Weilheim · Lenningen · Umland
Endlich wieder bei einer heißen Roten gemütlich zusammensitzen

Tradition Die Dörfer und Städte rund um die Teck blühen auf: Die Hocketsen sind zurück. Wichtig ist dabei vor allem: endlich wieder zusammenkommen und miteinander reden. Von Katharina Daiss

Dorffeste sind einfach was Schönes: Blasmusik, was Leckeres auf die Hand – und an jeder Ecke ein bekanntes Gesicht. Viel zu lange mussten die Ortschaften rund um die Teck auf Veranstaltungen dieser geselligen Art verzichten. Sowohl 2020 als auch 2021 fielen Feiern und Festle der Pandemie zum Opfer – ein herber Schlag für das Dorfleben. Manch einer möchte beschönigend auf „zwei Jahre im Dornröschenschlaf“ zurückblicken, doch „tote Hose“ scheint eine bessere Beschreibung für die triste Zeit von Social Distancing, 2-G-Plus-Veranstaltungen und Lockdowns. Damit ist jetzt Schluss: Pünktlich zum Frühjahr ist die Festles-Saison ins Jahr gestartet.

 

Für Nabern war es wichtig, dass sich die Einwohner wieder treffen.
Sonja Ambacher
Vorsitzende des Musikvereins Nabern

 

Wachgeküsst wurde das Dorfleben von den Kapellen, Chören und Musikvereinen. Auch der Musikverein Nabern lud zum traditionellen Maifest zwischen Zehntscheuer und „Rössle“ ein. Eigentlich als Maihock bekannt, hatten Vereinsvorsitzende Sonja Ambacher und ihre Mitstreiter diesmal ein „Maibaum-Festle“ geplant. Viel hat sich nicht verändert: Der Maibaum steht – wie gewohnt – am Brunnen, die Besucherinnen und Besucher tummeln sich bis zur Kirche und schon vom Edeka aus sind die Musikanten zu hören.

Doch eines ist anders: Statt der Bierbankgarnituren vis-à-vis der ehemaligen Volksbank stehen diesmal nur ein paar Stehtische auf dem Platz. Das ist allerdings ganz im Sinne der Veranstalter. „Wir wollten es klein halten. Die Entscheidung für das Maifest fiel im März, als die Lockerungen kamen. Wir konnten allerdings nicht absehen, was erlaubt sein wird“, berichtet Sonja Ambacher. 

So klein wie die Planung ausfiel, so groß ist die Freude über das lang vermisste Fest: „Es hat wahnsinnig gefehlt“, sagt Alexander Schörg. Der 32-Jährige ist in Nabern aufgewachsen und hat kaum ein Maifest verpasst. „Der Maihock ist wichtig für die Dorfkultur, man identifiziert sich damit“, erklärt er. 

Christian Ulmer ist für den Maihock extra aus Stuttgart gekommen. „Ich treffe so viele Leute wieder, die ich schon ewig nicht mehr gesehen habe“, sagt er glücklich. „Wir sind zu zweit hier und haben in der vergangenen halben Stunde viel geredet – aber am wenigstens miteinander.“

Für Traudl Kneile ist es fast schon ungewohnt, dass der Maihock wieder stattfinden kann: „Aber man kommt gleich wieder rein. Es ist so schön, wieder hier zu sein“. Die Nabernerin steht mit ihren Enkelkindern bei den Essensständen. Rote Wurst und Crêpes servieren die Mitglieder vom Musikverein Nabern.

Unweit von Traudl Kneile ist ihr Mann Rainer ins Gespräch vertieft. „Endlich, es war höchste Zeit“, freut er sich über den „Maihock-Light“, wie er ihn nennt. Laut dem Ortschaftsratsmitglied war der Startschuss wichtig für Nabern: „Schon Anfang des Jahres haben wir gesagt, dass die Veranstaltungen wieder losgehen müssen, dass es irgendetwas gibt. Sonst setzt die Gewohnheit an, sonst schläft das ein.“ 

Diese Meinung teilt auch Sonja Ambacher: „Es war wichtig für den Ort, dass sich die Einwohner wieder treffen, dass wir alle wieder miteinander sprechen. Und das haben wir geschafft.“