Der kleine Panico-Verlag mit Sitz in Köngen hat sich seit seiner Gründung 1981 zum Marktführer in Sachen deutschsprachige Kletter- und Skitourenführer gemausert. Während die ersten Kletterführer noch gewollt minimalistisch und handgestrickt waren – verkauft wurde aus dem Rucksack, später in ein paar Sportgeschäften und Buchhandlungen der Region – erweiterte sich das Verlagsprogramm über die Schwäbische Alb hinaus auf den gesamten deutschsprachigen Raum. Mittlerweile gibt es ein paar Führer über Frankreich, Norwegen und die weite Welt.
Einen Businessplan hatte der Verlagsgründer Achim Pasold Anfang der 1980er-Jahre nicht in der Tasche. Rund 100 Titel sind mittlerweile im Angebot, Auflagehöhe ist jeweils rund 3000 Stück, alle Titel haben inzwischen mehrere Auflagen. Über den hauseigenen Onlineshop werden etwa 15 Prozent des Umsatzes gemacht, der Rest läuft nach wie vor über den Verkauf in Bergsportfachgeschäften und Buchhandlungen. „Anfangs haben wir auch die großen Outdoormessen besucht, das hat sich aber nicht wirklich gelohnt. Auf diesen Messen geht es eher um das Outfit“, sagt Ronald Nordmann, der 2001 als Geschäftsführer eingestiegen ist.
Neben dem gebürtigen Lenninger und Pasold selbst hat der Panico-Verlag aktuell acht Mitarbeiter, die sich weitere vier Vollzeitstellen teilen. Auch ausgebildet haben die Köngener bereits. Einstellungsvoraussetzung ist eine gewisse Affinität zum Klettersport: „Sonst macht das keinen Sinn“, erklärt Achim Pasold.
Neben ihm und Nordmann sind nur wenige Mitarbeiter in dem „Verlagsgebäude“, einem liebevoll von Pasold restaurierten Haus aus dem 18. Jahrhundert im Herz von Köngen, anzutreffen. „Homeoffice gab es bei uns schon vor der Coronakrise“, erklärt Nordmann. Viel Platz gibt es in dem ehemaligen Bauernhaus mit den typischen niedrigen Decken nämlich nicht – so sind der hauseigene Versand und das Lager in den ehemaligen Stallungen untergebracht.
Und warum hat nun ein über die Landesgrenzen hinaus bekannter Fachverlag fürs Klettern und den Bergsport seinen Sitz ausgerechnet im nicht gerade hochalpinen Köngen? Pasold und Nordmann sind selbst passionierter Kletterer. „Wir haben viele Erstbegehungen auf der Schwäbischen Alb zusammen gemacht“, sagt Nordmann. Sie haben schnell festgestellt, dass es in Sachen Schriftwerk eher mau aussieht, die Qualität sei nicht vergleichbar, wenn man nicht vom Fach ist. „Wir sind praktisch auch im Job eine kleine Seilschaft“, sagt Pasold.
Nach der Erweiterung des Verlagsprogramms wurden weitere Autoren ins Boot geholt – nicht ohne verlagseigene „Reifeprüfung“ allerdings. „Anfangs musste jeder potenzielle Autor erst mal mit uns zum Klettern“, sagt Pasold. Mittlerweile liefern rund 80 Kletterer ihre Manuskripte nach Köngen. „In ihren jeweiligen Regionen sind unsere Autoren alle ausgewiesene Gebietskenner“, sagt Nordmann, der Vermessungstechniker ist. Er und der pensionierte Lehrer und Architekt Pasold bearbeiten die Texte, sichten die Fotos und gestalten die Führer bis zum fertigen Layout. Gedruckt und gebunden wird in der Region – darauf legen die beiden Verlagschefs großen Wert.
Um die Zukunft machen sich die beiden keine Sorgen. „Klettern hat sich von einer elitären Geschichte für ein paar abenteuerlustige Spinner zum Breitensport entwickelt“, sagt Pasold. Auch wenn die Kletterhallendichte nirgends so hoch wie in Stuttgart sei, gebe es immer noch genug Menschen, die es raus in die Natur zieht, ist sich Nordmann sicher: „Auch oder gerade weil man sich da mit äußeren Einflüssen wie dem Wetter oder Dreckklumpen an den Kletterschuhen herumschlagen muss.“
Auf der Schwäbischen Alb gebe es keine Geheimtipps mehr, meint Ronald Nordmann. Spätestens seit Corona sei das vorbei und ziehe durchaus Probleme nach sich: „Es sollten einfach nicht zu viele Leute einfach irgendwo hoch.“ Das mache sich in Flora und Fauna bemerkbar. „Wir kooperieren eng mit den Naturschützern vor Ort.“