Neidlingen. Das Tolkien‘sche Auenland bekommt in Neidlingen auf dem Grundstück unterhalb des Schützenhauses bald eine Zweigstelle. Dort richtet die Gemeinde Neidlingen einen Waldkindergarten ein und hat sich für einen passenden Schutzwagen entschieden. „Er sieht aus wie ein Hobbitwagen aus dem Auenland“ sagt die Neidlinger Architektin Petra Feller zu dem Rundwagen mit seinen markant geschwungenen Fenstern.
Vier Vorschläge hatte sie dem Gemeinderat vorgelegt, zu Kosten zwischen rund 94 000 und 146 000 Euro. Das günstigste Modell schied aus. Bei einer Maximalbreite von 2,50 Metern hätte es den Kindern nicht den vorgeschriebenen Platz geboten. Die anderen drei Wagen lagen mit Bruttopreisen von 131 000 Euro bis 146 000 Euro nahe beieinander.
Das galt auch für die langen Lieferzeiten: Die Nachfrage nach derartigen Wagen ist derzeit groß, denn mit einem Waldkindergarten lassen sich ziemlich schnell und relativ kostengünstig dringend benötigte Kindergartenplätze schaffen. In Neidlingen werden sie gebraucht, weil der Kindergarten Wasserschloss durch das Neubaugebiet Schießhütte und Ukraine-Flüchtlinge mit Kindern nicht mehr ausreicht. Der Wagen soll im Frühjahr 2023 geliefert werden. Da der Waldkindergarten schon 2022 eröffnet werden soll, braucht es also eine Zwischenlösung. Wahrscheinlich werden die Kinder bei schlechtem Wetter vorübergehend im Mehrzweckraum des Kindergartens Wasserschloss einen Unterschlupf finden.
„Am Schützenhaus sind an schönen Tagen viele Menschen unterwegs“, sagt Petra Feller. Deshalb lege die Gemeinde Wert darauf, dass der Wagen schön aussehe. Der Hersteller aus Breisach verwende für seine Rundwagen heimische Hölzer und Naturmaterialen, die Fassade bestehe aus Douglasie oder Lärche, die Dämmung aus Hanf. Der Strom wird über Solarpanels erzeugt und es gibt eine mit Gas betriebene Teeküche, eine Trockentrenntoilette sowie einen Holzofen. Denn das Grundstück hat keinen Stromanschluss, keinen Kanalanschluss und kein Wasser.
Die Details will Petra Feller nun mit dem Bauherrn und dem Träger – also der bürgerlichen Gemeinde und der evangelischen Kirchengemeinde – und den Erzieherinnen besprechen. „Das ist wie bei einer Einbauküche“, sagt sie. „Lieber geschlossene Schränke oder offene Regale?“ Was aber schon feststeht: Der Wagen bekommt an der Stirnseite einen Notausgang mit Panikschloss und entsprechender Beschriftung.
Mit entsprechender Pflege halte so ein Wagen 25 Jahre, sagt Petra Feller. Das sei viel länger als die Genehmigung zum Aufstellen, die erst einmal für fünf Jahre gelte. Sie kann aber immer wieder verlängert werden. Den Rundwagen gäbe es statt mit einer Breite von drei Metern auch mit 3,80 Metern. Dann allerdings wäre wegen Überbreite ein Sondertransport mit Polizeischutz nötig. Deshalb bevorzugt die Gemeinde Neidlingen für ihre „Hobbits“ die etwas kleinere Version. Peter Dietrich