Aichtal. Trauriger Höhepunkt eines lange brodelnden Streits um ein neues Feuerwehrhaus: Der langjährige Kommandant Christian Bader hat das Vertrauen seiner Feuerwehrleute verloren und muss seinen Posten räumen. Auch nach zwei Wahlgängen im Feuerwehrhaus Aich konnte der einzige Kandidat nicht die geforderte absolute Mehrheit erreichen.
59 wahlberechtigte Feuerwehrleute waren zur Hauptversammlung erschienen. Als einziger Kandidat wurde Christian Bader für die Wahl vorgeschlagen. Das Ergebnis der Auszählung sorgt für einen Eklat: Nur 19 von 59 Stimmen fielen auf den Amtsinhaber.
Laut Feuerwehrgesetz wurde Christian Bader nicht gewählt, da eine absolute Mehrheit erforderlich ist. Nachdem die Hauptversammlung zunächst unterbrochen wurde und Gemeinderäte und Bürgermeister Sebastian Kurz mit dem stellvertretenden Kreisbrandmeister Andreas Reeh das weitere Vorgehen besprachen, wurde die Wahl wiederholt. Doch auch beim zweiten Durchgang bekam Bader nicht genügend Stimmen. Die Versammlung wurde schließlich abgebrochen.
Wie konnte es so weit kommen? Für Christian Bader ist die Antwort eindeutig: „Das passiert, wenn Lokalpatriotismus wichtiger als der Schutz der Bevölkerung ist.“ Bader hatte die Zusammenlegung der Feuerwehrabteilungen aus Grötzingen und Aich befürwortet. Das sei die einzige Möglichkeit für ein neues Feuerwehrhaus. Eine Wiese zwischen Aich und Grötzingen kommt als Bauplatz in Frage, allerdings müssten dafür die beiden Abteilungen zusammengelegt werden.
Das stieß bei vielen Feuerwehrleuten auf Widerstand. Doch dass es am Ende so viele sein würden, hatte Bader nicht erwartet. Mit sich selbst ist Bader im Reinen. „Ich bin nur enttäuscht darüber, dass ich mich in so vielen Leuten getäuscht habe“, so der scheidende Feuerwehr-Chef.
„Eine Hauptversammlung die ihresgleichen sucht“, sagt Aichtals Bürgermeister Sebastian Kurz, der selbst Feuerwehrmann ist. „Es ist schade, dass der Feuerwehrkommandant für eine Entscheidung, die die Stadt und der Gemeinderat treffen, abgestraft wird.“ Das weitere Vorgehen müsse nun geklärt werden. Sollte innerhalb vorgeschriebener Fristen kein Kommandant gewählt werden, müssen der Bürgermeister und der Gemeinderat einen Kommandanten verpflichten.
Während die Aichtaler Feuerwehr eine neue Führung sucht, spitzt sich die Lage um das Feuerwehrhaus in Grötzingen zu. Teile des maroden Gebäudes mussten jetzt gesperrt werden. Konkret geht es um absturzgefährdete Bereiche und fehlende Rettungswege im Grötzinger Feuerwehrhaus.
Im Juli soll die endgültige Entscheidung über den Standort für das neue Feuerwehrhaus fallen, an dem Zeitplan ändere auch die Abwahl des Feuerwehrkommandanten nichts, so Bürgermeister Kurz: „Wir sind gezwungen, jetzt unbedingt eine Entscheidung zu treffen.“ Matthäus Klemke