Zwischen Neckar und Alb
Ein Genie liebt den Gleichklang

Musik Thomas Bauer unterrichtet seit vielen Jahren in Schlierbach Akkordeon, Klavier und Blockflöte. Als Dirigent hat er es sogar zum Weltmeistertitel geschafft. Von Rainer Kellmayer

Der Start war eher unspektakulär. Als Thomas Bauer 1987 die Dirigentenstelle beim Akkordeon-Orchester Baltmannsweiler antrat, hatte er zwar zuvor das Studium am Hohner-Konservatorium in Trossingen mit Bestnote abgeschlossen, seine Praxis in puncto Orchesterleitung war jedoch eher überschaubar. „Ich wurde auf dem Schurwald freundlich aufgenommen und von den Orchestermitgliedern tatkräftig unterstützt“, blickt der 60-Jährige zurück.

Inzwischen ist er ein deutschlandweit gefragter Experte: Bauer hat die Akkordeonorchester in Baltmannsweiler, Uhingen und Köngen zu zahlreichen nationalen und internationalen Erfolgen geführt. Auch als Bearbeiter von Musikwerken für das Akkordeon machte er sich einen Namen. Schnell wurde die Fachwelt auf den jungen Dirigenten aufmerksam. „Über die Anfrage des Landes-Akkordeon-Orchesters Berlin, die musikalische Leitung zu übernehmen, habe ich mich sehr gefreut“, erzählt Bauer, der 2006 zusätzlich die Dirigentenstelle beim Sinfonischen Akkordeonorchester Hessen und später die Leitung des Landesorchesters im Saarländischen Akkordeon-Verband übernahm. Trotz dieser bundesweiten Dirigierverpflichtungen ist der Schorndorfer bodenständig geblieben. „Für mich sind die wöchentlichen Proben bei den Heimatvereinen Highlights.“ Die konsequente Arbeit des eloquenten Musikers mit den Vereinen hat reiche Früchte getragen. 1992 stellte der Dirigent aus den Orches­tern in Uhingen und Baltmannsweiler ein Großensemble zusammen, das beim „Internationalen Akkordeon Festival“ in Innsbruck, der Weltmeisterschaft des Akkordeons, im Höchststufen-Wettbewerb eine starke Leistung ablieferte. Der Lohn: Die Auszeichnung mit dem ersten Preis und Mitwirkung am Galakonzert beim Festival im Jahr 1995. Drei Jahre später holte Bauer beim World-Festival mit Baltmannsweiler erneut Platz eins. „Wir erhielten daraufhin eine Einladung zum Galakonzert 2001 nach Innsbruck und bereiteten hierfür ein besonderes Programm vor“, erinnert sich Bauer. Der komplett vorgetragene Zyklus „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgsky. Immer wieder errangen auch die Akkordeonorchester aus Uhingen und Köngen Preise bei Wertungsspielen und Wettbewerben. „Die Orchesterspieler sind meine Kameraden, mehr noch: meine Freunde.“ Mit dieser Einstellung begegnet er auch seinen Schülern an der Musikschule Ebersbach-Schlierbach. Dort unterrichtet er seit vielen Jahren Akkordeon, Klavier und in der Grundstufe Blockflöte. Dabei ist ihm wichtig, den Einzelnen individuell zu fördern. „Mein Credo in der Orchesterarbeit ist, Harmonie und Homogenität zu schaffen und die Charaktere, Stärken und Schwächen der Musiker zum musikalischen Ganzen zusammenzufügen.“ Die faszinierende Kraft der Integration sei für ihn die Musik. Sie helfe, Grenzen auszutesten und zu überschreiten. Diese Einstellung begleitet Thomas Bauer durch das ganze Berufsleben und ist Quelle weiterer großer Erfolge. Bleibt einem so vielbeschäftigten Musiker noch Zeit für Hobbys? „Eigentlich nicht“, sagt Thomas Bauer. Aber etwas fällt ihm doch noch ein: sein selbst gebauter Holzofen, in dem eigene Brote gebacken werden.