Es ist das letzte große Projekt, das Hendrik van Woudenberg in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer der Jugendhilfeeinrichtung Ziegelhütte abschließen kann: Am Wochenende wird der Alte Schafstall am Randecker Maar eröffnet. Der Samstag bildet zugleich den offiziellen Auftakt der Biosphärenwoche. Die Ziegelhütte liegt am nördlichen Rand des Biosphärengebiets Schwäbische Alb.
Nach wie vor wundert sich Hendrik van Woudenberg über eine optische Täuschung, wenn er den Neubau betrachtet: „Das Gebäude wirkt eigentlich
größer als der Alte Schafstall, obwohl es genau dieselben Ausmaße hat. Das liegt sicher daran, dass das alte Gebäude nur fünf Meter von der Straße entfernt war und außerdem unterhalb des Straßenniveaus lag. Der Neubau ist zehn Meter von der Straße entfernt und liegt über dem Straßenniveau. Deshalb wirkt er größer und wuchtiger.“
Baustelle kurz vor der Eröffnung
Wenige Tage vor der Eröffnung sah es im „neuen Alten Schafstall“ noch sehr nach Baustelle aus. Symbolisch dafür stand ein Flügel, mit Folie abgedeckt, einsam im großen Saal. Beim Flügel handelt es sich um eine Win-Win-Situation, wie er für den gesamten Neubau typisch ist: „Das Instrument gehört einem Mitarbeiter, der bei sich zuhause keinen Platz dafür hat.“ Der Mitarbeiter hat also den Vorteil, seinen Flügel irgendwo unterstellen zu können, wo er zudem regelmäßig zum Üben vorbeikommt, und die Ziegelhütte verfügt über ein prächtiges Instrument für den Alten Schafstall.
Ein ähnliches Bild bei der Bildenden Kunst: Die Leisten und die Schnüre waren schon da, nur die Bilder einer Ausstellung fehlten noch. Nicht anders am Treppenaufgang, der zu den Verwaltungsräumen im ersten Obergeschoss führt. Dort ist als Kunst am Bau ein extrem breites und zugleich extrem flaches Alb-Panorama in Schwarz-Weiß vorgesehen.
Dazu ist allerdings zu bemerken: Es wäre alles andere als sinnvoll gewesen, die Bilder bereits vor der großen Endreinigung aufzuhängen, die den letzten Baustellen-Akt vor der Eröffnung darstellt. Hendrik von Woudenberg ist mehr als beeindruckt vom neuen Gebäude: „Ich finde es wunderschön hier. Wir haben schöne neue Büros. Vor allem der Saal ist richtig toll, erst recht in Verbindung mit den Außenanlagen. Das wird noch richtig schön, wenn es erst mal ein bisschen grüner ist.“

Der Saal, die Außenanlagen, der Flügel und die Bildende Kunst: Das alles lässt erkennen, dass die Ziegelhütte sich im, mit dem und durch den Alten Schafstall auch als Kulturzentrum nach außen öffnen will. Hendrik van Woudenbergs Credo lautet in diesem Zusammenhang: „Kultur bereichert das Leben.“ Deshalb gibt es zur Eröffnung auch die Kulturtage, die bis Ende Juni dauern. Dazu zählt aus seiner Sicht sogar die Fan-Kultur – obwohl er selbst mit dem Fußball nicht allzu viel am Hut hat: „Ich könnte mir vorstellen, dass wir im Saal auch gemeinsam die EM-Spiele auf einer großen Leinwand anschauen können.“
Was er sich ebenfalls vorstellen kann: auch über das Ende seiner Arbeitszeit hinaus an der Entwicklung des Kulturzentrums Alter Schafstall mitzuwirken – „aber nur, wenn es gewünscht ist“. Bei den Bürgerveranstaltungen seien sehr viele Ideen für kulturelle Angebote und für eine öffentliche Nutzung des Alten Schafstalls gesammelt worden.
Ein würdiger Schlusspunkt
Offiziell hat Hendrik van Woudenberg nicht mehr sehr viel Zeit, sich um die Zukunft dieses Langzeitprojekts zu kümmern: Sein letzter Arbeitstag vor dem Ruhestand ist der 31. August. Danach folgen zwei Monate mit einer 50-Prozent-Stelle als Übergangs- und Einarbeitungszeit für den Nachfolger. „Lange Zeit konnte ich es mir überhaupt nicht vorstellen, richtig aufzuhören“, sagt er. „Jetzt erkenne ich aber neue Perspektiven und neue Dinge, die ich in Angriff nehmen möchte – privat oder auch künstlerisch.“
Die Ziegelhütte bezeichnet Hendrik van Woudenberg als „das Beste, was mir passieren konnte“. Insgesamt hat er rund 30 Berufsjahre – mit Unterbrechungen – am Michaelshof und an der Ziegelhütte verbracht. „Ich bin aber froh, dass ich auch anderweitig berufliche Erfahrung sammeln konnte, sei es in der eigenen heilpädagogischen Praxis oder als Lehrer an der Waldorfschule.“
Eigentlich hätte er auch gerne noch das Jugendhilfe-Projekt im Lichteneck als verantwortlicher Leiter abgeschlossen. Aber das habe sich zu sehr verzögert. So bildet nun der Alte Schafstall den Abschluss seiner beruflichen Laufbahn – als ein durchaus würdiger Schlusspunkt.

