Weilheim und Umgebung
Ein weiteres Mosaiksteinchen in Weilheims Geschichte

Stadthistorie Weilheimer baut mit Enkel Modell der ersten Stadtkirche nach. Ausstellung in Kürze geplant.

Weilheim. Passend zum Stadtjubiläum haben sich der Weilheimer Wilhelm Braun und sein Enkel Jonathan um die Vorgeschichte der spätgotischen Peterskirche aus dem Jahr 1489 gekümmert. „Sie kann in ihrer Bauweise und Innengestaltung noch heute als besonderes Juwel angesehen werden“, sagt Wilhelm Braun. Sie ist jedoch an ihrem heutigen Platz schon die zweite Kirche. Eine Vorgängerkirche am gleichen Standort datiert aus dem Jahr 1089. Sie wurde unter Herzog Bertold II. erbaut. „Es gab zu dieser Zeit vermutlich noch keine entsprechende Kirche oder Kapelle in Weilheim, die der Vorstellung einer Hauskirche der späteren Zähringer entsprochen hätte“, sagt Wilhelm Braun. Ein Indiz dafür sei, dass der alte Herzog nach seinem plötzlichen Tod im Jahr 1078 nicht in Weilheim begraben werden konnte. Er fand in der Aureliuskirche in Hirsau seine letzte Ruhestätte. Dieser Umstand hat wohl Bertold II. dazu bewogen, mit dem Bau einer Kirche zu beginnen.

Nach den historischen Aufzeichnungen wurde die Kirche im Jahr 1089 und vom Bruder Bertolds II., dem päpstlichen Legaten und Bischof von Konstanz Gebhard III. geweiht. Aus den 1983 gefundenen Grundrissen lässt sich schließen, dass die Kirche im romanischen Stil, mit zwei Türmen, dreischiffig mit abgerundeter Apsis erbaut wurde.

Die Kirche diente Herzog und Mönchen nur kurze Zeit. Zwischen 1090 und 1095 verließen sie die Limburg und das Kloster in Richtung St. Peter und Burg Zähringen bei Freiburg. Als spätere Stadtkirche war sie neben der St. Calixtuskirche bis 1489 der kirchliche Mittelpunkt der Stadt. Es ist nicht bekannt, ob sie baufällig war oder beim großen Stadtbrand 1460 zerstört wurde.

Braun ist bei verschiedenen Exkursionen zu historischen Stätten auf die Idee gekommen, die erste Weilheimer Kirche zu rekonstruieren. Aus Pfarrer Marstallers Buch „Die Peterskirche in Weilheim“ aus dem Jahr 1985 waren entsprechende Bau-Skizzen vorhanden. Sein 13-jähriger Enkel Jonathan war hellauf begeistert und nach Erstellen eines Plans, etwa im Maßstab 1:100, und dem Kauf des Materials begann er ganz eigenständig mit dem Bau, mit etwas Hilfe des Großvaters. Geplant ist nun, die Kirchenrekonstruktion in der Kirche oder dem Rathaus auszustellen. „Es wird für die Weilheimer ein weiterer Mosaikstein im Wissen um unsere Stadtgeschichte sein“, hofft Braun.wb