Als Elring-Klinger Anfang 2021 den Standort Neuffen bezog, da sei ihm die Produktionsfläche von 14 500 Quadratmetern riesig erschienen, sagt Werkleiter Frank Schaible: „Mir war nicht bewusst, wie schnell wir diese Fläche füllen können.“ Mit weniger als 150 Mitarbeitern sei man damals gestartet, erinnert er sich. Nun wächst der Standort, an dem mittlerweile über 560 Leute beschäftigt sind, um weitere rund 4500 Quadratmeter. Durch den Bau eines Logistikzentrums wird diese zusätzliche Produktionsfläche im bestehenden Gebäude geschaffen. Am Mittwoch wurde das Vorhaben mit einem Spatenstich offiziell gestartet, unter Teilnahme hoher politischer Prominenz: Ministerpräsident Winfried Kretschmann griff selbst zur Schaufel.
In Neuffen hat das Unternehmen mit Hauptsitz in Dettingen/Erms seine Batterietechnologie und elektrische Antriebseinheiten angesiedelt. Seit Ende vergangenen Jahres läuft die Serienproduktion eines Zellkontaktiersystems für einen globalen Batteriehersteller, berichtete Schaible. Noch werde auf zwei Linien im Zwei-Schicht-Betrieb produziert. In den nächsten vier Wochen werde man alle vier Linien in Betrieb nehmen, um die geforderten Stückzahlen liefern zu können. Bis zum Ende des Jahres werde man ebenfalls die Serienbelieferung eines Batteriesystems starten. „Damit ist das Werk Neuffen der erste Elring-Klinger-Standort, der diese Produktgruppe in Serie bedient“, so Schaible.
Ab 2025 beginnt dann die Produktion eines Großauftrags von BMW für Zellkontaktiersysteme für die „Neue Klasse“, der neuen Serie von Elektromodellen des bayrischen Herstellers. „Aufträge wie diese tragen dazu bei, dass wir im Jahr 2030 einen Umsatz von mehr als drei Milliarden Euro erzielen werden“, sagte Thomas Jessulat, der Vorstandsvorsitzende von Elring-Klinger. Dies sei das strategische Ziel. Das Unternehmen hatte vor Kurzem berichtet, im Geschäftsjahr 2023 wieder Gewinn erwirtschaftet zu haben. Der Umsatz im vergangenen Jahr lag bei rund 1,85 Milliarden Euro.
Außer dem Logistikzentrum entstehen auf dem ehemaligen Bielomatik-Gelände auch vier Ladestationen und eine Stellfläche zum Be- und Entladen von Megatrailern. Elring-Klinger investiert nach eigenen Angaben einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag in die Erweiterung. Die Leuze-Gruppe aus Owen als Eigentümer beteiligt sich demnach mit bis zu zehn Millionen Euro. Der Bau soll im Sommer 2025 abgeschlossen sein.
„Das Werk Neuffen spielt in unserer Konzernstrategie eine außerordentlich wichtige Rolle“, sagte Thomas Jessulat. In den kommenden Jahren werde weiteres Neugeschäft für die Elektromobilität hinzukommen: „Mit unseren Lösungen für die batterieelektrische Mobilität, egal ob Komponente oder System, sind wir in einer guten Position, um profitabel weiterzuwachsen. Neuffen steht für die erfolgreiche Transformation unseres Produktportfolios.“ Die Erweiterung sei außerdem ein „sehr klares Bekenntnis“ zum Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg, so der Vorstandsvorsitzende.
Solche Worte dürfte Ministerpräsident Kretschmann gerne vernommen haben. Er lobte den Einsatz von Elring-Klinger für die Zukunftstechnologien und erinnerte daran, dass Elring-Klinger gleich mit zwei Projekten im Rahmen des europäischen IPCEI-Programms finanziell von Bund und Land gefördert werde; für die Entwicklung von Brennstoffzellenstacks mit bis zu 177 Millionen Euro und für Batteriezellgehäusekomponenten mit 33,8 Millionen Euro, jeweils über mehrere Jahre. „Das Land unterstützt hier mit erheblichen Summen, aber das tun wir gerne“, sagte Kretschmann. Beide Komponenten seien zentral für die Mobilitätswende. Auf Unternehmen wie Elring-Klinger beruhe die Spitzenstellung des Landes. „Was ich gesehen habe, hat mich überzeugt“, so der Ministerpräsident.