Lecker aufs Land“ – In der unterhaltsamen Sendung beim SWR kochen, backen und basteln sich Landfrauen durchs Jahr. Eine schöne Sendung, finden die Frauen, die an diesem Vormittag zusammen frühstücken, aber sie haben mehr zu bieten, denn dies sei nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was sie ausmacht.
Ursprünglich entstand ihre Organisation als Zusammenschluss von Frauen im ländlichen Raum, die sich austauschen und Neues kennenlernen wollten. Heute geht es um nichts weniger als die Gestaltung der Zukunft miteinander, sie verstehen sich als wichtigen Teil der Zivilgesellschaft. Das schnelle Internet, das Bildungszeitgesetz, Mammografie und Mütterrente sind nur ein paar Bereiche, in denen sie Erfolge erzielen konnten.
Infrastruktur ist ein Thema
Das große Thema ist die zukunftssichernde Infrastruktur im ländlichen Raum, damit genügend Kindergärten, Schulen, ärztliche Versorgung und Einkaufsmöglichkeiten in der Region vorhanden sind. Sie sind stark aufgestellt in Bildung und Weiterbildung. In Vorträgen, Kursen und Workshops werden gezielte Angebote gemacht. Aktuelle Trends im Bewegungs- und Gesundheitsbereich, Sprachkurse, kommunale Schulungen, zeitlich begrenzte Projekte wie Chorarbeit, Mutter-Kind-Gruppen, der Kurs „Schwungfeder“ für die Frau über 50 gehören genauso dazu wie spezielle Schulungen, die den beruflichen Wiedereinstieg während oder nach der Familienphase erleichtern.
In 22 Landesverbänden sind 450 000 Frauen deutschlandweit zusammengeschlossen, das mache jede Volkpartei neidisch, erklärte die Bildungsreferentin Carmen Rouhiainen. Bei jeder Veranstaltung erweitern geladene Experten den Bildungshorizont. Auf dem Programm der Hepsisauer Ortsgruppe steht demnächst das Thema „Vorsorgende Papiere, Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht“, aber auch ein Besuch des Wetterdienstes in Stuttgart oder der Besuch in der Wibele-Manufaktur Bosch in Uhingen.
Ihr Programm ist vielfältig und hat für jede etwas zu bieten, lässt aber von ihrem eigentlichen Problem, der Überalterung, nicht ablenken. Monika Deyle, Vorsitzende des Kreisverbands Nürtingen, erklärt, dass die Altersstruktur bei ihnen zwischen Ü 70 und 93 Jahren liegt. „Es wäre schön, die jüngeren Generationen zu erreichen.“ Die Töchter und Schwiegertöchter hätten eine gewisse Scheu in derselben Veranstaltung wie Mutter oder Schwiegermutter zu sitzen, seien aber auch beruflich und familiär mehr eingespannt.
Ergänzung zu anderen Vereinen
Umso erfreulicher, dass an diesem Vormittag zwei junge Damen einen Neuanfang in Owen wagen wollen. Stephanie David, 31 Jahre alt, und Theresa Lieb, 29, wollen es wissen. Der Ortsverband der Landfrauen wurde vor zwei Jahren aufgelöst. Stephanie David, Realschullehrerin in Elternzeit, wollte kreativ sein und hatte Lust, etwas Neues zu gestalten, wie ihre Freundin Theresa Lieb, Krankenschwester.
Zu einem ersten Treffen kamen 15 Freundinnen, die Interesse hatten. Inzwischen ist die Whatsapp-Gruppe auf über 50 Interessierte angewachsen, die Lust haben, etwas zu unternehmen. „Der Bedarf ist da, wir verstehen uns als Ergänzung zu den übrigen Vereinen vor Ort“, freuen sich die beiden Gründerinnen und hoffen, dass der Neuanfang gelingt.
Info Die Neugründung der Landfrauen Owen findet am Dienstag, 5. März, um 18.30 Uhr in der Bernhardskapelle in Owen statt. Alle Interessentinnen sind dazu eingeladen.
Schlagkräftiger Zusammenschluss
Organisation Der Landfrauenverband Württemberg-Baden ist ein parteipolitisch unabhängiger und überkonfessioneller Frauenverband. Mit seinen 53 000 Mitgliedsfrauen ist er die größte Frauenorganisation im Ländle. Sie sind in 24 Kreis- und Bezirksvereinen und mehr als 600 Ortsvereinen organisiert. Das 1984 gegründete Bildungs- und Sozialwerk des Landfrauenverbandes Württemberg-Baden ist Träger der ländlichen Erwachsenenbildung. Dienstsitz der drei Landesverbände Württemberg-Baden und des Bildungs- und Sozialwerks ist Stuttgart. In Deutschland sind 450 000 Frauen organisiert.
Landesebene Seit 1984 besteht die Arbeitsgemeinschaft der drei Landfrauenverbände in Baden-Württemberg mit den Landfrauenverbänden Südbaden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern. Derzeit haben sich auf Landesebene mehr als 80 000 Frauen zusammengeschlossen. hs