Wo sich früher nur weite Wiese befand, blüht heute das (Vorstadt-)Leben. Wildwachsende Sträucher sind modernen Mehrfamilienhäusern, gepflegten Vorgärten und Garagenzufahrten gewichen. Der Wohnraum wächst, die Bevölkerung auch – zumindest mancherorts. Denn während einige Städte und Ortschaften mit dem Bauen kaum hinterherkommen, sind neu Zugezogene anderswo Mangelware. Auch rund um die Teck hat sich innerhalb von 30 Jahren viel getan.
Notzingen auf Wechselkurs
Ganz gut sieht die Lage aktuell in Notzingen aus. Nachdem das Wanderungssaldo – sprich: die Differenz zwischen Zu- und Fortzügen – viele Jahre munter zwischen minus und plus hin und her sprang und sich dadurch immerhin ausglich, hatte die Gemeinde in den vergangenen Jahren meist einen mehr oder weniger großen Überschuss an Neuankömmlingen zu verzeichnen.
Bürgermeister Sven Haumacher erklärt sich das in erster Linie durch die Ergänzung der Gemeinde um zwei Pflegewohnheime und vor allem das Neubaugebiet Hofäcker IV. „Ein großer Teil“ des Wachstums sei aber auch auf Flüchtlingsaufnahmen zurückzuführen.
Was die Gemeinde für Zuzügler attraktiv macht? „Es ist schön in Notzingen“, fasst Sven Haumacher zusammen. Nach Aussage des Bürgermeisters ziehen in freiwerdende Einfamilienhäuser primär junge Familien, ins Neubaugebiet nur die, „die sich die exorbitant hohen Bau- und Baulandpreise leisten können.“
„Meine Prognose für die kommenden Jahre ist, dass die Einwohnerzahl ungefähr bei diesem Stand rum bleiben wird“, schätzt Sven Haumacher. Das heißt aber nicht, dass keine neuen Gebäude entstehen. Dass die Einwohnerzahl bei steigender Gebäudezahl wahrscheinlich ähnlich bleibt, begründet er dadurch, dass die Zahl der Singlehaushalte – was auch verwitwete Menschen miteinschließt – steige. Auch kinderreiche Familien gebe es generell weniger.
Dettingen kann nicht klagen
Wenig Grund zur Aufregung gab es hinsichtlich der Zu- und Fortzüge in Dettingen. Die Gemeinde schrieb über drei Jahrzehnte hinweg fast ausschließlich schwarze Zahlen – Ausreißerjahre gab es kaum. Bürgermeister Rainer Haußmann überrascht das nicht: Ihm fallen viele Aspekte ein, die die Gemeinde zu einem attraktiven Ort zum Wohnen und Arbeiten machen – zwei Dinge, die man in Dettingen gemeinsam denken wolle.

„Grundlage für alles, was wir tun, ist unsere Gemeindeentwicklungsplanung aus 1998“, erklärt Rainer Haußmann. Damals habe man übrigens die Trennung der beiden Ortsteile als größte Schwäche der Gemeinde ermittelt. Dieses Problem wird nun, 25 Jahre später, in Form einer neuen Unterführung angepackt, die Dettingen „kompakter“ machen und die Lebensqualität im Ort noch verbessern soll.
Neben den eigenen, örtlichen Vorzügen profitiert Dettingen von der Nähe zu Kirchheim – ein funktionaler Verbund, so Haußmann: „Unsere Fußgängerzone ist in Kirchheim, wie auch viele attraktive Läden und die weiterführenden Schulen. Dagegen steht das Kirchheimer Hallenbad derzeit in Dettingen.“ Die Kombination aus Dettingens eigenen Vorzügen und denen des benachbarten Kirchheim locken laut Rainer Haußmann sowohl junge Familien an als auch Senioren, die ihr Haus verkauft haben und in Dettingen eine kleinere Wohnung beziehen.
Überraschungen habe es in Sachen Einwohnerentwicklung nicht gegeben. Diese decke sich exakt mit der amtlichen Prognose. „Deshalb fehlt nichts“, fasst der Bürgermeister zusammen. In den nächsten Jahren erwarte man ein Wachstum von weiteren 200 bis 400 Einwohnern.
Owen kämpft sich aus dem Tief
Bergauf ging es jüngst auch für Owen. Um die Jahrtausendwende herum stürzte das Wanderungssaldo ins Negative und blieb viele Jahre lang dort. Erst in den vergangenen Jahren wendete sich das Blatt – zumindest zum Teil. Dass die Zahlen plötzlich in die Höhe schossen, ist vor allem dem Zuwanderungsboom im Jahr 2022 zu verdanken.
Für den langjährigen Mangel an Zuzüglern macht Bürgermeisterin Verena Grötzinger in erster Linie die nicht vorhandenen Neubaugebiete verantwortlich. Die Neuzugänge der letzten Jahre habe man durch Innenentwicklung unterbringen können. „Grundsätzlich kann man sagen, dass diejenigen nach Owen ziehen, die es schätzen, in einer ländlich geprägten, aber innovativen kleinen Stadt zu wohnen“, meint die Bürgermeisterin. Owen habe viel zu bieten: Zahlreiche Arbeitsplätze, Naturnähe, Infrastruktur und Freizeitangebote sind nur einige der Argumente, mit denen die Bürgermeisterin die Ortschaft bewirbt.
Schlierbach wächst gemächlich
Um einen Mangel an Zuzüglern muss sich auch Schlierbach aktuell keine Sorgen machen. Nach einem Tiefpunkt in den späten 90er- und frühen 2000er-Jahren hatte die Gemeinde zumeist zufriedenstellende Zahlen zu verzeichnen.
Als „stetig, aber nicht zu schnell“ beschreibt auch Bürgermeister Sascha Krötz das Wachstum seiner Gemeinde. Als Grund hierfür sieht er vor allem das Vorhandensein von wichtiger Infrastruktur für den täglichen Bedarf. Besonders beliebt sei die Ortschaft derzeit bei jungen Familien – keine Überraschung für Sascha Krötz: In Sachen Kinderbetreuung spiele Schlierbach „quasi in der Champions-League“.
Was ihn besonders freut: Indem man Baulücken und Leerstände effektiv nutze, sei es der Gemeinde bis dato möglich, alle Neuzugänge innerstädtisch unterzubringen. Ganz ohne neue Wohngebiete werde man künftig allerdings nicht auskommen.