Das hatte man sich in der Gemeindeverwaltung wohl einfacher vorgestellt. Beuren soll wachsen, moderner werden und der Tourismus soll mächtig angekurbelt werden. So weit, so gut. Als jedoch nach einer Gemeinderatssitzung bekannt wurde, dass dem Bau eines Wohnmobilstellplatzes mit 64 Standplätzen zugestimmt wurde, rieben sich einige Bürger verwundert die Augen.
Seitdem scheint die Stimmung in Beuren zu brodeln, wenn auch schwäbisch zurückhaltend. Für einige Bürger war die Informationspolitik der Gemeinde nicht ausreichend - die Bürger wurden an den Bauvorhaben kaum beteiligt. Stein des Anstoßes war ein Kaufangebot durch den Bürgermeister an einen Haus- und Landeigentümer. Der angebotene Kaufpreis lag weit entfernt von den üblichen Quadratmetererlösen bei Bauland.
So fanden sich einige Bürger zusammen und gründeten eine Bürgerinitiative Beuren-Balzholz mit dem Kürzel BiBB. Der Sprecher der Initiative, Werner Boenke, betont: „Wir wollen mit der Initiative keine Stimmung gegen irgendwas machen, sondern lediglich die Bürger informieren und ermuntern, sich am Gemeindeleben zu beteiligen.“ Dies geschah mittels eines Flyers, der in die Haushalte und Geschäfte verteilt wurde. Bürgermeister Daniel Gluiber versuchte zwar noch telefonisch, das Verteilen des Flyers zu verhindern, wie Werner Boenke erklärte, jedoch waren diese zum Zeitpunkt des Anrufes bereits unter zwölf Ausliefergruppen verteilt.
Es folgte ein Gespräch zwischen Gluiber, vier Gemeinderatsmitgliedern und den Initiatoren der BiBB. Nach einiger Diskussion lenkten die Gemeindevertreter ein und beschlossen, die Bürger an einer Auftaktveranstaltung über die Bauvorhaben rund ums Thermalbad zu informieren. Diese soll nun am 18. Dezember in der Kelter in Beuren stattfinden. Am vergangenen Samstag folgten rund 100 Bürger einer Einladung der BiBB-Initiatoren und versammelten sich auf den betroffenen Flächen, um sich vor Ort ein Bild über die Bauvorhaben zu machen. Auf der Wiese zwischen Friedhof und dem Brückleswiesenweg will die Gemeinde 64 Standplätze für Wohnmobile bauen. Zwischen der Therme und der Beethovenstraße sollen ein Hotel mit 240 Betten sowie ein Boarding-Haus und Wohnungen für spätere Hotelmitarbeiter entstehen. Ebenso plant die Gemeinde mit einem namhaften Investor, der auch das Hotel bauen will, ein Feriendorf auf dem Balzholzer Feld.
Bei der Besichtigung gab es das ein oder andere Kopfschütteln bei den teilnehmenden Bürgern. Die allgemeine Resonanz war, dass vor allem die geplante Anzahl der Wohnwagenstandplätze unangemessen sei. Ein besorgter Bürger betonte: „Das Thermalbad hat zwar über eine Million Besucher im Jahr, aber die bleiben doch nicht alle über Nacht.“ Das vorgestellte Feriendorf findet nur wenige Befürworter. Einige fragen sich, warum man Familien nach Beuren holen will, wenn Kinder erst ab 16 Jahren ins Thermalbad reindürfen. In einem ist sich die Bevölkerung einig: „Niemand hat etwas gegen eine Erweiterung des Tourismusangebotes, aber nicht in dieser Dimension.“
Verwundert zeigten sich einige über die Informationspolitik der Gemeinde, wo es doch um Bauvorhaben in Millionenhöhe geht. Eine Anwohnerin ärgerte sich: „Man kann doch nicht die ganze Zeit im Internet unterwegs sein und verfolgen, was die Gemeinde plant.“ Mit der Bürgerinitiative will man erreichen, dass es zum offenen Dialog zwischen der Gemeinde und der Bevölkerung kommt. Werner Boenke hofft: „Mit der Kick-off-Veranstaltung im Dezember sollen die Wünsche und Fragen der Bevölkerung geklärt werden.“