Die Schulinsel an das Festland anbinden - das war die Vision von Barbara Andreas, als sie vor 17 Jahren Rektorin der Nürtinger Bodelschwinghschule wurde. Dass ihr die Einbindung in die Stadt und in die Schullandschaft gelungen ist, zeigte sich gestern Nachmittag, als sie von Landrat Heinz Eininger und Waltraud Schreiber vom Schulamt in den Ruhestand verabschiedet wurde.
Bei den mitreißenden Auftritten der Schülerband „The Centershocks“ und beim Film ihres Mannes Pit Aurenz, der die vielfältigen Aktivitäten der Schule widerspiegelt, wurde das besondere Flair der Schule für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung deutlich. Auch Landrat Heinz Eininger als oberster Vertreter des Schulträgers würdigte den Zusammenhalt von Schülerschaft, Lehrerkollegium und Elternschaft, den die scheidende Rektorin an dem sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum, so die offizielle Bezeichnung, besonders befördert habe.
Als fantasievolle Pädagogin habe Barbara Andreas bald zahlreiche künstlerische, theaterpädagogische und sportliche Angebote genutzt, um den Schülern ihren Fähigkeiten gemäß Erfolgserlebnisse und damit Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein zu vermitteln. Dabei, so Eininger, wurden Kooperationen gesucht, sei es mit den Außenklassen an Regelschulen oder in Projekten, so zum Beispiel beim gemeinsamen Theaterspiel mit Schülerinnen und Schülern der Albert-Schäffle-Schule des Landkreises in Nürtingen. „Das alles ermöglicht Teilhabe“, so der Landrat. Mit den Außenaktivitäten habe Barbara Andreas ganz nebenbei aus der Not eine Tugend gemacht, und zwar aus der Raumnot.
Dieser wolle der Kreistag begegnen, der Grundsatzbeschluss für die Generalsanierung und die Erweiterung der Schule sei gefasst. Auf die wertvolle Arbeit von Barbara Andreas sei auch das Kultusministerium aufmerksam geworden. Seit 2015 beteiligt sich die Bodelschwinghschule als eine von zehn Schulen in Baden-Württemberg im Modellprojekt „Kulturschule 2020“ unter wissenschaftlicher Begleitung.
Ihr Nachfolger wird Stefan Track. Der 50-Jährige ist ausgebildeter Heilerziehungspfleger mit der Lehrbefähigung in der Geistigbehindertenpädagogik und seit elf Jahren Konrektor der Bodelschwinghschule. Das garantiere einen nahtlosen Übergang, worüber sich der Landkreis auch mit Blick auf die anstehende Baumaßnahme glücklich schätzen könne, so der Landrat. Auch gehe es darum, als Schulleiter das Bildungsangebot gemeinsam mit dem Schulträger stetig weiterzuentwickeln, etwa im Rahmen der Digitalisierungsstrategie und dem Medienentwicklungsplan für die Landkreisschulen, auch für die sonderpädagogischen Bildungszentren. Eininger wünschte Track eine glückliche Hand und viel Freude bei der Arbeit.
Schulrätin Waltraud Schreiber blickte auf die Vita von Barbara Andreas zurück. Nach einem zweijährigen Referendariat an der Bodelschwinghschule wurde sie 1984 fest angestellt und 2002 in das Amt der Schulleiterin eingesetzt. Sie habe beeindruckend das Bild der Schule geprägt und neue Wege auch mit einer gewissen Hartnäckigkeit erfolgreich erschlossen. Ihr sei es gelungen, die Schule in die Nürtinger Schullandschaft zu integrieren. Ihre Expertise sei zunehmend in Arbeitsgruppen des Kultusministeriums gefragt gewesen. Auch zeichne sie ihre Fähigkeit aus, in schwierigen Situationen einen tragfähigen Konsens zu finden. Barbara Andreas selbst meinte schließlich im Rückblick: „Ich hätte mir keinen sinnvolleren und schöneren Beruf vorstellen können.“