Wer an Holzmaden denkt, denkt das Urwelt-Museum Hauff meistens mit. Rolf Bernhard Hauff hat das Aushängeschild der Gemeinde, des Landkreises und des Landes Baden-Württemberg mehr als drei Jahrzehnte geprägt. Durch seine akribische Arbeit und enormes Fachwissen hat er das Urweltmuseum weltweit zu einem Begriff gemacht. Am 30. September ist der zweifache Familienvater im Alter von 72 Jahren gestorben. Eine Parkinson-Erkrankung hatte ihn in den vergangenen drei Jahren vom Tagesgeschäft abgehalten, das seitdem seine Kinder Bernhard und Franziska übernommen haben.
Noch 2021 hatte ihr Vater die Museums-Dependance in Bodman am Bodensee eröffnet. „Er hatte gehofft, dort seinen Altersruhesitz zu finden. Es war ein wirklich eine schöne Gesamtkomposition“, sagt Franziska Hauff. Im selben Jahr hat sich der passionierte Jäger, Natur- und Tierliebhaber zudem noch einen Dackel zugelegt.
Gegründet von Großvater Dr. Bernhard senior, weitergeführt von Vater Professor Bernhard junior, hat der studierte Geologe Rolf Bernhard Hauff das Museum in den Jahren 1990 bis 1993 deutlich vergrößert. „Der gesamte östliche Anbau des Museums, der die didaktische Aufarbeitung des naturgetreuen Posidonienschiefer-Profils veranschaulicht, ist vollständig in seiner Zeit entstanden“, sagt sein Sohn Bernhard Hauff. Im Jahr 1997 folge das neue Werkstattgebäude. Dank seines umfassenden Wissens um die Präparation der Holzmadener Fossilien entwickelt und verfeinerte er mit seinem Team permanent die Präparationsmethoden. Schließlich wurde 2000 der Dinopark im Außenbereich eröffnet. Damit ist das Urweltmuseum zu einem der größten privaten Naturkundemuseen Deutschlands geworden – ohne staatliche Subventionen, wie beide betonen.
Von Barcelona bis New York
Welche Bedeutung ihr Vater und sein Werk für viele haben, merken die beiden ständig. „Jeden Tag erfahren wir von Besuchern, dass Sie schon als Kinder vom Museum fasziniert waren und es jetzt als Erwachsene Ihren Kindern und Enkeln zeigen“, erzählt Franziska Hauff. Dass die Fossilien aus dem Schiefer in Holzmaden in Museen von New York bis Barcelona hängen und die Fossilfundstätte Holzmaden weltweit zu den berühmtesten gehört, sei auch seinem Lebenswerk zu verdanken. „Sein Wissen über Geologie und Fossilien war unglaublich“, sagen beide unisono. Dabei sei ihr Vater immer bescheiden geblieben, Ehrungen im festlichen Rahmen waren seine Sache nicht. „Für ihn war es wichtig, dass er auch einen Bildungsauftrag erfüllen konnte, den er ja offiziell gar nicht hatte“, sagt sie.
So hatte er 1981 das Holzmadenbuch mit seinem Vater überarbeitet, bis heute ein Referenzwerk für die Gemeinde. Auch die gemeinnützige Bernhard Hauff Stiftung hat er 1987 mit seinem Vater gegründet und ihr bis zu seinem Tode vorgestanden. Die Funde der Paläontologie und die Erdgeschichte wurden durch die Stiftung populärer gemach – zumal es Rolf Bernhard Hauff verstand, Erdgeschichte spannend zu vermitteln.
20 Jahre lang im Gemeinderat
Seine Persönlichkeit brachte er auch in die Gemeinde Holzmaden ein. „Er konnte hart diskutieren, respektierte aber eine andere Meinung, wenn sie durchdacht war“, erzählt Bernhard Hauff. Deshalb sei er auch mit Leidenschaft 20 Jahre Mitglied des Gemeinderats gewesen. „Ihm ging es immer um die Sache.“ Und ganz wichtig: Ein Gespräch so beenden, dass jeder sein Gesicht wahren kann. „Das hat er von seinen Reisen mitgenommen, er war oft in Marokko und der Sahara“, erzählt Bernhard Hauff.
Zwei Wochen Familienurlaub – am liebsten in die Natur der Steiermark – waren viel für den Unternehmer, und wenn sie zurückkamen, blieb das Gepäck erstmal im Kofferraum. Stattdessen führte der erste Weg ins Museum. Das war für die Kinder normal. „Ich mache das heute auch so“, sagt Bernhard Hauff.

Bis zuletzt hatten sie eine enge Beziehung zu ihrem Vater, auch als die Kommunikation krankheitsbedingt schwieriger wurde. Wenn sie eine Frage zum Museum hatten, antwortete er zwar nicht gleich. „Aber dann kam später ein Roman per Whatsapp“, sagt Bernhard Hauff lächelnd. Auf ihren Vater und sein Wissen konnten sich die beiden bis zuletzt verlassen.
Die Fußstapfen ihres Vaters sind für die Geschwister zwar groß, denn drei bis vier Jahrzehnte Fachwissen sind gegangen. „Aber für ihn war es ja auch, als er das Unternehmen von seinem Vater nach dessen Tod übernommen hat“, sagt Bernhard Hauff. Als jüngstes von drei Geschwistern war es seinem Vater vorbehalten, das Unternehmen weiterzuführen.
Die vierte Generation hat mit der Umsetzung ihrer Pläne für die Zukunft und die Zeit nach Rolf Bernhard Hauff bereits begonnen: Künftig wird es ein neues kindgerechtes Angebot im Museum geben.

