Du hast den Hauptgewinn gezogen!“, ruft Maxi, der zusammen mit seinem Kumpel Levin Gewinnlose und „Mysteryboxen“ verkauft. Auf einem blauen Schild haben sie fein säuberlich die Preise für die Lose notiert, die es bereits ab sechs „Teckis“ gibt. In Kipropoli herrscht an diesem Sommertag mit strahlend blauem Himmel reges Treiben. Überall wird gebastelt, getüftelt, gearbeitet. Von der Schreinerei „Holzwurm“ über eine Detektei bis hin zur Erfinderwerkstatt ist alles dabei. Wer lieber sein eigenes Ding machen möchte, kann sich sogar selbstständig machen. Dann ist die Bank die richtige Anlaufstelle, um sich Startkapital zu besorgen. Gleich nebenan gibt es die Post und das Arbeitsamt, falls man mal kurzzeitig arbeitslos wird.
Kinder, die sonst Schwierigkeiten in der Schule haben, können sich hier ganz frei entfalten.
Birgit Blank-Gleich, Pädagogische Leiterin des Brückenhauses
Kipropoli – das ist die Stadt, die auf dem Gelände der Kirchheimer Teck-Grundschule entstanden ist, die Herzen höherschlagen und Kinderträume wahr werden lässt. Vom 26. Juli bis zum 3. August waren hier 190 Kinder von 9 bis 15 Uhr vor Ort und konnten jeden Tag ihre ganz eigenen Entscheidungen treffen. Wie richtige Erwachsene eben.

„Das Besondere am Programm ist, dass Kinder, die sonst Schwierigkeiten in der Schule haben, sich ganz frei entfalten können. Sie werden anders wahrgenommen, da hier kein Leistungsdruck wie in der Schule herrscht“, betont Birgit Blank-Gleich, pädagogische Geschäftsführerin des Brückenhauses. Der 1976 gegründete Verein hat sich zum Ziel gesetzt, Kinder und Jugendliche in ihrer Persönlichkeit zu stärken und das soziale Miteinander zu fördern. Finanziert wird er durch die Stadt Kirchheim und durch Spenden. Das Kinderferienprogramm des Brückenhauses hat eine lange Tradition: Bereits seit 1978 gibt es dieses und wird jedes Jahr weiterentwickelt. Deshalb sind Ideen und Anregungen von Kindern und Eltern jederzeit willkommen.
Hart umkämpftes Amt
Timo Lehmann hat vor 20 Jahren seinen Zivildienst im Brückenhaus geleistet, seither pflegt er ein inniges Verhältnis zum Verein und unterstützt das Projekt wie viele Freiwillige durch ehrenamtliche Mitarbeit. Er lächelt und sagt: „Am meisten Spaß macht mir die Kreativität. Es gibt so viele Möglichkeiten, die ich hier mit den Kindern umsetzen kann.“ Gerade erklärt er zwei Jungen, wie sie ihre Wahlrede gestalten können. Denn Wahlen dürfen in Kipropoli natürlich nicht fehlen! Hart umkämpft ist das Amt des Bürgermeisters, für das sich einige Kandidaten mit überzeugenden Wahlplakaten gute Chancen erhoffen.

Kreativ recycelt
Auf der anderen Seite des Geländes geht es nicht weniger turbulent zu. Mit Schere, Heißklebepistole und Hammer stellen fleißige Kreative hier aus Verpackungsmaterialien Unikate her, die mit Perlen und Farben verziert werden. Verkauft werden zum Beispiel Geldbörsen aus recycelten Milchkartons. Die Freundinnen Mathilda und Vanessa haben sich aus einem Deckel ein Namensschild gebastelt, das sie sich als Halskette umhängen können. „Dafür haben wir einfach mit einem Hammer ein Loch in den Deckel geschlagen und den dann beklebt. Ein Holzstück als Unterlage durfte natürlich nicht fehlen“, berichtet Mathilda.

Vier rasende Reporter
Für die Bewohner Kipropolis kann es gut sein, einem Reporter über den Weg zu laufen. Gleich vier sind im Auftrag der Kifepro-Zeitung unterwegs. „Wir schreiben uns zum Beispiel auf, wenn etwas merkwürdig ist“, sagt Lino. „Gerade berichten wir über eine Gärtnerei, in der eine seltsame Wurzel gefunden wurde. Wahrscheinlich wurde dort eine gefährliche Pflanze gezüchtet, die jetzt von der Detektei zerstört wurde“, ergänzt Noah und macht sich mit seinen Kollegen auf den Weg, dem Rätsel auf die Spur zu kommen.

