Freizeit
Ein Fall für die „Soko Wuff“

Die Weilheimer Hundetrainerin Jule Störk bietet Krimiwanderungen für Hundehalter und ihre Vierbeiner an. Im jüngsten Fall „Der Tote im Bierfass“ ermitteln die felligen Spürnasen mit vollem Eifer rund um die Limburg den Täter.

Finn lässt sich nicht von den Würstchen am Hut verführen. Foto: Markus Brändli

Am Anfang ist die Aufregung groß, und das ist gleich aus zwei Gründen nicht verwunderlich: Zum einen kennen sich die Vierbeiner teilweise nicht, zum andern müssen sie einen verzwickten Fall lösen. Die „Soko Wuff“ ist am Fuße der Limburg gefragt, den mysteriösen Fall „Der Tote im Bierfass“ zu lösen.

Deshalb treffen sich die „Diensthunde“ mit ihren Zweibeinern am Parkplatz beim Friedhof, um die Ermittlungen aufzunehmen. Es ist Sydney, die quirlige Goldendoodle-Hündin, und ihr Hausgenosse Finn, ein ausgeglichener Golden-Retriever-Rüde. Der selbstbewusste und wuselig-temperamentvolle Joschi ist ein kleiner schwarzer russischer Schoßhund und wiegt keine vier Kilo. Im Kontrast dazu wirkt der schwarz-weise Jagdhund Benji riesig und die schüchterne und vorsichtige Maja besticht durch ihr grau-schwarz-braunes Wuschelfell. Leiterin der Soko ist Hundetrainerin Jule Störk aus Weilheim. Sie hat zu der Krimiwanderung eingeladen, bei der Hunde anhand einer Fährte den Fall erschnüffeln müssen. Angelehnt ist der Freizeitspaß an Exit Games. 

Suche nach dem Mörder

Nachdem sich alle Vierbeiner miteinander bekannt gemacht haben und jeder seinen Platz gefunden hat, wird es ruhig – und dienstlich. Jule Störk setzt ihre Mütze auf, verteilt Dienstausweise an die Teilnehmer und erläutert den bislang bekannten Sachverhalt: „Im Rahmen des traditionellen Fests der Wirtschaft ‚Zum roten Pilz‘ in Weilheim wurde eine männliche Leiche in einem Bierfass aufgefunden. Die Meldung ging durch einen anonymen Anruf bei der Polizeidienststelle ein. Die Identität des Toten ist bisher noch ungeklärt, ebenso, ob es sich um einen Unfall, Selbstmord oder gar Mord handelt.“ Der Fundort des Opfers bietet jedoch Anlass zu Verdachtsmomenten auf Letzteres. Zu klären sind deshalb die Fragen nach dem Motiv und die Suche nach dem Mörder.

Damit das mit der Fährte klappt, ist Jule Störk kurz zuvor die Strecke abgelaufen. Die ganze Zeit hat sie eine mit Nass-Katzenfutter gefüllte Socke hinter sich hergezogen und an fünf Stationen „Beweismittel“ deponiert. Nach der Einweisung kann es losgehen. Die Diensthunde müssen sieben Kärtchen im Gras und im Graben finden, präpariert sind sie wieder mit dem leckeren Katzenfutterduft. „Das ist ein wunderschönes Anzeigeverhalten“, lobt die Hundetrainerin einen ihrer Schüler. Als alle Kärtchen gefunden sind, dürfen die Besitzer die darauf vermerkten „Indizien“ vorlesen. Es sind eine Fülle von Informationen und Namen, die nun von den Zweibeinern verarbeitet werden müssen, während die Diensthunde ein verdientes Päuschen einlegen. 

Hundetrainerin und "Soko Wuff"-Leiterin Jule Störk. Foto: Markus Brändli

Im Lauf der Wanderung und der dabei ermittelten Beweismittel sowie dank der Arbeit der „KTU“ konnte die Identität des Toten geklärt werden, es ist Norbert Schmidt. Es gibt fünf Verdächtige. Um 4.30 Uhr ging der anonyme Anruf ein, Todeszeitpunkt war um 4.20 Uhr, wie der Gerichtsmediziner herausgefunden hat, wobei das Opfer keine Spuren von Gewalt aufwies.

