Drei Ziele auf einen Streich
Ein Märchenschloss und zwei Höhlen

Das Schloss Lichtenstein und die Nebelhöhle bei Sonnenbühl genießen Weltstatus. Weniger bekannt ist die kleine Olgahöhle in Honau, die dennoch eine Sonderstellung in Deutschland einnimmt.

Direkt am Albtrauf erhebt sich das Schloss Lichtenstein und ist vom Tal aus schon von weitem auszumachen. Foto: Stephanie Reusch

Drei Ziele an einem Tag! Mit diesem Versprechen locken wir unsere beiden Töchter ins Auto und starten zu einem Familienausflug auf die Reutlinger Alb.

Unser ers­tes Tagesziel ist die Nebelhöhle. Nachdem wir 141 Stufen abgestiegen sind, folgen wir ohne Führung einem breiten, von Geländern gesäumten Weg durch die 450 Meter lange Höhle. Hier kommen wir aus dem Fotografieren gar nicht mehr heraus. Immer neue, überwältigend hohe Tropfsteine zeigen sich, eine Höhlenhalle folgt der anderen, und sogar ein unter­irdi­scher See ist zu bestaunen.

Überwältigend hohe Tropfsteine kann man in der Nebelhöhle bestaunen - und sogar einen unter­irdi­schen See. Foto: Stephanie Reusch

Am berühmten abgesägten Tropfstein verharren wir und betrachten den Stumpf. Heute wäre es undenkbar, aber 1961 hatte man sich nicht gescheut, den größten Tropfstein der Höhle in Scheiben zu schneiden, um damit das Stuttgarter Schloss zu vertäfeln.

Bevor wir gehen, kaufen wir den Kindern zum Andenken Plüschfledermäuse. Am Kiosk des „Maultaschenwirtes“ lacht uns die Speisekarte an, doch so früh am Morgen sind wir noch nicht hungrig. Nach einem kurzen Aufenthalt auf dem Spielplatz im Wald geht es zurück zum Auto.

Kinder freuen sich über eine Plüsch-Fledermaus. Foto: Stephanie Reusch

Unser nächstes Ziel ist das Schloss Lichtenstein. Wilhelm Graf von Württemberg hat es ab 1840 in nur zwei Jahren als Aufbewahrungsort für seine gesammelten Kunstgegenstände nach seinen romantisierenden Vorstellungen über mittelalterliche Ritterburgen bauen lassen. Bis zum Beginn unserer Führung schauen wir uns den Burghof an, dann gehen wir auf einer Holzbrücke über einen tiefen Abgrund zum Märchenschloss, das auf einem Felssporn thront. Nach Waffenhalle, Kapelle und Trinkstube geht es die Treppe hoch zu Rittersaal und Ahnensaal. Beeindruckend finden wir die kleine Ritterrüstung eines elfjährigen Jungen. Von allen Gemälden gefällt uns am besten der „Schütze vom Lichtenstein“ – egal, von welcher Seite wir ihn betrachten, mit seiner Armbrust zielt er stets genau auf uns.

Nach der Führung haben wir erst einmal Hunger. Einkehrmöglichkeiten gibt es in der Schlossschenke sowie im Alten Forsthaus. Wer es rus­ti­ka­ler mag, kann auch die Grillstelle auf dem schön gelegenen Spielplatz nutzen.

Frisch gestärkt spazieren wir weiter durch den Wald zur Ruine Alt-Lichtenstein und kommen an herrlichen Aussichtsfelsen vorbei. Auf das Schloss hat man von hier aus immer neue Perspektiven. Unter uns im Tal fließt die Echaz, und gegenüber erheben sich die mächtigen Traifelbergfelsen. Das Wilhelm-Hauff-Denkmal erinnert an den Roman „Lichtenstein“ des großen Schriftstellers von 1826.

Wer gern wandert, kann Lichtenstein und Nebelhöhle auch mit dem Premiumwanderweg „Hochgehträumt“ verbinden. Auf knapp elf Kilometern führt dieser ausgeschilderte Rundwanderweg ohne nennenswerte Höhenunterschiede größtenteils auf Pfaden im Wald am aussichtsreichen Albtrauf entlang und auf Feldwegen durch Wiesen wieder zurück.

Direkt neben dem Lichtenstein ist ein Kletterwald gelegen. Den schaffen wir heute aber zeitlich nicht mehr, denn wir haben noch ein drittes Ziel im Auge: die Olga­höhle in Honau. Sie hat nur an zehn Tagen im Jahr geöffnet, kann mit ihren gerade einmal 114 Metern Länge jedoch mit einigen Superlativen auftrumpfen: Sie ist die erste elektrisch beleuchtete Schauhöhle und die größte Tuffhöhle Deutschlands sowie die einzige Tuffhöhle der Schwäbischen Alb. Tuffhöhle bedeutet, dass sie keine durch Kalklösung entstandene Karsthöhle ist, sondern dass um den Hohlraum herum Tuffgestein durch Kalkablagerung gewachsen ist. Dieses Phänomen nennt man Primärhöhle.

Der „Blumenkohlsinter“ in der wenig bekannten Olgahöhle hat eine interessante Entstehungsgeschichte. Fotos: Stephanie Reusch

So gibt es in ihrem Inneren auch kaum Tropfsteine, dafür umgangssprachlich „Blumenkohlsinter“ genannte Kalktuffgebilde. Wir erfahren, dass wir dem Honauer Tuff heute schon einmal begegnet sind: Er wurde als Baustein für den Lichtenstein verwendet.

Infos rund um Nebelhöhle, Schloss  Lichtenstein und Olgahöhle

Anfahrt, Öffnungszeiten und Eintrittspreisen von Schloss, ­Höhlen und Kletterwald
www.schloss-lichtenstein.de
www.hoehlen.sonnenbuehl.de
www.olgahoehle.de
www.abenteuerpark-schloss­lichtenstein.de
Eine Beschreibung des Wanderweges gibt es unter www.hochgehberge.de/touren/hochgehtraeumt-premiumwanderweg-in-lichtenstein/