Weilheim und Umgebung
Ein Verein bringt Action nach Bissingen

Veranstaltung Bei der Bissinger Kelterhocketse am Wochenende ist auch der Hausclub wieder dabei. Er ist ein ungewöhnlicher Verein, der in kein übliches Schema passen will. Von Günter Kahlert

Ist das jetzt eine Chaotentruppe oder sind es geniale Eventmacher? Viele Bissinger haben den Hausclub bei seiner Gründung 1994 eher in die erste Kategorie eingestuft. Ein Haufen junger Leute unter 20, die einen Verein gründen und offenbar jede Menge Party machen wollen - das haben anfangs viele belächelt. „Uns hat keiner zugetraut, dass das lange geht“, erinnert sich Hausclub-Urgestein Markus Gölz. So kann man sich täuschen.

Wenn in Bissingen attraktive Musikveranstaltungen stattfinden, steht auch heute noch meistens der Hausclub dahinter. Jüngstes Beispiel: das „Seefest“, 2009 vom Hausclub initiiert und längst eine Kultveranstaltung. 2 500 Besucher aus der Region und das in einer kleinen Gemeinde, die selbst gerade mal knapp 3 500 Einwohner hat. Das ist schon was.

Natürlich ist der Hausclub auch wieder bei der 40. Kelterhocketse von Samstag bis Sonntag, 2. September bis 3. September, mit von der Partie. Das traditionelle Fest war eine der ersten Veranstaltungen, an der die Mannschaft nach der Gründung als „ordentliches“ Mitglied der Bissinger Vereinsgemeinschaft teilgenommen hat. Allerdings damals nicht ganz ohne „kleine“ Verwerfungen. Man könnte auch sagen, es war ein mittlerer Schock für die anderen Vereine.

Der Hausclub brach mit allen Traditionen, fuhr gleich mal ein Partyzelt für junge Leute auf und ließ es mit einer guten Soundanlage richtig krachen. Blöd nur, dass sie direkt neben dem Albverein standen und dessen Alleinunterhalter bei den ersten Beats sein Zeug einpacken konnte. „Das gab einen riesen Ärger, und ich musste mal wieder zum Bürgermeister“, schmunzelt Ex-Vorstand Uli Pangerl, der immer noch als zweiter Veranstaltungswart die Aktivitäten mitprägt. Zwei Mal musste der Hausclub wegen des Geräuschpegels noch umziehen, bis man für das Kelterhocketse-Wochenende schließlich am Bissinger See landete.

Szenen aus der „Loveparade“

Die Liste der ungewöhnlichen Einfälle des Vereins ist lang. Zwei Beispiele von vielen: Beim Umzug zum 100-Jahre-Jubiläum des Turnvereins 1998 fährt der Hausclub nach Vorbild der „Loveparade“ mit einem Transporter samt Soundanlage und Palmen-Deko mit viel Getöse durch Bissingen. „Heute macht das jeder Idiot zum 1. Mai, damals gab es das einfach noch nicht“, erklärt Uli Pangerl. Eine Schippe drauf gelegt haben sie im Jahr 2000. Wieder ein Umzug, dieses Mal mit einem ausgewachsenen Tieflader, darauf Sand und Palmen - Beach-Party in Bissingen.

Doch was auf manche Bissinger Bürger in der Vergangenheit vielleicht „verrückt“ oder sagen wir mal „gewöhnungsbedürftig“ wirkte, war nicht nur ausgelassener Spaß an der Freude, es hatte immer auch Hand und Fuß. Die Ideen kamen oft spontan, doch die Ausführung war stets akribisch. „Wir haben jede Menge Spaß bei Aktionen und Veranstaltungen, aber wir sind auch Perfektionisten“, sagt Uli Pangerl. Alles muss stimmen, nichts wird dem Zufall überlassen. Und es wird ständig hinterfragt: Was kann man noch besser machen?

Wenn etwas nicht mehr richtig funktioniert, wird es auch mal schnell gekippt, und die Hausclub-Mannschaft überlegt sich was Neues. So hat sich auch das Konzept der Kelterhocketse vonseiten des Hausclubs immer wieder angepasst. So gibt es am Samstag mit DJ Lars Vegas Party-Stimmung für das junge Publikum, als volkstümlicher Kontrast am Sonntagfrüh den Weißwurstfrühschoppen und am Nachmittag Pop- und Rock-Classics mit der Kirchheimer Band „Lagerfeuer“.

Besuche beim Bürgermeister

Der regelmäßige Besuch beim Bürgermeister ist im Übrigen seit langen Jahren hinfällig. Musste Uli Pangerl in der Anfangszeit noch jeden Montagmorgen um 9 Uhr beim damaligen Schultes Wolfgang Kümmerle antreten, um zum Wochenende und zu den eingegangenen Beschwerden Stellung zu nehmen, hat sich das schnell gelegt. Der Gemeindechef merkte, er kann sich auf die Jungs und Mädchen verlassen. Nicht nur, dass nach jedem Fest akribisch aufgeräumt wurde, der Verein hat sich immer auch in die Gemeindearbeit eingebracht und freiwillig engagiert. „Wir haben viel Blödsinn gemacht, aber wir haben auch Bonuspunkte gesammelt“, erinnert sich Markus Gölz an die Anfangszeiten.

Was dem Gemeindechef natürlich besonders gefällt: Seit vielen Jahren spendet der Hausclub einen Teil seiner Veranstaltungseinnahmen an Gemeindeprojekte. Aktuell fließt Geld in die neue Gemeindechronik, die 2019 zur 1 250-Jahr-Feier Bissingens erstellt wird. 100 000 Euro hat Bürgermeister Marcel Musolf dafür angesetzt, 30 000 Euro will er über Spenden hereinbekommen. Da kam vom letzten „Seefest“ schon was zusammen, und von der Kelterhocketse wird mit Sicherheit auch ein großer Betrag ins Rathaus wandern.