Gibt es einen idealeren Ort, um die heimischen Streuobstwiesen zu würdigen als das Freilichtmuseum des Landkreises? Wohl kaum, dachte sich so mancher, der gestern zum Mostfest kam. Die historischen Gebäude stehen inmitten alter Streuobstwiesen. Und an nicht wenigen der Bäume bogen sich noch die Äste unter der Last der Früchte. Deshalb hieß es auch: „Probieren erlaubt“ - wer wollte, konnte Äpfel und Birnen direkt vom Baum naschen. Oder an den zahlreichen Ständen im gesamten Museum Erzeugnisse aus heimischem Streuobst probieren - vom Apfelkuchen aus dem Backhäusle bis hin zu Birnen-Schaumwein oder Obstbränden.
Ein Erlebnis für die kleinen Museumsbesucher ist jedes Jahr die große Mostpresse und Obstmühle, die die Kinder unter fachmännischer Anleitung selbst bedienen dürfen. Der frisch gepresste Apfelsaft konnte direkt ins Probierglas oder eine Flasche gefüllt werden.
In der Pädagogikscheune konnten die Kleinen Apfelmus selber machen, während die Erwachsenen an der Schaubrennerei der Familie Bosch beim Veredeln des Mosts zu Bränden zusehen konnten. Im Bienen-Areal auf dem Museumsgelände überzeugten sich die Besucher, wie wichtig die kleinen Honiglieferanten für die Streuobstwiesen sind. Denn ohne das Bestäuben durch Biene und Co. könnten die Bäume keine Früchte tragen. Wer genug vom Streuobst hatte, ließ sich von Gerhard Bader aus Hattenhofen in die Kunst des Dengelns von Sicheln und Sensen einweisen. Außerdem zeigte Albrecht Haplik im Albdorf des Museums, wie zu Großmutters Zeiten Spitzkraut gehobelt und eingestampft wurde.
Schwäbischen Erfindergeist präsentierte Siegfried Rau, ebenfalls aus Hattenhofen, auf halbem Weg zur Pädagogikscheune. Er hat ein Apfelsammelgerät erfunden, das mittlerweile von einem großen Gartengerätehersteller vermarktet wird. Seine neueste Obstsammel-Erfindung konnten die Museumsbesucher direkt vor Ort ausprobieren.
Im Schafstall zeigte der Kreisverband der Obst- und Gartenbauvereine Nürtingen (KOV) eine Apfel- und Birnenausstellung. „Wir haben 155 Apfelsorten und 35 Birnensorten hier“, sagte der stellvertretende KOV-Vorsitzende Rolf Wohlfahrt. Alle Sorten wurden von den Mitgliedern zur Verfügung gestellt. Für „Goldparmäne“, „Rosenapfel vom Schönbuch“, „Süße grüne Schafsnase“ und Co. interessierte sich auch das Fernsehen. Der SWR drehte gestern den ganzen Tag lang für die Sendung „Treffpunkt“.
Sendung: Mit insgesamt fünf Kamerateams und Moderatorin Sonja Faber-Schrecklein war der SWR vor Ort. Die Sendung wird am Sonntag, 14. Oktober, um 18.45 Uhr im SWR ausgestrahlt.