Zwischen Neckar und Alb
Ein Student folgt seinem Herzen

Innovation Simon Josenhans hat einen ­Handyhalter für Fahrräder entworfen. Der Erlös aus dem Verkauf ist für ein Projekt in Afrika bestimmt. Von Simone Weiß

Der 24-jährige Bachelor-Student Simon Josenhans hat einen Handyhalter für Fahrräder entwickelt, den er für 29 Euro auf den Markt bringt. Sein Ziel sei aber nicht, mit 30 Jahren Millionär zu sein, betont der Maschinenbaustudent. Er und seine beiden Mittüftler, Nadine Göbel und Luca Bross, wollen ihren Handyhalter in einer Flüchtlingswerkstatt in Deizisau produzieren lassen. Sie streben ein soziales Unternehmertum an und wollen ein Social-Start-up gründen.

Hehre Vorsätze sind das. Aber ein „Heiliger“ ist Simon Josenhans deshalb nicht. Aus einer individuellen Interpretation der christlichen Religion heraus hat er sich eine persönliche Lebensphilosophie geschaffen. So ist ihm wichtig, einen Sinn im eigenen Tun zu sehen und sein Dasein auf sozial vertretbare Ziele auszurichten. Gewinnmaximierung, rücksichtsloses Streben nach Luxus, Machtgier, Karrierismus oder stetig steigende Lebensstandards könnten diese elementare Sinnsuche nicht befriedigen.

Darum hat er sich etwas vorgenommen, was viele vor ihm nicht geschafft haben: Er möchte auch nach Abschluss seines Studiums mit den bescheideneren Geld­mitteln auskommen, die ihm als Student zur Verfügung stehen. Im ­Februar wird er seine Bachelor-­Abschlussarbeit an der Hochschule Esslingen abgeben und sich dann einen 50-Prozent-Job als ­Maschinenbau-Ingenieur suchen. Die andere Hälfte seiner Kapazitäten möchte er für die Weiterentwicklung seines Herzensprojekts verwenden - die sozial ausgerichtete, ethisch veredelte Vermarktung seiner Vision.

Es sind keine abgehobenen ­Fantastereien, die ihn antreiben. Simon Josenhans ist bei aller philosophischen Tiefgründigkeit zu sehr praxisnaher Naturwissenschaftler, um sich in Tagträumen zu verfangen. Seine Vision hat klare Konturen und einen Namen: right2ride. Denn dieser von ihm und seinen Kommilitonen entwickelte Handyhalter für Fahrräder erfüllt nach Ansicht seiner Macher alle Bedürfnisse der Zielgruppe und ist zudem „budgetfreundlich“. Die probeweise Möglichkeit, ihn im Internet vorzubestellen, sei sehr gut angelaufen. Im Frühjahr soll mit der Auslieferung begonnen und ein eigenes Start-up gegründet werden.

Das soziale Start-up wird auch seine Gewinne sozial verwenden: Simon Josenhans will sie in ein Projekt für entwicklungsschwache Länder in Afrika stecken. Mit dem World Bicycle Relief (WBR) soll eine internationale Hilfsorganisation unterstützt werden, die mit Fahrrädern Entwicklungshilfe betreiben möchte. Mit Unterstützung der WBR montieren Einheimische in afrikanischen Ländern „Buffalo Bikes“. Durch die Endmontage vor Ort würden Arbeitsplätze entstehen und Hilfe zur Selbsthilfe geleistet.

Bei der Herstellung seines Handyhalters hält Josenhans noch alle Fäden selbst in der Hand. Die Erfindung wurde ständig verbessert. und die Akzeptanz bei Kunden ausgelotet. Sogar die Produktion übernehmen Nadine Göbel, Luca Bross und er derzeit noch selbst. Doch alle drei Entwickler hoffen auf steigende Verkaufszahlen, damit dann größere Stückzahlen von "right2ride" in der Flüchtlingswerkstatt in Deizisau montiert werden können. Denkbar wäre zudem eine Zusammenarbeit mit weiteren sozialen Einrichtungen. Doch das ist Zukunftsmusik.