Wie gut die Menschen mit ihren Hunden schon gearbeitet haben, zeigt eine lustige und fiese Aufgabe, die alle mit Bravour meistern. Der Zweibeiner bekommt einen Strohhut aufgesetzt, an dem an Schnüren kleine Saitenwurststückchen wie eine Art Schleier baumeln. Die befinden sich genau auf Schnauzenhöhe, wenn der Mensch sich hinkniet, um dem Hund eine Socke an einem Vorderfuß überzustreifen. Kein Hund erliegt der Versuchung, keiner schnappt nach den Ködern. Danach gibt es natürlich das wohlverdiente Leckerli.

Entspannter Spaziergang

So geht es weiter über die Wege, zwischenzeitlich ist es ein tiefenentspannter Spaziergang geworden, die Hunde, allesamt an der Schleppleine, kommen gut miteinander klar, was die Hundetrainerin zufrieden zur Kenntnis nimmt. Mehr begeistert von den Hunden als ihren Besitzern ist sie beim Puzzeln an Station vier. Die Einzelteile in Tütchen haben die Hunde dazu entdeckt. Während die Zweibeiner mühevoll auf dem unebenen Grasweg versuchen, die einzelnen Teile zusammenzufinden –  es ist der Pilz Faltentintling, der das Gift Coprin enthält –, sind die Vierbeiner ebenfalls voll bei der Sache, stehen und schnüffeln eng beieinander, ohne dass es zu Raufereien kommt – ein Team ist entstanden.

Letzte Hinweise gibt es an Station fünf an einem Abzweig der Weinsteige. Um einen entscheidenden Hinweis zu bekommen, müssen die Hundebesitzer gemeinsam ein Volkslied schmettern. Schnell einigen sie sich auf „Hoch auf dem gelben Wagen“. Die versprochene Information: Der Tote hatte auf dem Fest ein Pilzgericht gegessen und Coprin im Blut. Das hemmt den Abbau von Alkohol und führt zu Kreislaufkollaps.

Am Fuß der Limburg ging es mit der "Soko Wuff" auf "Mördersuche". Foto: Markus Brändli

Nun kommt es am Parkplatz zum großen Finale. Schaffen es die Zweibeiner, den Fall zu lösen? Hilfreich ist die aufgelegte Kork-Pinwand am Heckfenster von Jule Störks Wagen. Darauf werden die Fotos der Verdächtigen drapiert. Es gibt viele kleine Papierstreifen mit Infos zu den Personen und dem Tatablauf. Als alle Streifen „kleben“, wird klar: Das Chaos muss strukturiert werden. Die Frage: Nach Personen oder Uhrzeit sortieren? Schnell einigt man sich auf die Zeitleiste. Ganz schön anstrengend, so eine Ermittlung, der Kopf raucht, das Für und Wider zur jeweiligen Person wird abgewogen. Die ohne Motiv werden als Erstes aussortiert. Am Ende bleiben zwei Verdächtige übrig. Die Entscheidung fällt per „Dienstausweis“ der Kommissare. Der wird zu der KI-generierten Fotografie gesteckt. Am Ende verrät Jule Störk die Lösung. Die Mehrheit hat sich für den „Mörder“ entschieden.

 

Wie Jule Störk auf den Hund kam

Schon von Kindesbeinen an war Jule Störk von Hunden umgeben und konnte prima mit ihnen umgehen. Doch dann kam Hovawart Koda zu ihr, und alles war anders. Der große Blonde verhielt sich einfach anders als alle ihr bis dahin bekannten Hunde. Im Training hat nichts so wirklich funktioniert. Deshalb wollte sie dem Problem auf den Grund gehen, und sie schrieb sich bei „ATN Akademie für angewandte Tierpsycho­logie und Tierverhaltens­training“ in der Schweiz ein. Zweieinhalb Jahre dauerte die Ausbildung, die sie neben dem Studium erfolgreich absolvierte. „Dass ich mich dann auch noch als Hundetrainerin selbstständig mache, war so eigentlich nicht geplant“, erzählt sie lachend. Wer seinen Hund versteht, kann besser mit ihm umgehen. Dazu kommen rassetypische Unterschiede. Für sie fängt der Hundekauf lange vor dem Einzug des Vierbeiners an. „Ich berate, welche Rasse zu den Bedürfnissen und Wünschen des künftigen Hundebesitzers passen“, so Jule Störk. Ist der Verbeiner schon mal da und das Mensch-Tier-Gespann läuft nicht rund, müssen die Besitzer bereit sein, sich zu ändern. Weitere Infos gibt es unter www.hundlic.de. ih