Weilheim putzt sich anlässlich des Doppeljubiläums heraus: Auf der Suche nach bedeutenden Personen, mit denen sich die Stadt schmücken kann, wurde der Lyriker Eduard Mörike entdeckt und in einer gut besuchten Veranstaltung gewürdigt. Mörike war insgesamt acht Jahre Vikar an elf verschiedenen Stellen, einige davon rund um Kirchheim. Vom 23. Oktober 1833 bis zum 16. Januar 1834 war er in Weilheim tätig und wohnte im heutigen „Bürgerhaus“.
Es war also nur ein kurzes „Gastspiel“, doch Anlass genug, um in diesem Festjahr auf ihn aufmerksam zu machen. Dazu haben die Stadtbücherei Weilheim und die evangelische Kirchengemeinde zu einer Doppelveranstaltung mit dem schicken Motto „Mörike meets Weilheim“ eingeladen.
Im Bürgerhaus konnte das Publikum im Obergeschoss die Bibliothek für schwäbische Mundartdichtung mit einer Buchausstellung besuchen. Anschließend hielt Prälat Paul Dieterich den Vortrag „Alles nur kein Geistlicher! Eduard Mörike, sein Verhältnis zum Pfarrdienst, seine Liebe zu Luise Rau und was er sonst noch von Ochsenwang nach Weilheim brachte“.
Der Referent, der sich ein Leben lang mit Mörike beschäftigt hat, ging zuerst auf das Verhältnis der Landeskirche zu Mörike ein. Mörikes böses Wort von der „Vikariatsknechtschaft“ dürfe nicht zu falschen Schlüssen führen. Die Landeskirche, in der es Freunde Mörikes gab, sei mit dem kränklichen und schwierigen Kandidaten, der bei Sauftouren mit dem Bruder Karl auch über die Stränge schlagen konnte, erstaunlich verständnisvoll umgegangen. Den Pfarrer Mörike hat sie mit 39 Jahren in die Pension gehen lassen. Mörikes Schwierigkeit bestand vor allem darin, Predigten zu halten.
In Weilheim hat Mörike den Brief empfangen, in dem Luise Rau die Verlobung aufkündigte. Das war für Dieterich Anlass, an diese gescheiterte Beziehung zu erinnern. Vier Jahre waren sie verlobt. Sie konnten nicht heiraten, bevor der Vikar eine feste Pfarrstelle bekam. Als Mörike ein Angebot aus dem Schwarzwald wegen gesundheitlicher Bedenken ablehnte, verlor Luise die Geduld und orientierte sich anders. Übrig blieben Liebesbriefe Mörikes, die zu den schönsten der Weltliteratur gehören, und ein Abschiedsgedicht.
Den Theologen Dieterich beschäftigte der Glaube Mörikes. Im öffentlichen Bewusstsein scheiterte der Lyriker auch wegen Glaubenszweifeln. Dieterich sieht die „inneren Spannungen“ aber vor allem zwischen dem Beruf des Pfarrers und seiner Berufung als Dichter. Er bezeichnet Mörikes Glaube als „Passionsfrömmigkeit“. Gegen Ende des Lebens habe der Dichter den Glauben an Gott als „Säule“ bezeichnet, „an die er sich lehne“.
Es folgte der Umzug in die Peterskirche, wo Pfarrer Matthias Hennig mit viel innerer Beteiligung Mörike-Gedichte zu Gehör brachte, die Allgemeingut geworden sind wie „Auf der Teck“ oder „Septembermorgen“. Kantor Lubos Ihring lockerte an der Orgel die Lesung auf mit pfiffigen Improvisationen und Variationen. Er beschloss die Veranstaltung mit Bachs Fuge h-Moll. Gewirkt hat dabei auch der Innenraum der Peterskirche, ein Kleinod Weilheims.