Esslingen. Der SPD-Bundestagsabgeordnete und frühere baden-württembergische Finanz- und Wirtschaftsminister Dr. Nils Schmid besuchte das Hospiz Esslingen und bekam von Haupt- und Ehrenamtlichen Einblicke in die Hospizarbeit. Dekan Bernd Weißenborn informierte den Politiker unter anderem über die Entstehungsgeschichte des 2014 eröffneten und von der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Esslingen getragenen Hauses. Im ersten und bisher einzigen stationären Hospiz im Landkreis Esslingen ist seither die gesamte Hospizarbeit gebündelt. Dazu gehören neben den acht stationären Plätzen vor allem die ambulante Hospizarbeit und die Trauerarbeit.
All dies wäre nicht ohne die große finanzielle Unterstützung von vielen Menschen, Unternehmen und Institutionen möglich, so Weißenborn. Denn das Hospiz muss ohne dauerhafte staatliche und kirchliche Förderung auskommen. Bis heute müssen bis zu 200.000 Euro pro Jahr für den laufenden Betrieb aus Spenden aufgebracht werden. Eine wichtige Stütze sei dabei der Förderverein Hospiz Esslingen, der immer wieder erhebliche Summen vor allem für einzelne Projekte beisteuere, so Weißenborn.
Auch wenn das Haus unter kirchlicher Trägerschaft stehe, sei es offen für Menschen aller Religionen, Konfessionen, gesellschaftlicher Stellung, Lebensform oder Weltanschauung, betonte der Dekan. Rund 900 Sterbende wurden in den vergangenen zehn Jahren im stationären Bereich begleitet. Manche blieben nur wenige Stunden oder Tage, andere über ein Jahr, sagte Annette Jetter-Laub, die Leiterin des ambulanten Bereichs, die Susanne Kränzle vertrat, die die Gesamtleitung hat.
Nils Schmid interessierte vor allem auch die konkrete Arbeit im Hospiz. „Warum engagieren Sie sich?“, wollte er wissen. Mechthild Mayer, Silvija Lax und Christian Schmidt suchten alle eine sinnvolle Beschäftigung für den Ruhestand. „Es ist sehr bereichernd, Sterbende und ihre Angehörigen zu begleiten“, bestätigen alle. Auch Nils Schmid ist über den eigenen Freundeskreis mit dem Thema Sterbebegleitung in Berührung gekommen und hat erfahren, wie wichtig die hospizliche Begleitung ist: „Ich schätze diese Arbeit sehr. Umso bedeutsamer sei es, das Thema in das gesellschaftliche Bewusstsein zu rücken.“
Auch wenn der Bundestag eine Entscheidung zur Frage des assistierten Suizids auf die nächste Wahlperiode verschoben hat, machte der Politiker Nils Schmid klar: „In der Frage der Sterbehilfe bin ich ganz nah an der Position der Kirche. Wir müssen sehr sorgfältig überlegen, wie wir das regeln.“