Zwischen Neckar und Alb
Eine Sängerin lebt ihren Traum

Werdegang In der Neckartenzlinger Chorwerkstatt entdeckte Cora Stolper die Lust am Singen. Heute ist sie in New York eine gefragte Solistin. Von Heike Weis

Seit drei Jahren lebt die 32-jährige Sängerin Cora Stolper in den USA und hat dort 2020 ihren Mas­ter of Music gemacht. Ihre musikalischen Wurzeln liegen aber in Neckartenzlingen, wo sie schon im Kinderchor zur Solistin wurde und den Entschluss fasste, das Singen zum Beruf zu machen. Seither hat sie ihr Ziel nie aus den Augen verloren, um ihren Traum zu verwirklichen. Auf zahlreichen Opern- und Konzertbühnen stand sie bereits, aber sie hat noch viel vor und möchte jungen Nachwuchstalenten Mut machen, den Schritt ins Künstlerdasein zu wagen.

Cora Stolper erinnert sich noch gut daran, wie sie als Siebenjährige auf Initiative ihrer Mutter erstmals eine Kinderchorstunde in ihrem Heimatort Neckartenzlingen besuchte. Sie sei hingegangen ohne jede Erwartung, höchstens mit der Sorge, dass sie da stillsitzen müsse. Umso größer war die Überraschung, dass sie richtig Spaß hatte. Und schon nach kurzer Zeit fiel Chorleiterin Gudrun Fahr ihre schöne Stimme auf und sie erhielt ihre erste kleine Rolle. „Als ich dann ein Solo in einer Aufführung unseres Kinderchores im Ravensburger Spieleland singen durfte, habe ich mich so besonders gefühlt“, erzählt sie.

Mit ihrer ersten Hauptrolle im Chorwerkstatt-Musical „Stadt der verlorenen Stimmen“ 2002 und dem Besuch bei „Tanz der Vampire“ begann die Liebe zum Musical und der Gedanke keimte, das weiterhin zu machen. Obwohl sie nach dem Abitur den Platz an einer Musicalschule erhalten hätte, habe sie gemerkt, dass ihre Stärke im Gesang und Schauspiel liege und weniger im Tanz. Vom klassischen Gesangsstudium in Bremen wechselte sie zwischenzeitlich zur elementaren Musikpädagogik mit Gesang, weil ihr auch das Unterrichten sehr am Herzen liegt. Nach Stipendien der Internationalen Sommerakademie Salzburg und Bayreuth folgten unter anderem Engagements im Vokal­ensemble Frankfurt, an der Kammeroper Köln und eine Tournee mit einer Loriot-Revue durch große Hallen in ganz Deutschland. Beim Vorsingen für die Kammer­oper Schloss Rheinsberg wusste sie bereits: „Das ist meins.“ Und eine Textzeile ihrer Rolle sollte ihren künftigen Werdegang prägen: „Ich möchte an den schönsten Ort der Welt - New York“. Sie erhielt die Zusage zum Masterstudium noch während der Probezeit.

Die Erfahrungen in New York bezeichnet sie schlicht als „krass“. In den USA gebe es nicht die eine Box „du singst klassisch oder du singst Pop“. Hier werde man ermutigt, sich breit aufzustellen. „In Deutschland wirst du belächelt, wenn du sagst, dass du auch musikalische Früherziehung unterrichtest, in den USA wird es geschätzt.“ Jeden Tag frage einen die Stadt New York „Was willst du hier?“ und da müsse man antworten, sonst werde man von der Stadt verschluckt. Ja, sie habe auch richtig oft ans Hinschmeißen des Künstlerdaseins gedacht und überlegt, sich aufs Unterrichten zu fokussieren. Aber genau das lerne man im Gesangsstudium: Durchhaltevermögen, Disziplin, den Umgang mit Kritik, Kreativität, die Fähigkeit, neue Wege zu suchen und auf Situationen zu reagieren. Und das sei gerade in diesen Zeiten unfassbar wichtig. Denn nach dem bestandenen Mas­ter und ihrer ersten Titelrolle als Margaret Fuller in einer New Yorker Uraufführung kam die Corona-Vollbremsung für die Kultur. Sie selbst hätte ohne ihre musikalischen Aktivitäten in der Kindheit und ohne Menschen, die sie unterstützen, niemals den Weg ins Künstlerleben eingeschlagen. Ihre Sorge ist, dass sich nach der Corona-Pandemie noch viel weniger junge Leute trauen werden. Sie selbst könne nur den Rat geben: „Wenn du Lust darauf hast, dann mach es.“