Nürtingen. Finn Zenker ist in seiner Freizeit am liebsten draußen in der Natur. Das sei schon immer so gewesen, sagt der 21-Jährige, der an der HfWU Nürtingen im Bachelorstudiengang Landschaftsplanung und Naturschutz studiert. Danach plant er ein Masterstudium „Wasserwissenschaften“ in Münster und eine berufliche Laufbahn im Bereich Gewässerökologie. Finn Zenker stammt aus dem Landkreis Emmendingen, 15 Kilometer von Freiburg im Breisgau entfernt gelegen. Dort ist er seit 2019 Mitglied im Nabu, Gewässerschutzbeauftragter und Leiter des Wasseramsel-Projekts.
Für Letzteres hat er kürzlich den mit 2500 Euro dotierten Jugendförderpreis des Landespreises für Heimatforschung, ausgelobt vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst erhalten. Wasseramseln, lateinisch Cinclus cinclus, seien faszinierend, sagt Zenker. Sie seien die einzigen Singvögel, „die tauchen können, um nach Nahrung zu suchen“, erklärt Finn Zenker. Ganz oben auf deren Speiseplan stünden Kleinstlebewesen: „Wo Wasseramseln sind, ist die Bachwelt in Ordnung.“ Mitten in Nürtingen kennt Zenker eine geeignete Stelle in der Steinach. Im Fluss werden größere Steine vom Wasser umströmt. Am Ufer entnimmt er welche und zeigt darauf krabbelnde Tierchen. Makrozoobenthos nennen Gewässerkundler die Insektenlarven, Krebse, Muscheln, Schnecken und andere wirbellose Tierarten. „An der Steinach gibt es Wasseramseln, aber eher flussaufwärts bei Neuffen. Da brüten regelmäßig welche“, sagt Zenker. Auch an Lindach und Lauter kämen sie im Kreis Esslingen vor.
Seine Leidenschaft für die Singvogelart begann in der Abizeit. „Ich bin in der Wildtierfotografie aktiv und habe welche fotografiert. Ich wollte mich intensiver mit ihnen befassen und bin zu Hause die Elz systematisch abgelaufen und habe deren Bestand auf dem Vogelkundeportal ‚Ornitho.de‘ eingetragen. Darauf hat sich der Regionalkoordinator bei mir gemeldet“, erzählt Finn Zenker. Die letzten Daten zu Wasseramseln stammten aus den 1980er und 1990er Jahren, 2007 habe es zudem eine Bestandserhebung im Südschwarzwald gegeben, „aber nichts Aktuelles“. Seit 2021 kartiert der 21-Jährige mit weiteren ehrenamtlichen Helfern die Bestände an der Elz und mehreren Nebenflüssen. 100 Nistkästen wurden für die Wasseramseln aufgehängt: „Unter Brücken, weil unter den Nisthilfen Wasser sein muss. Die Jungvögel können von Anfang an schwimmen und müssen sich im Falle einer drohenden Gefahr ins Wasser fallen lassen können.“ Aktuell seien die überprüften Wasseramsel-Bestände gut.
Er wolle aktiv etwas im Naturschutz bewegen und die Zusammenhänge verstehen, erklärt der 21-Jährige. Das Preisgeld des Heimatforschungspreises werde zum Großteil in das auf zehn Jahre angelegte Wasseramsel-Projekt investiert: „Die Wasseramseln werden mich weiterhin begleiten, ich habe sie mir quasi zur Lebensaufgabe gemacht“, sagt Finn Zenker und lacht. Katja Eisenhardt