Noch sieht es von außen aus, als ob der Verpackungskünstler Christo am Werk gewesen wäre. Mit Kunst hat diese Folienpracht jedoch nichts zu tun - sie ist aus rein pragmatischen Gründen von Felix Breckel, Bauherr und Zimmermann in Personalunion, angebracht worden. „Das ist für die Winddichtigkeit und gegen die Nässe. Später kommt eine Holzschalung drüber“, erklärt er.
Es ist ein reines Holzhaus, das Felix Breckel derzeit baut, sogar die großdimensionierten Schrauben sind aus dem nachwachsenden Material. Das passt zum gesamten Umfeld. Eine gackernde Hühnerschar samt stolzem Gockel ist auf der großen Wiese rund ums Haus auf Nahrungssuche, an deren Ende die Lauter plätschert. Maschinenlärm ist von der nahegelegenen Werkstatt zu hören. Es ist Felix Breckels Freund Valentin Bauer, ein Handwerks-Allrounder, der hier schafft. Er wohnt mit seiner Familie im sanierten alten Haus, in dessen großzügigem Garten der Holz-Neubau steht.
„Es ist das beste System, ein Haus zu bauen“, schwärmt Felix Breckel von seinem künftigen Zuhause. Holz ist für den Zimmermann schlicht das perfekte Material dafür - und günstig im Verhältnis zu gleichwertigen Werkstoffen mit entsprechenden Dämmwerten. „Holz ist Speichermasse für Wärme im Winter und Kühle im Sommer“, erklärt er. Bewusst hat er sich für die Marke „Nur-Holz“ aus dem Schwarzwald entschieden, den „Mercedes“ unter den Holzhäusern, wie er es nennt. 30 Zentimeter dick sind die Außenwände, je nach Statik variieren die Innenwände zwischen 12 und 16 Zentimetern. Der Zimmermann schlägt mit dem Bau seines Hauses gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen schafft er ein Heim für die fünfköpfige Familie, zum anderen wird es auch als Musterhaus fungieren, denn Felix Breckel ist mittlerweile Vertriebspartner der Firma Rombach in Oberharmersbach, die „Nur Holz“ entwickelt hat.
Die Wände bestehen aus mehreren Lagen Holz, das senkrecht, waagrecht und diagonal ohne Leim zusammengepresst ist. Das liegt an den großen Holzschrauben, bei der jeder Gewindegang 100 Kilogramm Gewicht hält. „Die Schraube nimmt die Umgebungsfeuchte der Brettlagen auf, quillt auf und verbindet sich somit unlösbar mit dem Umgebungsholz“, beschreibt die Firma ihr System. Mit Nut und Feder sind die einzelnen Wandelemente verbunden. „Dank dieser Wände können wir auf die herkömmliche Wärmedichtung verzichten“, erklärt der Zimmermann. Die Fichten sind aus Hochlagen im Schwarzwald. Dort wachsen sie langsam, und die Jahresringe liegen eng beieinander.
Mit dem Tieflader wurden die einzelnen Elemente Anfang Dezember angeliefert, das schwerste wiegt 2,2 Tonnen. „Das waren fünf Lkw voll Holz“, erzählt Felix Breckel. Steht das Haus komplett da, sind 180 Kubikmeter dieses Rohstoffs verbaut. Eigentlich hätte das Aufrichten in fünf Tagen über die Bühne gehen können, doch das Wetter hat den fleißigen Handwerkern einen ordentlichen Strich durch die Rechnung gemacht: Heftige Stürme und dazu noch matschiger Boden führten zu Zwangspausen, sodass es drei Wochen dauerte, bis der Rohbau stand. Es gibt keinen Keller, dafür eine 25 Zentimeter dicke Betondecke. „Der Boden ist wasserdicht, und eine Folie dient als feuchtigkeitsbrechende Schicht“, sagt der Zimmermann. Darauf kommt - wie kann es anders sein - ein Holzboden. Ohne Keller ist das Haus um vieles günstiger, dafür baute Felix Breckel in die Breite, um Platz für Haustechnik und Stauraum zu haben.
Schwere Lehmplatten lagern stapelweise im Rohbau, denn bei Felix Breckel kommt ein besonderes Heizsystem zum Einsatz. „Nur die Außenwände sind temperiert“, erklärt er. Zwei Kupferrohre werden dazu in der Wand verlegt, eines oberhalb des Bodens, eines unterhalb der Fenster. Die Rohre erwärmen den Lehm, es gibt keinen Luftzug. „Man muss zwei bis drei Grand weniger heizen. Lehm ist extrem temperaturausgleichend“, nennt er die Vorteile. Damit auch bei eisigen Temperaturen niemand friert, muss ein spezieller Heizungsfachmann den Plan des Neubaus genau unter die Lupe nehmen und entsprechend berechnen. In der Lehmwand findet sich auch der Kabelkanal. Schalter und Steckdosen müssen nur reingebohrt werden.
Eine Tapete wird man im Haus auch im fertigen Zustand nicht finden. „Vielleicht lasiere ich die eine oder andere Wand weiß“, ist Felix Breckel noch am Überlegen. Was Besonderes haben er und seine Frau sich im Schlafzimmer gegönnt: eine Wand aus Zirbenholz. „Das wirkt sich harmonisierend auf den Herzschlag aus“, ist er überzeugt. Vor allem aber ist die Wand ein Augenschmaus, und der Duft kribbelt angenehm in der Nase. Das Dach, gedämmt mit Holzweichfasern, stellte ihn vor eine gewisse Herausforderung, 50 Grad Neigung waren vorgeschrieben. Dadurch sind aber zwei Zimmer besonderer Güte entstanden: die lichte Höhe beträgt etwa viereinhalb Meter - und lässt Platz für Freiräume sämtlicher Art.
Info Ab sofort ist immer donnerstags von 17 bis 18 Uhr bis in den Sommer Tag der offenen Baustelle. Stelle 6 in Dettingen lautet die Adresse. Dort informiert Zimmermann und Bauherr Felix Breckel über die Besonderheiten seines Holzhauses.