Zwischen Neckar und Alb
Eine Weltreise mit Trachtenpuppen

Ausstellung Internationale Trachtenpuppen zeigt das Wendlinger Stadtmuseum ab Sonntag, 2. Dezember. In den Räumen des Museumsvereins gibt es Figuren aus vielen Ländern zu bewundern. Von Elisabeth Maier

Mit ihren aschfahlen Gesichtern aus Muschelkalk sehen die japanischen Puppen sehr erhaben aus. In einer Vitrine zeigen Mitglieder des Wendlinger Museumsvereins unter anderem Figuren in asiatischen Trachten. Ihre seidenen Kostüme sind fein gearbeitet. Daneben liegt ein Reislöffel, bis an den Rand mit Körnern gefüllt. Auch der Sonnenschirm aus Papier erinnert an Japan. „Internationale Trachtenpuppen“ heißt die neue Ausstellung im Stadtmuseum Wendlingen. Die Schau haben Peter Hoefer, Gaby Rödl und Eva Geiger zusammengestellt. „Viele Sammler haben uns unterstützt“, freut sich Geiger über das gelungene Projekt. Die leidenschaftliche Sammlerin führt am Sonntag ab 11 Uhr in die Ausstellung ein.

Eva Geiger selbst hat vor Jahren angefangen, Puppen zu sammeln. „Eigentlich wollte ich nur einer Freundin eine Puppe vom Flohmarkt mitbringen“, erinnert sie sich. Dann entdeckte sie selbst ihre Begeisterung für die Puppen, die Trachten aus vielen Ländern tragen. „Das Schöne ist, dass Familie und Freunde jetzt immer ein Mitbringsel haben, wenn sie im Urlaub waren.“ Obwohl Geiger nicht alle Länder besucht hat, aus denen ihre Puppen stammen, hat sie sich doch mit deren Historie beschäftigt. Die gebürtige Betzingerin trägt auch selbst die Tracht ihrer Heimat, zieht sie bei Festen oder Umzügen an. Das ist für die begeisterte Sammlerin ein Stück Identität. Gemeinsam mit Gaby Rödl, die in einer eigenen Vitrine Trachtenpuppen aus dem Egerland präsentiert, hat Geiger die Vitrinen liebevoll ausgestaltet. Möbel von Bauernpuppenstuben, ein Fächer für die spanischen Flamencotänzerinnen und Tücher mit charakteristischen Mustern aus der Provence haben die Ausstellungsmacherinnen in den Vitrinen drapiert. „Es hat Spaß gemacht, immer wieder hatte jemand eine neue Idee“, freut sich Geiger über die tatkräftige Hilfe von Mitgliedern des Museumsvereins. „Wer durch die Ausstellung geht, macht eine kleine Weltreise - und das für nur einen Euro“, sagt Peter Hoefer, der Chef des Museumsvereins. Dass die Zusammenarbeit im ehrenamtlichen Team so gut klappt, macht ihn sehr glücklich.

Auf den Bastler Peter Hoefer wartete auch eine große Herausforderung. In einer Ecke hat er einen Puppenjahrmarkt aus Holz aufgebaut. „Damit sich das Karussell dreht, mussten wir ganz schön tüfteln.“ Nun dürfen die großen und kleinen Besucher die Mechanik per Knopfdruck zum Drehen bringen.

Großen Wert hat das Museumsteam darauf gelegt, dass die Besucher beim Rundgang auch etwas lernen. In der Vitrine mit Puppen aus dem Schwarzwald ist in knappen Sätzen erklärt, welche Tradition der Bollenhut hat. „Er gehört seit dem frühen 19. Jahrhundert zur Tracht der evangelischen Frauen in den drei Schwarzwalddörfern Gutach, Kirnbach und Hornberg-Reichenbach“, erzählt Geiger. Nur die ledigen Frauen tragen den Hut mit 14 roten Bollen, die zum Markenzeichen für den Schwarzwald geworden sind. Zur Hochzeit gibt es eine Krone. Verheiratete Frauen tragen schwarze Bollen.

Um die Besucher bei der Eröffnung am Sonntag mit der Tradition von Trachtenpuppen vertraut zu machen, hält Eva Geiger einen Vortrag. Der Expertin macht es Freude, ihr Wissen mit den Besuchern zu teilen. Peter Hoefers Ziel ist es, möglichst viele Vereinsmitglieder in die Organisation der Ausstellungen einzubinden. „Jeder darf seine Talente hier im Museum einbringen.“ Das ist nach Ansicht des Vereinschefs ein ganz großer Vorteil der ehrenamtlichen Strukturen des Wendlinger Stadtmuseums.