Ein Laubhaufen mitten auf dem Gehweg: Geht normalerweise gar nicht. Doch in diesen Tagen ist das kein Problem, denn Nymphaea muss Corona-bedingt geschlossen bleiben. Besucher dürfen zumindest bis Ende November nicht in den Tierpark auf der Neckarinsel in Esslingen. Nachdem bereits schon einmal von Mitte März bis Mitte Mai verhängten Lockdown ist das keine einfache Situation für den ehrenamtlich geführten Trägerverein: Einnahmen durch Eintrittsgelder brechen weg, das Vereinsleben ruht, eine längerfristige Planung ist nicht möglich, Organisatorisches stößt an seine Grenzen, Bauvorhaben müssen neu überdacht werden.
Doch Christoph Kässer, bei Nymphaea für Öffentlichkeitsarbeit zuständig, sieht das Positive: In den Wintermonaten sei eine Schließung nicht so schlimm, denn in der dunkleren Jahreszeit komme nur ein Viertel der Besucherzahlen der Sommermonate zusammen. Darum sind die Corona-Einschränkungen in dieser umsatzschwächeren Jahreszeit leichter zu verkraften.
Dennoch ist vieles anders: Die sonst so neugierigen Ziegen kommen nicht an den Zaun gerannt, um die Gäste zu begrüßen. Der stramme Hirsch und sein weiblicher Harem bleiben auf Distanz. Und auch die Papageien lassen sich in ihrer Voliere nicht einmal durch Leckereien anlocken. Im Frühjahr, erzählt Christoph Kässer, waren die Tiere durcheinander, verwirrt und sichtlich gelangweilt, weil keine Besucher im Tierpark unterwegs waren. Jetzt ist das kein Problem für sie: „Sie haben sich seit vielen Jahren darauf eingestellt, dass zum Jahresende wetter- und witterungsbedingt wenige Gäste den Weg hierher finden.“
Freier Eintritt an Heilig Abend
Dennoch konnte sich der Tierpark in den letzten Jahren nicht über mangelnden Zuspruch beklagen: 2018 wurden 196 000 Gäste gezählt, im Jahr davor waren es 193 000 Besucher. In diesem Jahr sind die Zahlen wegen Corona eingebrochen. Ab Mitte Mai durfte der Tierpark zwar seine Pforten wieder öffnen, doch die anfängliche Maskenpflicht habe viele Menschen von einem Besuch abgehalten, so Christoph Kässer. Wie es im Dezember weitergeht, weiß noch niemand. Aber der Pressemann ist überzeugt davon, dass trotz aller Einschränkungen und trotz aller Einbußen ein guter, alter Brauch zum Jahresende beibehalten wird: In der Weihnachtswoche rund um den 24. Dezember haben alle Gäste freien Eintritt in Nymphaea. In den Vorjahren hatte der Tierpark an Heilig Abend und an Silvester geöffnet, nur am Ersten und Zweiten Weihnachtsfeiertag, 25. und 26. Dezember, blieb er geschlossen. Es müsse noch beraten werden, wie diese Regelung 2020 gehandhabt wird, so Christoph Kässer - immer vorausgesetzt, der Lockdown für Tierparks wird aufgehoben.
Überhaupt müssen die Verantwortlichen im ehrenamtlichen Betreiberverein, dem 1905 gegründeten Aquarien- und Terrarienverein Nymphaea Esslingen, erst einmal miteinander beraten, wie es weitergeht. Keine einfache Sache, denn das Vereinsleben liegt wegen Corona auf Eis. Nach einer Lockerung der Anti-Virus-Regeln trafen sich die Mitglieder Ende September in der Osterfeldhalle in Esslingen-Berkheim zur Versammlung - mit Masken, Abstand und besonderen Vorschriften. Zumindest konnten so alle zur Wahl Stehenden in ihren Ämtern bestätigt und der Vorstand entlastet werden. Aber andere Veranstaltungen und Events wurden ersatzlos gestrichen. Christoph Kässer verweist besonders auf die Heimtiermesse „Animal“, die sonst Ende November in der Messe Stuttgart über die Bühne geht. Besucher der Messe konnten immer wieder für einen Besuch von Nymphaea gewonnen werden. Zum Glück habe der Verein in der Vergangenheit solide gewirtschaftet, sodass er trotz Corona eine Zukunft hat.