Lenninger Tal
Endlich grünes Licht für die Planung

Ökologie Weil sich das Landratsamt Esslingen querstellte, verzögerte sich der Umbau des Fischaufstiegs an der ­Lauter um Jahre. Das sorgte für eine enorme Kostensteigerung für zwei Dettinger Triebwerksbesitzer. Von Iris Häfner

Von wegen Ende gut, alles gut - so lässt sich die langjährige Geschichte „Umbau Fischaufstieg Triebwerkskanal“ nicht überschreiben. Zwar ist nun eine Entscheidung gefallen, aber nicht ohne einen ordentlichen Wermutstropfen. „Die Kosten sind zur Decke geschnappt“, formulierte es Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann.

Zwei Triebwerksbetreiber und die Gemeinde haben sich schon vor geraumer Zeit entschieden, die Lauter zwischen dem Naturdenkmal „Gaulsgumpen“ und dem Wehr naturnah zu gestalten. Der Gemeinderat hat dem Vorhaben zugestimmt. Es geht darum, die Abstürze zu beseitigen, damit es für die tierischen Flussbewohner möglich ist, durchgängig flussaufwärts schwimmen zu können. Damit wird eine EU-Richtlinie umgesetzt. „Vier bis fünf Jahre hat sich das Ganze von Seiten der Behörden verzögert. Dadurch haben wir die damals gewährten Zuschüsse verloren. Das ist sehr ärgerlich“, sagte Rainer Haußmann.

Die damals gewährte erhöhte Einspeisevergütung ist wegen der „Behördenzirkulation“, wie es der Schultes formulierte, passé. Er wollte jedoch auf jeden Fall die Planung ins Ziel retten. „Wir reagieren jetzt angemessen, denn wir als Gemeinde können uns Ökopunkte gutschreiben lassen und bekommen Zuschüsse - im Gegensatz zu den Triebwerksbetreibern“, stimmte der Schultes den Gemeinderat auf das Thema Kostenverteilung ein. Die Kosten sind durch die Verzögerung extrem angestiegen. Für den Schultes ist und bleibt die Umsetzung jedoch eine wichtige Maßnahme für die Lauter. „Die Ursprungsidee ist mir eine Herzensangelegenheit. Wir drei ziehen an einem Strang“, freut er sich über die Einigkeit zwischen Triebswerksbetreibern und Verwaltung .

Die Planung fast von Anfang an begleitet hat Kämmerer Jörg Neubauer. „Wir haben unsere Hausaufgaben erledigt, können Vorsteuer geltend machen und uns dank der Ökopunkte schadlos halten“, erklärte er. Doch wegen der entgangenen Zuschüsse hat sich der Umbau um über 140 Prozent für die zwei Betreiber verteuert. „Das lässt sich nicht erwirtschaften“, verdeutlichte er dem Gemeinderat. Den Förderbetrag des Landes von 146 000 Euro eingerechnet, beteiligen sich beide Betreiber mit jeweils knapp 30 000 Euro an den Arbeiten, die Gemeinde muss rund 120 000 Euro berappen. Wegen der „exorbitant hohen Kostensteigerung“ für die Wehranlagenbetreiber empfahl die Verwaltung, die zusätzlichen Kosten von rund 46 000 Euro zu übernehmen und mit Ökopunkten zu kompensieren. „Wir haben so viel Hirnschmalz reingesteckt, deshalb sollte es jetzt klappen“, warb Rainer Haußmann für die Lauter-Umgestaltung.

„Der Gaulsgumpen war schon immer ein Hindernis, das natürlich entstanden ist“, stellte Professor Dr. Christian Küpfer, Gründer des Büros Stadt-Land-Fluss, klar. Er hat vor allem die Ökologie im Blick, denn bislang kann es durchaus sein, dass bei trockener Witterung das Mutterbett der Lauter nahezu trockenfällt, weil das Wasser im Kanal läuft. „Das ist heute nicht mehr zulässig. Mit dem Umbau schaffen wir es, dass Wasser in der Lauter bleibt“, ist der Planer zuversichtlich.

„Wir haben keine andere Wahl: Entweder wir machen weiter, oder stellen die Turbinen ab. Die Genehmigung ist ausgelaufen“, erklärte Gottlob Hummel, einer der beiden Wasserkraftbetreiber. Trotz der Genehmigung seitens des Regierungspräsidiums gab es kein grünes Licht vom Esslinger Landratsamt. „Das war ein Trauerspiel. Über die sechs Jahre will ich nicht reden. 5000 Euro Planungskosten sind in den Sand gesetzt“, sagte er.

„Wir sollten das Paket schnüren“, erklärte Rainer Haußmann, denn der ökologisch produzierte Strom liegt ihm am Herzen. So erging es auch dem Gemeinderat, der einstimmig dem Umbau des Fischaufstiegs am Triebwerkskanal und der Erneuerung der Wasserleitung zustimmte. Für den Gewässerbau „Gaulsgumpen“ fallen rund 335 000 Euro Kosten an, für die Erschließung der Pumpenleitung knapp 100 000 Euro - plus den zusätzlichen „Ökopunkte-Kostenanteil“ von rund 46 000 Euro.