Lenninger Tal
Eine neue Heimat für Museumsschätze

Sammlung Der Umzug der Exponate des Beurener Freilichtmuseums geht in das zweite Jahr. Bis 2025 müssen die 33 Bunker im Tiefenbachtal geräumt werden. Das Gelände wird renaturiert. Von Uwe Gottwald

Das erste Umzugsjahr hat das Beurener Freilichtmuseum des Landkreises Esslingen hinter sich. Zahlreiches Mobiliar und kleinere Exponate zur Ausstattung von Küchen, Wohn- und Schlafräumen sind aus sechs der 33 Bunker auf dem Gelände des ehemaligen Munitionsdepots im Tiefenbachtal, das renaturiert werden muss, in das neue Lager in Beuren transportiert worden. Auf Museumsleiterin Steffi Cornelius und ihr Team wartet in den nächsten vier Jahren aber noch eine Menge Arbeit, bis die insgesamt 75 000 Exponate gesichtet und geräumt sind. Nun sind vor allem landwirtschaftliche Gerätschaften aus acht weiteren Bunkern dran.

Die frei gewordene Lagerhalle in Beuren ist ein Glücksfall. Sie liegt relativ nahe am Museumsgelände und ist mit fünf Schwerlastregalen ausgestattet, die verfahrbar sind. So ist ein Zugang zu den Exponaten jederzeit möglich. Auf 42 Meter Länge bieten sie in drei Ebenen Platz für 756 Europaletten, doch werden auf der unteren Ebene Palettenplätze für größere Exponate zusammengefasst.

 

Wir nehmen jedes Stück in die Hand und versuchen, seine Geschichte zu recherchieren.
Christine Reinhold
Kulturwissenschaftlerin

 

Für den Umzug hat sich die Museumsleitung mit dem Büro Baur Planung aus München externe Unterstützung gesichert. „Die Fachplaner für Museumsdepots und Archive bringen ihre Erfahrungen ein, wie die Stücke verpackt, eingelagert, gesichert und gekennzeichnet werden müssen“, erklärt die Kulturwissenschaftlerin Christine Reinhold, die mit drei weiteren wissenschaftlichen Fachkräften und zwei technischen Mitarbeitern den Umzug begleitet.

Die Halle hat eine Fläche von 1250 Quadratmetern, während in den Bunkern rund 4000 Quadratmeter zur Verfügung standen. Allerdings kann durch die Spezialregale insgesamt mehr an Fläche in der Höhe genutzt werden. Dennoch ist die Gesamtfläche künftig geringer. So wird der Umzug auch genutzt, nicht mehr brauchbare Stücke auszumustern. „Wir werden uns von rund 40 Prozent trennen“, schätzt Steffi Cornelius. Dabei handelt es sich um irreparable Exponate, aber auch um solche, die nicht der aktuellen Museumskonzeption entsprechen und um solche, die nahezu identisch in größerer Stückzahl vorhanden sind.

Heute würde man eine Sammlung systematischer angehen, doch als man 1985 den ersten Aufruf zu Sachspenden an die Bevölkerung startete, wurde man regelrecht überschwemmt. Als Museumsleiterin Cornelius 1991 mit ihrer Arbeit begann, galt es, sich einen Überblick zu verschaffen. Informationen zu den Stücken lagen teils in Papierlisten vor, teils auch nicht. Die erste Chance zur weiteren Inventarisierung bot sich im Jahr 2000, als die Stücke aus den im ganzen Landkreis verteilten Lagerstätten in die Bunker gebracht wurden. Zu dieser Zeit hatte man auch schon ein digitales Programm der Landesstelle für Museen Baden-Württemberg zur Verfügung.

„Wichtig ist, welche Geschichten die Exponate erzählen“, betont Steffi Cornelius. So sei beim jetzigen Umzug denn auch die Bewertung die große Herausforderung, aber auch eine große Chance. „Wir nehmen jedes Stück in die Hand, begutachten es und versuchen möglichst seine Geschichte zu recherchieren“, erklärt Christine Reinhold. „Das Sammlungskonzept wird mit tragfähigen Entscheidungskriterien für künftig immer noch gebrauchte Exponate geschärft“, betont Steffi Cornelius.

Über die Abgabe von Stücken entscheidet das Museum nicht alleine, ihm steht ein Sachverständigenrat zur Seite, der sich je nach Themen noch das Urteil verschiedener Experten einholt, betont Cornelius. So berät momentan ein ehrenamtlicher Mitarbeiter des Landwirtschaftsmuseums Hohenheim. Die Stücke werden nach einem Ampelsystem mit Grün, Blau und Rot gekennzeichnet, das für die Einlagerung beziehungsweise eine nochmalige Untersuchung oder die Abgabe steht.

Manches wird neu genutzt

Dabei landet längst nicht alles auf dem Müll. „Wir haben bereits einiges abgegeben“, betont Cornelius. Gemeinnützige Institutionen hätten Vorrang. So gab es Stühle für ein Sommerferienprogramm, die von Kindern bemalt und mitgenommen werden durften. Auch das Naturtheater Grötzingen für seinen Fundus und das Backhaus in Beuren durften sich bedienen, gibt Christine Reinhold weitere Beispiel. Andere Stücke kommen in die Gebrauchssammlung und werden für Mitmachaktionen der Museumspädagogin genutzt. Auch biete man anderen Einrichtungen Stücke an. Ein schönes Beispiel ist für Steffi Cornelius ein Projekt mit mehreren Wohnungen einer Heidelberger Genossenschaft, die eine davon zur Anschauung als Arbeiterwohnung einrichtete und Stücke aus Beuren bekam. Darüber wurde öffentlich berichtet und Cornelius freut sich: „Das ist doch eine schöne Werbung für uns.“