Ob als Marmelade, Eis, im Müsli, als Kuchenbelag oder süßer Kick im Salat – Erdbeeren schmecken nicht nur lecker, sondern sind auch enorm vielfältig. Kein Wunder, dass fast 80 Prozent der Deutschen sie laut einer Umfrage zu ihren Lieblingsfrüchten erklären. Dabei sind Erdbeeren streng genommen gar keine Früchte oder Beeren, sondern gehören botanisch gesehen zu den Sammelnussfrüchten.
„Erdbeeren sind definitiv extrem beliebt“, bestätigt Gerhard Deuschle, Inhaber von Birkenhof Gemüse in Köngen. Besonders bei schönem Wetter fänden sie reißenden Absatz. „Sobald sich die Sonnenstrahlen zeigen, geht der Verkauf steil nach oben“, hat er festgestellt. Schon morgens vor der Arbeit käme der erste Schwung an Kundinnen und Kunden, um sich am Automaten die Früchte zu holen. Die Erdbeere habe den Vorteil, dass man sie essen könne, ohne viel Arbeit damit zu haben.
Ich esse Erdbeeren selbst jeden Tag mit vollen Händen – am liebsten direkt vom Stock.
Christoph Eberhardt, Berghof Deiszisau
Weil die Erdbeeren auf dem Birkenhof in Gewächshäusern und in Folientunneln gedeihen, können sie auch noch geerntet werden, wenn es draußen kalt ist. „Die Saison beginnt bei uns am 12. März und endet kurz vor Weihnachten“, sagt Gerhard Deuschle. Er baut auf 5,5 Hektar acht verschiedene Erdbeersorten an. Pflanzen, die im Juni reife Früchte tragen, werden im Dezember gesetzt. Derzeit setzt er auf remontierende Erdbeeren, an denen mehrmals im Jahr reife Beeren hängen. „Pro Quadratmeter erntet man da im Jahr 15 bis 16 Kilo“, so Gerhard Deuschle. „Auf dem Feld sind es nur ein paar hundert Gramm pro Pflanze.“

Deuschle baut im achten Jahr Erdbeeren an. Das Wetter habe ihm bei Feldgemüse oft Probleme bereitet. Deshalb sei er auf Erdbeeren gekommen. Die ließen sich wie sein Hauptprodukt Chicorée geschützt kultivieren. Die Erdbeeren wachsen in Rinnen, ähnlich wie in Hochbeeten. Ablaufendes, mit Nährstoffen versetztes Gießwasser werde aufgefangen und wieder aufbereitet. „Wir haben keine Nässe von unten und keine Probleme bei großer Hitze, und es gibt kaum Schädlinge. Unser Einsatz von Chemie liegt nahezu bei null“, sagt Gerhard Deuschle, während er nebenbei die Blüten hinter dem Spanndraht hervorholt, damit die Früchte herunterwachsen können. So lassen sie sich später ohne lästiges Bücken im Stehen bequem ernten.
In einem kleinen Selbstbedienungsladen auf dem Hof werden auch Marmelade, Sirup und Essige aus den Beeren angeboten. Außerdem vertreibt der Köngener die Früchte über Kollegen mit Verkaufsständen. Im Frühjahr kämen viele Obstbauern vom Bodensee, um seine Beeren zu holen. Abnehmer sind darüber hinaus Hofläden wie der Sulzburghof in Lenningen, der Hofladen Wolf auf dem Weiler Schafhof in Kirchheim sowie Edeka- und Rewe-Märkte in der Region.
Sind die Erdbeeren reif, schießen die Verkaufsstände der Nürtinger Firma „Henzler-Früchte“ wie Pilze aus dem Boden. Sein Vater Viktor habe den Betrieb 1962 übernommen und sieben Jahre später mit dem Anbau von Erdbeeren begonnen, erzählt Guido Henzler, Chef von „Henzler Beeren und Spargelanbau“ in Raidwangen. Mit Wochenmärkten seien es insgesamt 30 Stände im Umkreis von maximal 25 Kilometern, die er beliefert. Präsent ist Henzler-Früchte unter anderem auf den Wochenmärkten in Nürtingen, Wendlingen, Metzingen und Kirchheim. Das „Herz“ ist der Rammerthof, in dessen Hofcafé während der Saison vom Erdbeer-Eistee über den Erdbeerbecher bis zum -kuchen allerlei Erdbeer-Kreationen angeboten werden.
Wer die Erdbeeren gerne selbst pflückt, kann aufs Feld zwischen Raidwangen und Altdorf fahren, das täglich geöffnet ist. Am Samstag deckte sich dort auch Andrea Frey mit ihren Töchtern Melissa (12) und Jennifer (10) mit den herrlich duftenden Früchten ein: „Ich hoffe, dass es drei Kilo werden“, sagte die Neuffenerin. Überwiegend wollte sie daraus Marmelade kochen. „Hier sind ganz viele. Hier auch“, riefen die Mädchen, während sie mit leuchtenden Augen durch die Reihen hüpften und sich schon darauf freuten, die Erdbeeren mit Vanilleeis oder Sahne zu genießen und beim Pflücken die eine oder andere Beere zu naschen.