein? Zusätzlich zum Einstudieren der eigenen Nummer gab es Workshops und Kreativgruppen: In Letzteren wurden Teckolino-T-Shirts bemalt und das Schulhaus für das Schulfest geschmückt. „Die Kinder haben so viel mehr als ihre Zirkusnummern gelernt, jeder konnte glänzen“, sagte die Schulleiterin Maren Spachmann.
Was manche gut einüben konnten, war Vertrauen, etwa das Vertrauen, dass der Bühnenpartner bei einer gemeinsamen Nummer nicht im falschen Moment loslässt. Bei den Kindern mischten sich Begeisterung und große Konzentration.
Immer wieder gab es kräftigen Applaus, die Umbauten zwischen den einzelnen Nummern gingen blitzschnell, alles war mit jeweils passender Musik unterlegt. Zum Fakir gab es natürlich orientalische Klänge. Bleibt die Frage: Ist das Nagelbrett tatsächlich spitz, oder ist das eine Täuschung? Es ist keine, zeigte der Blick hinter die Kulissen. „Nicht alle Kinder trauen sich da drauf“, sagte eine Expertin des Zirkusteams. Das sei nämlich noch unangenehmer als ein Barfußgang am Strand auf spitzen Steinen. Der junge Fakir verzog bei der Aufführung trotzdem keine Miene, selbst dann nicht, als er mit dem Bauch darauf lag und sich dann auch noch eine junge Dame auf seinen Rücken stellte.
Am Ende kamen den Clowns glatt die Tränen, weil das Programm zu Ende war. Doch es kam ja noch das Finale. Danach dankte Maren Spachmann den Kindern: „Super habt ihr das gemacht. Ihr habt uns zum Lachen, Staunen, manchmal sogar zum Zittern gebracht.“ Die Schulleiterin dankte auch Bürgermeister Jürgen Ebler, denn die Gemeinde hat den Zirkus Teckolino finanziert. „Da hat sich jeder Euro gelohnt“, sagte der Bürgermeister nach der Aufführung. Er kann sich schon mal das Jahr 2027 vormerken: Den letzten Zirkus Teckolino gab es in Neidlingen vor vier Jahren, den nächsten soll es möglichst wieder in vier Jahren geben, sodass jedes Neidlinger Grundschulkind einmal dabei sein kann. Der Eintrittspreis von einem Euro war eher symbolisch, aber das Spendenkörbchen für eine Slackline für die Schule füllte sich gut.
Schulfest mit vielen Aktionen
Auf die Zirkusvorführung folgte das Schulfest, die gesamte Bewirtung mit Burgern und Kuchen hatten die Eltern übernommen. Der Schulchor begrüßte die Gäste, in den Klassenzimmern gab es Präsentationen, die Bläserklasse des Musikvereins Neidlingen lud zum Testen von Instrumenten ein. Dem Teckboten-Reporter gelang beim Saxofon kein einziger Ton, erst bei der Klarinette klappte es. Da war der Junge, der auf dem Flügelhorn „Alle meine Entchen“ und auf dem Tenorhorn „Hänschen klein“ spielte, schon erheblich weiter.