Grillwetter und sommerliche Temperaturen in der ersten Aprilhälfte, dann am vergangenen Wochenende plötzlich Schnee auf der Alb und Kälte auch im Tal: Der April macht heuer tatsächlich, was er will. Welche Auswirkungen haben diese Wetterkapriolen auf die Obstbäume in der Region, von denen viele schon seit einiger Zeit in voller Blüte stehen?
Nach Einschätzung von Rainer Klingler vom Obst- und Gartenbauverein Brucken gibt’s Entwarnung: „Ich würde sagen, dass bisher nichts erfroren ist und es zu keinen Schäden kam“. Freilich sei die Kälte nach dem warmen Wetter ungewöhnlich gewesen - wobei schon die sommerlichen Temperaturen zu dieser Jahreszeit aus dem Rahmen fielen, sagt er. Doch zu Frostschäden mit größeren Ernteausfällen komme es an den Streuobstbäumen ab minus drei Grad. Bis zu minus zwei Grad „halten die Blüten aus“. Auch der Schneefall am Sonntag habe keine schlimmen Auswirkungen: „Das war relativ harmlos. Schnee ist ja eher als Isoliermaterial bekannt.“
Jens Häußler, Ansprechpartner bei der Obst- und Gartenbauberatung im Esslinger Landratsamt, sieht das ähnlich: Mit Frostschäden sei vermutlich nicht zu rechnen. Die Blüte vieler Obstbäume habe in diesem Jahr gute zwei Wochen früher eingesetzt als sonst. „Das meiste ist schon verblüht.“ Das nasskalte Wetter habe vielmehr Auswirkungen auf die Bestäubung. Die Kälte behindere den Insektenflug, sagt auch Klingler: „Die Blütenweiterbildung und Fruchtentwicklung verzögert sich dadurch“. Tragisch sei dies nicht; in der Natur laufe eben nicht immer alles gleichmäßig ab und man könne nichts im Voraus berechnen. Den Honigbienen sei es aktuell zu kalt, weshalb ihr Flug gestoppt sei. „Wildbienen und Hummeln sind aber unterwegs und bestäuben die Blüten, wenn es nachmittags sieben oder acht Grad hat. Dann geht wieder was.“ Die meisten Zwetschgen-, Birnen- und Kirschbäume seien „schon durchgeblüht“. Anders sehe es bei den Apfelbäumen aus: Hier sei die Bestäubung noch in vollem Gange. „Es gibt auch spät blühende Apfelbäume, die noch gar nicht offen sind.“
Grundsätzlich gelte der Spruch: „Die Blüten kann man nicht mosten“, sagt Klingler. Will heißen: „Der jetzige Kälteeinbruch ist bei uns gelinde abgelaufen. Wir hatten Glück. Aber es ist noch nicht ausgestanden. Die Eisheiligen sind erst in drei Wochen.“ Es sei in den vergangenen Jahren durchaus vorgekommen, dass es noch in der ersten oder zweiten Maiwoche zu Frostschäden kam. „Es kann also noch mal was auf uns zukommen.“
Unterdessen hat der Winter- und Kälteeinbruch auch so manchen Autofahrer ins Grübeln gebracht: Wie Eugenio Canova, Inhaber von „Reifen Lahm“ in Dettingen, berichtet, haben sechs seiner Kunden den bereits vereinbarten Reifenwechseltermin aufgrund der Temperaturen storniert. Das Auto eines Kunden „haben wir sogar wieder umbereift, weil er am Wochenende an den Gardasee gefahren ist.“ Bei der Kälte mit Sommerreifen über den Brenner zu fahren, sei nicht ungefährlich; deshalb habe man kurzerhand reagiert, sagt Canova.
Insgesamt seien es aber nur wenige Kundinnen und Kunden gewesen, die aufgrund des Wetters mit dem Reifenwechsel lieber noch zuwarten möchten. Die meisten nahmen ihre Termine bei „Reifen Lahm“ trotzdem wahr und ließen die Sommerreifen hochziehen, ergänzt Canova. „Wenn es nicht anders geht, lassen sie halt ihr Auto stehen. Die meisten haben sowieso ein Zweitfahrzeug“, gibt er zu bedenken. Außerdem seien die Terminlisten voll. Auch deshalb verzichteten die meisten auf eine Stornierung.
Das bestätigt Bettina Schmauder vom Kirchheimer Autozentrum „Schmauder & Rau“: „Im Moment sind wir proppenvoll. Jeder ist froh, wenn er einen Termin hat.“ In den vergangenen Jahren habe es ab und an „relevante Stornierungswellen“ gegeben, als das Wetter unerwartet schlecht wurde, blickt Bettina Schmauder zurück. Heuer aber „sind die Leute relaxt – im Zweifel lassen sie das Auto stehen“.
Generell gelte die Faustregel „Von O bis O“: Also von Oktober bis Ostern sollten die Winterreifen drauf sein. „Aber dieses Jahr war ja Ostern relativ früh“, gibt Bettina Schmauder zu bedenken. Trotzdem hätten viele Menschen schon direkt nach Ostern ihre Reifen wechseln lassen. „Das ist auch eine mentale Sache und hat mit Frühlingsgefühlen zu tun“, weiß sie. „Wir sehnen uns den Frühling herbei - und jetzt sind wir alle von der Kälte überrascht worden.“
Baum hielt Schneelast nicht stand
Zu Schneebruch kam es am vergangenen Wochenende in Lenningen: Wie Bauhofleiter Alexander Schweizer auf Nachfrage berichtet, war die alte Oberlenninger Steige betroffen. Dort hatte ein größerer Baum der Schneelast nicht mehr standgehalten, sodass er letztlich quer auf der Straße lag. Daraufhin rückte ein Bauhofmitarbeiter am Montagvormittag mit der Motorsäge aus, sodass die Steige relativ schnell wieder befahrbar war. „Ansonsten sind uns keine größeren Behinderungen gemeldet worden“, ergänzt Schweizer. Ein Bauhofmitarbeiter habe alle neuralgischen Punkte abgefahren. Außer kleineren abgeknickten Ästen sei das Ganze glimpflich abgelaufen. Das bestätigt Revierförster Alexander Klein. Er warnt trotzdem alle Waldbesucher und Wanderer: Es sei Vorsicht geboten. „Es kann durchaus sein, dass abgeknickte Äste noch herunterbrechen. Ein gewisses Gefahrenpotenzial ist da“. hei