Weilheim · Lenningen · Umland
Ein Geburtstag, den niemand vergisst

Schaltjahr Dass sie am 29. Februar geboren ist, hat Rose Bachmair nie am Feiern gehindert, im Gegenteil: Bei ihr ist das Fest sogar alle vier Jahre etwas größer. Die begeisterte Bergsteigerin wird 80 Jahre alt. Von Karin Ait Atmane

Rose Bachmair kann diese Jahr mal wieder am "richtigen" Datum feiern. Ausgefallen ist ihr Geburtstag aber auch sonst nicht. Foto: Karin Ait Atmane

Als vierfache Oma den 20. Geburtstag feiern: Das ist nicht zu schaffen. Außer, man ist wie Rose Bachmair in einem Schaltjahr am 29. Februar geboren. Die Weilheimerin kann dieses Jahr mal wieder am richtigen Datum Gäste einladen – und ein runder Geburtstag ist es noch dazu, denn sie wird 80 Jahre alt.

Ob man am Geburtstag selbst oder ein paar Tage vorher oder danach feiert – für Erwachsene spielt das meistens keine Rolle, für Kinder schon. Die kleine Rose, damals noch nicht Bachmair, sondern Lamparter, lief zudem Gefahr, dass ihr Geburtstagsfest mit dem ihres Vaters Anfang März zusammengelegt wurde. Dagegen hat sie sich gewehrt und erfolgreich auf „ihren“ Monat gepocht. „Wir haben immer am letzten Februar gefeiert“, sagt sie. „Ich durfte auch immer jemand einladen.“

Jedes vierte Jahr fiel die Feier dann aber doch etwas größer aus, das ergab sich von selbst auch noch im Erwachsenenalter. „Da sind die Leut’ von allein gekommen, weil sie wussten, die Rose hat Geburtstag“, sagt die Weilheimerin. Sie hat im Grunde alle vier Jahre einen „runden Geburtstag“.

Datum hat auch Vorteile

So gesehen sei ein Geburtsdatum wie ihres eigentlich auch von Vorteil, meint sie, schließlich könne man das nicht vergessen. Und einmal, als sie schon erwachsen war, lud eine Esslinger Konditorei alle „Schalttaggeborenen“ zu einem Stück Torte ein. Rose Bachmair hat sich das nicht entgehen lassen und festgestellt, dass sich die Zahl der am 29. Februar geborenen wohl in Grenzen hält. „Es waren nicht viele da“, sagt sie, und auch sonst hat sie nicht besonders viele 29/2-Geborene in ihrem Leben kennengelernt.

Zur Feier ihres 80ers wird die Ur-Weilheimerin mit ihrer Familie zum Essen gehen. Davor gibt es für einen größeren Kreis von Gästen Kaffee, Kuchen und einen „Ständerling“ bei ihr zu Hause in der Weilheimer Altstadt. In diesem 500 Jahre alten Haus hat sie immer gelebt, als Kind, als Erwachsene mit ihrer Familie und heute noch. Die steilen Stiegen zur Wohnung stören sie nicht, im Gegenteil: Die halten fit. Früher hat Rose Bachmair sie gern zum Trainieren genutzt, täglich „zigmal“ hoch und runter, bevor sie zu einer Bergtour aufbrach. Mehr als 300 Gipfel hat sie gemacht, den Großteil davon mit ihrem mittlerweile verstorbenen Mann. Schließlich waren die beiden sich auch in den Bergen über den Weg gelaufen und hatten festgestellt, dass er – ein Österreicher – in Kirchheim lebte und in der örtlichen Gruppe des Deutschen Alpenvereins aktiv war. So kam Rose Bachmair zum DAV, zu ihrem Mann und zu vielen tollen Touren, bis in 4300 Meter Höhe. „Das war wirklich schön“, sagt sie.

„Viel fortgekommen“ ist Rose Bachmair aber immer, auch schon in jungen Jahren. Mit grade mal 14 machte sie mit einer Freundin und dem Zelt eine Radtour ins Allgäu. Ihr Vater unterstützte das, er habe „viel Vertrauen gehabt“, erzählt sie. Vielleicht hat sie das selbstsicher und mutig gemacht – beides brauchte sie in den Bergen oder beim Klettern, das sie ebenfalls zeitweise betrieben hat. Und auch an Neues hat sich die Weilheimerin immer wieder gewagt. Es ist nicht einmal zehn Jahre her, dass Rose Bachmair im Urlaub in Südtirol bunte Gleitschirmflieger in der Luft gesehen und kurz entschlossen einen Tandemflug gebucht hat: „Das tät ich gleich wieder machen, das hat mir gut gefallen.“

In einem Buch hat sie die Erinnerungen an Berg- und Radtouren und andere wichtige Dinge notiert. „Wahnsinn, wo ich schon überall war!“, sagt sie beim Blättern. Am liebsten war und ist ihr, wenn es auf und ab geht. Flachlandwandern ist eher nicht ihr Ding, lieber geht sie ins Allgäu oder „läuft auf die Alb nauf“. Allerdings werde es zunehmend schwierig, Leute in ihrem Alter zu finden, die bei solchen Sachen mitmachen. Sie selbst „springt“ noch immer gern auf die Limburg, auch zwei Mal nacheinander, wenn sie in ihrem Weinberg gearbeitet hat. Denn 1996 hat Rose Bachmair mit ihrem Mann dort einen Wengert gekauft, den sie noch heute bewirtschaftet, jetzt zusammen mit einer ihrer Töchter. Das macht ihr Freude und fällt ihr leicht, von der Arbeit an den Reben bis hin zum Ausbau. Im Keller steht dann das Fässle mit dem Hauswein, einem Souvignier Gris. Den gibt es auch beim Ständerling an ihrem Geburtstag zu trinken.