Engagement
Eisbaden für den guten Zweck

Severin Frank hat ein kühles Ritual: Täglich geht der 38-Jährige ins kalte Wasser. Fürs eigene Wohlbefinden und seine jährliche Spendenaktion im Dezember. 

Severin Frank geht täglich Eisbaden. Im Dezember verbindet er damit jährlich eine Spendenaktion. Rund 52.000 Euro gingen dieses Mal ans Kinder- und Jugendhospiz Stuttgart. Foto: Carsten Riedl

Vor acht Jahren ist Severin Frank zum ersten Mal ins eiskalte Wasser gestiegen. „Das war damals im Lauterkanal in Oberlenningen“, erzählt der 38-Jährige aus Plochingen, der seit 15 Jahren bei der Stuttgarter Berufsfeuerwehr ist, eine Zeit lang auch bei den dortigen Tauchern. Noch heute geht er regelmäßig in die kalte Lauter, selbst wenn das Thermometer Minusgrade anzeigt.Mittlerweile ist Severin Frank Profi in Sachen Eisbaden. Täglich, das ganze Jahr über, ist es für ihn ein kaltes Ritual, ob im heimischen Garten in der dafür gefüllten Regentonne oder eben in einem offenen Gewässer wie der Lauter. Maximal acht Grad warm ist das Wasser, im Winter meist kälter. „Im Schnitt reichen zwei Minuten pro Tag, die Zeit muss man langsam und schrittweise steigern. Ich kann durch das jahrelange Training heute bis zu 40 Minuten im kalten Wasser bleiben“, erklärt der 38-Jährige. Vor einem 24-Stunden-Dienst findet das tägliche Eisbad in den frühen Morgenstunden statt: „Ich war mal um 4 Uhr morgens in der Lauter. Allein schon die absolute Ruhe in der Natur ist etwas Besonderes, auf das man im Alltag oft nicht mehr richtig achtet.“

Das regelmäßige Eisbaden steigere das körperliche Wohlbefinden, so Frank. So wirke es sich beispielsweise positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus und stärke das Immunsystem. Auch auf die mentale Stärke habe das Baden im kühlen Nass nachweislich positive Effekte: „Im kalten Wasser hat man keinen Raum für negative Gedanken. Da wird ein anderer Fokus gesetzt. Dazu wird dabei ein ganzer Cocktail an positiven Hormonen wie Endorphine, Serotonin und Dopamin ausgeschüttet. Ebenso wie Adrenalin oder das körpereigene, entzündungshemmende Kortisol“, weiß Severin Frank. Man lerne nach und nach, mit der Kälte umzugehen. „Wer damit anfängt, sollte erst mal langsam mit kalten Duschen starten. Sehr wichtig ist besonders bei Anfängern, dass sie beim Eisbaden nicht alleine sind, sondern jemand mit Erfahrung dabei haben. Man muss langsam ins Wasser gehen, maximal bis auf Brust- oder Halshöhe und nicht untertauchen“, nennt Severin Frank weitere Punkte, die es zu beachten gilt. Er kann mittlerweile auch 20 Minuten in der kalten Lauter kraulen. Ziel sei es, die Atmung im kalten Wasser kontrollieren zu können. Durch das regelmäßige Eisbaden bilde der Körper zudem verstärkt braunes Fettgewebe. Anders als weiße sind braune Fettzellen reich an Mitochondrien. Die „Kraftwerke“ spielen eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der Körpertemperatur: „Das wirkt wie eine Heizung“, sagt Severin Frank.

Als geübter Eisbader kann Severin Frank auch in der kalten Lauter kraulen. Foto: Carsten Riedl

160.000 Euro in fünf Jahren

Das Bad im kalten Wasser nutzt der 38-Jährige nicht nur für das eigene Wohlbefinden. Seit fünf Jahren sammelt er jedes Jahr im Dezember damit Spenden für den guten Zweck. „Angefangen hat es mit den Klinik-Clowns im Stuttgarter Olgahospital, dann gingen die Spendengelder an die Kinderkrebshilfe und seit drei Jahren an das Kinder- und Jugendhospiz in Stuttgart. Dort kommt das Geld ausschließlich den Geschwisterkindern zugute“, erklärt Severin Frank sein Engagement: „In den letzten fünf Jahren sind insgesamt rund 160.000 Euro an Spenden zusammengekommen.“ Den ganzen Dezember über hat der 38-Jährige täglich ein kurzes Video auf seinem Instagram-Kanal gepostet und über die Aktion und das Eisbaden an sich aufgeklärt. „Darüber kamen allein schon 13.000 Euro zusammen. Insgesamt hat die Spendenaktion 2024 gut 52.000 Euro eingebracht.“ Der Großteil stamme von Sponsor Klaus Stifter, Geschäftsführer der gleichnamigen Elektromotorenfirma aus Waiblingen, der bereits das zweite Jahr in Folge einen Betrag für jede Minute zahlte, die 325 Teilnehmende beim gemeinsamen Abschluss-Eisbaden am 4. Januar beim Kinder- und Jugendhospiz in Stuttgart im kalten Wasser verbrachten. Auch die Einnahmen für die Bewirtung flossen in den Spendentopf. „Insgesamt beteilig­ten sich 600 Leute an der aktuellen Spenden-Aktion“, so Severin Frank. „Sogar die Feuerwehr-Taucher aus Hamburg sind dafür in die Elbe gegangen.“

Bundesweite Aktionen geplant

Künftig möchte er bundesweit Akteure finden, um ganz verschiedene soziale Projekte der Kinder- und Jugendarbeit in Deutschland zu fördern.“ Wenn jeder etwas für die Gesellschaft beisteuert – schon kleine Dinge können etwas bewirken –, könnten wir gemeinsam viel erreichen“, so der 38-Jährige. „In den 15 Jahren bei der Berufsfeuerwehr habe ich viele Schicksale gesehen, man wird dadurch demütig und dankbar. Jeder braucht für sich seine eigenen Werkzeuge, um mit schwierigen Situationen umgehen zu können. Das Eisbaden ist allein schon vorbeugend eines meiner Werkzeuge.“