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„Energie unter dem Reußenstein“ plant Nahwärmenetz

Energie Die Genossenschaft will bereits 2027 in Neidlingen ortsweit Nahwärme anbieten.

Neidlingen. In Neidlingen gibt es 543 Wohngebäude. Bei der Umfrage der Genossenschaft „Energie unterm Reußenstein“ (EuReG) haben sich 53 Prozent der Eigentümer zurückgemeldet: Von diesen haben 73 Prozent schnell oder später Interesse an einem Anschluss ans neue Neidlinger Nahwärmenetz. Aufgrund dieser Daten plant die in Gründung befindliche EuReG ihr Netz, mit einem gewissen Puffer nach oben. Zu groß kann dieser Puffer aber aus technischen und wirtschaftlichen Gründen nicht sein. Denn wären die Leitungen zu dick, stiegen mit der langsamen Fließgeschwindigkeit die Wärmeverluste. Wer sich also zu spät entschließe, jetzt doch noch mitmachen zu wollen, könne aus Kapazitätsgründen leer ausgehen, warnte die Genossenschaft bei ihrer Präsentation im Gemeinderat. Nachmeldungen sind aber noch immer möglich.

Der Geschäftsplan der Genossenschaft ist fast fertig, die Netzberechnung auch, sie wird in den nächsten Tagen mit der Netzbaufirma abgestimmt. Die Versorgung wird von einer einzigen Heizzentrale aus erfolgen, sie soll auf dem Festplatz beim Schützenhaus entstehen. Dort ist auch ein Solarfeld geplant, das die Holzhackschnitzelanlage ergänzt. Der Baugrund gehört der Gemeinde.

Eine zweite Heizzentrale weiter nordwestlich würde zwar die Leitungsverluste minimieren, wäre aber mit erheblichen weiteren Kosten verbunden. Im Vorbild­ort Böhringen auf der Albhochfläche gibt es zwar inzwischen drei Heizzentralen, doch die dortige Genossenschaft wird teils mit Biogas von Bauernhöfen beliefert. Dadurch fällt die Wirtschaftlichkeitsberechnung dort erheblich anders aus.

Baubeginn soll 2024 sein

Der erste Bauabschnitt ist dementsprechend im südöstlichen Teil Neidlingens geplant, er liegt der Heizzentrale am nächsten. Dort gab es auch großes Interesse bei Hauseigentümern. Ein Jahr hat die Genossenschaft für den Flächennutzungsplan und den Bebauungsplan vorgesehen, Mitte 2024 will sie mit dem Bau der Heizzentrale beginnen. Die Gebäude im ersten Bauabschnitt sollen demnach 2025 ans neue Nahwärmenetz angeschlossen werden. Die beiden weiteren Bauabschnitte weiter nordwestlich sind 2026 und 2027 geplant – zuerst nördlich der Ortsdurchfahrt, danach südlich davon. Der Baufortschritt hängt aber von der Durchführung der teils dringend fälligen Straßensanierungen im Ort ab: Diese will die Genossenschaft nutzen, um gleichzeitig ihre Leitungen zu verlegen. So müssen die Straßen nur einmal aufgerissen werden, und die Kosten werden geteilt.

Zu den nächsten Schritten gehören die Eintragung der Genossenschaft, die Beantragung von Fördergeldern und die Vorverträge mit Kunden. Letztere sind unbedingt nötig, um die Investitionen in der geplanten Höhe abzusichern. Auch die Planung der Heizzentrale, des Hackschnitzellagers und des Solarfeldes stehen nun an.

Ebenfalls in Vorbereitung ist eine Infobroschüre. Sie wird den weiteren Zeitplan und ein erstes Preismodell vorstellen – das allerdings noch nicht die endgültige Kalkulation der Genossenschaft darstellen kann. Sie soll auch Vergleichsrechnungen bieten, etwa mit einer eigenen Wärmepumpe, und die Rahmenbedingungen der Förderung erklären. Das alles klingt nach viel Arbeit, sie wird dennoch rein ehrenamtlich geleistet. Peter Dietrich