Mitten im August: Es ist die Leichtigkeit der hohen Gräser, die etwas mehr Ruhe und Harmonie in die Beete bringt. Sie sind eingebettet in das Lichtspiel der Abendsonne, die die kräftig blühenden Staudenfarben zum Leuchten bringt.
Nur eine von zahlreichen Momentaufnahmen im Garten von Angelika und Peter Funke, wobei es die Bezeichnung Garten nicht wirklich trifft. Es ist vielmehr ein ganzjähriges Stauden- und Gräser-Konvolut von „5000 Pflanzen, bestehend aus 200 Stauden- und 40 Gräser-Sorten“, die mit Achtsamkeit auf „2000 Quadratmetern im naturalistischen Stil“ verteilt wurden. „Das Ganze ist geplant und nicht nur eingesetzt“, erklärt das Ehepaar, das 2018 das Projekt in die Tat umgesetzt hat.
Mit Hilfe einer über die damalige Ackerfläche fliegenden Drohne haben sie die Formen der Beete auf Papier festgelegt, die sich mal rund, mal oval oder länglich an das geschlungene gefräste Wegesystem anschmiegen. „Bei uns gibt es keine einjährigen Pflanzen“, sagt Angelika Funke und fügt hinzu: „In den fünf Jahren ist uns noch nichts kaputt gegangen“.
Probleme mit Ungeziefer kennen die beiden nicht. Einmal habe es gelbe Läuse gegeben, ansonsten habe man nichts entdeckt. Täglich schauen die Funkes nach ihren Pflanzen, haben alles im Blick und mussten erstaunlicherweise noch nie gießen, wie Angelika Funke verrät. „Auch die Wühlmäuse sind weg“, erzählt Peter Funke, der die ungebetenen Gäste mit seinem selbstgebauten und scheppernden Windrad in die Flucht geschlagen hat.
Bereits ab Februar sind die Naturliebhaber mit professionellem Blick und Pflanzenschere im Einsatz. Dabei prüfen sie, wie gut ihr Jahreszeiten-Paradies den Winter überstanden hat und schneiden nur das zurück, was muss.
Alles akkurat gestutzt und aufgehübscht, freuen sie sich auf den Mai, wo die Grüntöne dominieren. Im Juni folgen die Blautöne, im Juli leuchtet ein Meer von Farben und im August tanzen die Gräser im Wind. Golden wird es im Spätsommer, im Oktober erfreuen die typischen Herbstfarben und nach den Beige- und Brauntönen gewinnen im Dezember die mit Raureif überzogenen Gräser und Samenstände an bedeutenden Strukturen, Linien und Formen. Jede Jahreszeit hat ihren eigenen Reiz.
Angelika und Peter Funke, die ursprünglich aus Weilheim und Schlierbach kommen und in Kirchheim wohnten, fühlen sich seit 2012 in Ohmden wohl. Nachdem ihre drei Kinder ausgezogen sind, haben sie im Radius von zehn Kilometern lange nach einem passenden Grundstück für ihr Eigenheim gesucht, dass ihrer Liebe zur Natur gerecht wird. Schon da haben sie im angrenzenden Garten ihre Leidenschaft für Stauden und Gräser entdeckt, der große Bruder ist nur wenige Meter entfernt.
(Lust)wandelt man entlang der Wege, summt und brummt es an allen Ecken und Enden. Und man staunt über das umfangreiche Wissen des Ehepaars, die jede ihrer Pflanzen kennt, und das durchaus auch mit ihrem lateinischem Namen. Wenn die beiden dann beispielsweise ihre „Madiva-Wiese“ vorstellen, mit Calamagrostis varia und Kalimeris Madiva, gemeinhin als Berg-Reitgras und Schönaster bekannt, die die Grundstruktur der Wiesenstimmung gestalten. Dazwischen überraschen Farbakzente mit dem Granat-Kugellauch, der knolligen Seidenpflanze, dem purpurnen Sonnenhut und, und, und.
Die beiden Staudenspezialisten haben dabei jedes Beet akkurat aufgelistet, aus wieviel Pflanzen es insgesamt besteht und wie die Aufteilung aus Stauden, Gräsern und Zwiebelpflanzen getroffen wurde und das auf die Nachkomma-Stelle genau. Wer Lust hat einmal nachzuzählen, kann dies gerne tun.
Info zum Staudengarten
Der Staudengarten hat sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Gruppenführungen sind nach Vereinbarung möglich. Näheres erfährt man unter www.staudenwiese.de. ack