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Eine wie keine

Kunst Der Facettenreichtum von Manfred Adlers Schaffen mit Holz ist immens, ebenso sein ästhetischer Anspruch. Keine Skulptur gleicht der anderen. Von Sabine Ackermann

Heidewitzka! Wow! Baff sein! Egal was einem sprachlich liegt oder gefällt, man kann nicht anders als innehalten und staunen. So viele Skulpturen in einem Raum – es sind die Magie des Holzes und der urwüchsige Charme andersartiger Formen und Farbnuancen, die den Betrachter mal mehr oder weniger gefangen nehmen und vor jedem Objekt verweilen lassen. Bewundernswert, was Manfred Adler aus einem ursprünglichen Baumstamm oder einer Wurzel größtenteils mit Handarbeit heraus schafft. Aus einer vom Sturm entwurzelten Eiche, einer von Auswüchsen, Knollen oder anderen unförmigen Gebilden abgestorbenen Buche oder einem von Misteln übersäten Obstbaum, dem die Halbschmarotzer durch den Entzug von Wasser und Nährstoffen den Rest gaben. Totholz mit Charakter und Geschichte, welches Manfred Adler auf behutsame Herangehensweise in einem ausgedehnten und bisweilen kräftezehrenden Schaffensprozess in Zwiesprache mit Mutter Natur in Szene setzt. „Die Natur ist der Meister, ich bestenfalls der Geselle“, macht er sich zum Grundsatz, indem er an seinen Holzskulpturen bis auf die benötigten Ständer aus Stein oder Metall nichts hinzufügt.

 

„Die Natur ist der Meister, ich bestenfalls der Geselle.
Manfred Adler
 

„Verborgenes im Wandel“, nennt der kreative Holzhandwerker aus Hepsisau seine aktuelle Ausstellung. Im Ort und weit darüber hinaus ist er kein Unbekannter, wobei er gefühlt nur alle paar Schaltjahre seine Skulpturen der Öffentlichkeit präsentiert. Ist er gerade nicht auf der Suche nach neuem Material oder mit Stechbeitel, Schnitzeisen und Schleifpapier zugange, bereist er mit seinem Geländewagen die ganze Welt. Nennt „Kasachstan, Russland, Senegal, Mauretanien, Sahara oder Portugal als Reiseziele“, und Manfred Adler macht deutlich: „Wasser, Essen, Diesel. Wochenlang zählen für mich nur diese drei Dinge, erst im Schwabenland wird wieder geschafft.“

Manfred Adler ist in Hepsisau und darüber hinaus bekannt, auch wenn er seine Werke nur selten der Öffentlichkeit zeigt. Bis Sonntag sind sie noch zu sehen. Foto: Sabine Ackermann

Begonnen hat seine Reiselust 2003 in Australien, wo er etwa ein Jahr lang aufgrund unwillkommener Lebensumstände im Outback Abstand fand. Es waren die skurrilen und doch so wunderschön aussehenden abgebrannten Eukalyptusbäume, die ihm 2006 den Weg zum Skulpturen-Gestalter ebneten. „Eigentlich bin ich Schlosser und Kunstschmied von Beruf“, verrät der alterslose Werkschaffende, der für sich den durchgekauten Begriff Künstler nicht verwenden möchte. Spannend sind seine Geschichten, wie er zu manchen Holzstücken gekommen ist. Ein Objekt seiner Begierde endete mit einem Trümmerbruch am Bein, was einen 60-tägigen Krankenhausaufenthalt nach sich zog. Ein in seinem Geländewagen mit einem Seilzug angebundenes Stück Brechholz einer Weide fing noch vor der Fahrt an zu schlingern und zack, wars geschehen. „Es ist unglaublich, was für eine Dynamik so ein Stück Holz haben kann“, macht er auf die Kraft seines naturgegebenen Rohmaterials deutlich.

Eine Linde hat es ihm angetan

„Alt, morsch und krank“ – stößt der Hepsisauer auf ein solches Fundstück, ist die Leidenschaft des kreativen Suchens und Findens sofort wieder präsent. Vor etwa fünf Jahren hat es ihm ganz besonders eine umgestürzte und zu einem kleinen Teil auf der Landstraße in Richtung Hohenstadt liegende Linde angetan – die eines Tages plötzlich weg war, aber nach mehreren intensiven Suchaktionen wieder gefunden wurde.

„Ich habe da nicht nachgelassen, mich förmlich festgefressen an dem mehr als drei Meter hohen Baumstück“, erinnert sich Manfred Adler und ergänzt: „Mit einem Seilzug und hohem Blutdruck auf einen Anhänger gezogen, kam die Linde zu mir.“ Solange er sich noch fit und gesund fühle, werde es ihm auch weiterhin in den Fingern jucken, obwohl ihm die nach wochenlangen Arbeitsprozessen manchmal weh tun. „Egal, ich weiß ja, woher es kommt, denn bei jedem Holzstück will ich wissen, was ich da rausholen kann“, sagt der Mann, der mit einem Augenzwinkern um sein Alter ein Geheimnis macht.

Info: Die Ausstellung „Verborgenes im Wandel“ in Hepsisau, Bachstraße 27, ist noch bis Sonntag, 16. Juli, zwischen 16 und 19 Uhr zu sehen.