Zwischen Neckar und Alb
Ein Priester richtet sich neu aus

Kirche Der in Wendlingen, Köngen und Wernau tätige katholische Pfarrer Daniel Heller hat überraschend seinen priesterlichen Dienst beendet. Von Gaby Kiedaisch

Am vergangenen Samstag hat sich der katholische Pfarrvikar Daniel Heller nach dem Gottesdienst in der Kirche von St. Kolumban in Unterboihingen von den Gottesdienstbesuchern verabschiedet. Für die meisten Kirchenmitglieder kommt dieser Schritt überraschend. Vor allem dass der geweihte Priester ganz aus dem Amt ausscheiden will und eine Entbindung von Rechten und Pflichten durch den Papst, eine Laisierung anstrebt.

Zugestimmt hat der Bischof bereits Hellers Antrag seinen priesterlichen Dienst zu beenden – sowohl in der hiesigen Seelsorgeeinheit als auch an der Fachstelle in Wernau, wo der 40-Jährige eine 50-Prozent-Stelle als Ministrantenseelsorger einnahm.

Die Gläubigen seien sehr betroffen gewesen, gab Dekan und Pfarrer Paul Magino die Stimmung nach der Bekanntgabe Hellers nach dem Gottesdienst wider. Am Montag unterichtete Daniel Heller dann auch die gesamte Kirchengemeinde von seinem Vorhaben mit einem Abschiedsgruß. Darin betont er, dass er während seiner über sechsjährigen Tätigkeit sehr gerne in der Seelsorgeeinheit mit dem Pastoralteam, den anderen Angestellten und den engagierten Ehrenamtlichen zusammengearbeitet habe. „Ich durfte den Weg vieler Menschen zu den Sakramenten mitgehen und sie mit ihnen feiern. Der ehrenamtliche Einsatz und der vielfältige Dienst von so vielen hat die Arbeit in der Seelsorgeeinheit immer sehr bereichert“, äußert er sich dankbar über die vielen Begegnungen während dieser Zeit.

Respekt für die Entscheidung

Der Wunsch Hellers ist nun, Zeit zu haben, um innezuhalten und sich neu auszurichten. Deshalb besucht er derzeit das Recollectio-Haus der Abtei Münsterschwarzach im Schwarzwald. Für seine Entscheidung wünscht sich der 40-Jährige Respekt in der Öffentlichkeit. Gleichzeitig wolle er sich weiterhin für die Menschen engagieren. Dazu gebe es Gespräche mit den zuständigen Stellen im Bischöflichen Ordinariat in Rottenburg.

Daniel Heller erklärt in seinem Abschiedsgruß an die Kirchengemeinden auch seine Beweggründe für den Ausstieg: „Ich habe für mich festgestellt, dass ich das Priestersein, mit seinen Aufgaben und seiner Lebensform, nicht mehr erfüllen kann. Deshalb will ich mich hinsichtlich meiner Zukunft neu ausrichten.“

Für viele seien die Anforderungen an das Priesteramt mit dem Zölibat ein Relikt der Vergangenheit. Darüber werde seit Langem diskutiert. Für ihn sei das zwar die richtige Entscheidung gewesen, äußerte sich Pfarrer Magino dazu, er respektiere aber auch eine andere Sichtweise wie dies nun Daniel Heller für sich entschieden habe. Wie es nach dem Weggang von Pfarrvikar Daniel Heller in der Seelsorgeeinheit weitergeht, darüber wird Pfarrer Paul Magino die Kirchengemeinderatsgremien am Montag und Dienstag in Wendlingen und Köngen informieren und beraten. Denn die Besetzung des Personalplans in der Seelsorgeeinheit ist knapp.

Außer ihm und der Gemeindereferentin Nicole Schmieder gibt es noch die Stelle des Pastoralreferenten, die ist seit dem Weggang von Corinna Weber noch vakant. Dazu erhielt Pfarrer Paul Magino aber bereits eine frohe Botschaft aus Rottenburg, dass dafür eine 100-Prozent-Stelle ausgeschrieben werde. Die Besetzung ist bis zum neuen Schuljahr im September vorgesehen.

Dass Priester aus dem Dienst aussteigen, das kommt laut Pfarrer Magino immer wieder vor. Heller habe ihn über diesen Schritt im Oktober informiert. Aus der Sicht des Pfarrers geht mit dem Ausscheiden Hellers ein geschätzter Kollege verloren. Er habe in der Seelsorgeeinheit einen wichtigen Dienst inne gehabt und sei bei vielen in der Kirchengemeinde geschätzt gewesen. Magino selbst hätte sich gewünscht, dass Daniel Heller weitermachen könnte.

Ganz wird Pfarrer Daniel Heller indes den Menschen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart nicht verloren gehen, denn er will sich nach seinen bisherigen Aussagen „weiterhin für die Menschen in der Seelsorge engagieren“.