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Erst „Tatort“, dann Tageseltern

Begabung Nicole Lauer aus Nürtingen ist Schauspielerin. Außerdem ist sie seit Dezember stellvertretende Geschäftsführerin des Tageselternvereins. Von Gabriele Böhm

In Ludwigshafen geboren, erlebte das Mädchen durch die berufliche Tätigkeit des Vaters mehrere Umzüge. „In Emmendingen gab es ein Naturtheater“, berichtet Nicole Lauer. Ihr Vater sei oft mit ihr dorthin gegangen, wo sie die Bühne und die Schauspieler bewunderte. „Ich fand aber auch die Tanzfilme mit Fred Astaire und Ginger Rogers toll und das Fernsehballett.“ Allerdings habe der Anblick der gertenschlanken Tänzerinnen und auch das Spielen mit Barbie-Puppen dazu geführt, dass sie sich für zu dick befand, um auf der Bühne erfolgreich sein zu können. „Dabei stimmte das gar nicht“, bedauert sie heute. Die „Erlösung“ kam durch die Theater-AG des Max-Planck-Gymnasiums in Nürtingen. „Nachdem ich dort zuerst vor lauter Aufregung die Teilnahme am Stück Leonce und Lena abgesagt hatte, spielte ich dann den Demetrius im Sommernachtstraum.“ Viele weitere erfolgreiche Auftritte folgten.

Die Schauspielerei auch zum Beruf zu machen, war allerdings nicht im Sinn der Eltern. „Das ist brotlose Kunst, lerne etwas Vernünftiges“, haben sie gesagt. So begann die Tochter ein Jurastudium und wechselte dann zur Berufsakademie Stuttgart zur Sozialpädagogik. „Ich hatte immer gerne mit Menschen zu tun.“ So schreckte die junge Frau auch nicht davor zurück, ihr Praktikum im Vollzug in Ulm zu absolvieren.

Nach drei Jahren Erziehungszeit machte sie 1997 ihr Diplom. Noch während der Prüfungsvorbereitungen bewarb sie sich an einer privaten Schauspielschule in Stuttgart. „Ich hatte überall Bestnoten, aber scheiterte leider am Gesang. Das ist so gar nicht mein Ding“, sagt sie. Die alleinerziehende Mutter lebte während des Erziehungsurlaubs von Sozialhilfe und profitierte bei der Fortführung ihres Studiums von einer Nachbarin, die sich ab und zu um das Kind kümmerte. „Es nannte sich nicht Tagesmutter, war aber damit vergleichbar.“

Richtig schlimm sei es gewesen, als die Aufnahme an der Staatlichen Schauspielschule nicht klappte. „Da war ich wirklich richtig niedergeschlagen.“ Doch dafür wurde sie umso lieber für die Theateraufführungen des Sportvereins Zizishausen, bei der „Wetzstoi Komede“ Neckarhausen und den „Wendlinger Sackbendl“, auch als Regisseurin, eingesetzt. „Mir gefiel es sowieso viel besser, die Menschen bei Mundartstücken zum Lachen zu bringen, als ernste Kunst zu zeigen.“

Im Sommer wird gebacken

Dennoch wurde man in der Szene auf sie aufmerksam. Nicole Lauer spielte in der Serie „K 11“ eine Hauptrolle und war bei „Lenßen und Partner“, „Mitten im Leben“, „Verklag mich doch“ und als Komparsin beim „Tatort“ mit Richie Müller sowie mit Jan Josef Liefers und Katja Riemann beim „Baron von Münchhausen“ zu sehen. Mit Antje Lewald nahm sie sechs Wochen an einem Filmworkshop für Schauspieler in Los Angeles teil.

Hauptberuflich 24 Jahre lang in der Suchtberatung tätig, genoss sie es auch, in Horrorfilmen wie „La petite mort 2“, „Funny face“ oder dem Psychodrama „Bittersweet revenge“ mitzuspielen. Von 1999 bis 2001 ließ sie sich zur Theaterpädagogin ausbilden und leitete mehrere Jahre die Kindertheatergruppe in der Jugend- und Kunstschule Nürtingen. „Die Schauspielerei hat mir sehr geholfen, mittlerweile selbstbewusst durchs Leben zu gehen, vor anderen Menschen aufzutreten und über mich selber lachen zu können“, resümiert Nicole Lauer.

Viel Spaß macht der Mutter die Arbeit beim Tageselternverein. „Es ist ein wertschätzender Arbeitgeber, die Tätigkeit ist erfüllend und lebendig.“ Aktuell ruht das Theater, doch im Sommer betreibt die begnadete Bäckerin zusammen mit ihrem Ehemann auch das „Café Plätschwiesle“ bei ihrem Wohnhaus in Nürtingen.