Quiekend und grunzend knabbern die rosa-schwarz gefleckten Schweine am Meterstab. Judith Rühle und Daniel Kondratiuk versuchen, das Gehege von Piggeldy und Frederick auszumessen. Denn die zwei schwäbisch-hällischen Landschweine sind gelangweilt. Darum wollen die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Freilichtmuseums Beuren im Rahmen des Familienferienprogramms neues Spielzeug bauen - aber nicht allein. Knapp 20 Kinder im Grundschulalter scharen sich um das Gehege und wollen helfen.
Was die zwei borstigen Gesellen bisher vorfinden, ist jede Menge Matsch, eine Bürste zum Schubbern und - immerhin -ein Fußball. Denn seit 2008 ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass Schweinehalter ihren Tieren Unterhaltung bieten müssen. Aber so ein Fußball im Gehege ist auf Dauer etwas wenig für die neugierigen und intelligenten Tiere.
Doch das soll sich ändern. „Wir wollen heute viel ausprobieren. Eigene Ideen können wir gerne umsetzen“, erklärt Judith Rühle. Aus dem Bauzelt holen Kinder und Eltern erst mal Materialien: Bretter, Metallketten, Seile und eine Wanne voller Äpfel werden zum Arbeitstisch gebracht. Die meisten Kinder tragen ein Brett oder rasseln stolz mit den Ketten. Die kleine Marla bekommt sogar einen Hammer, allerdings unter den wachsamen Augen ihrer Eltern.
Daniel Kondratiuk will mit einem Teil der Gruppe eine Rutsche bauen, über die den Schweinen Futter entgegenkullert. Julia Rühle hat eine Art Girlande im Sinn. Dazu werden Äpfel durchbohrt oder in Zeitungen und Säcke eingewickelt und an ein Tau gehängt. Die Schweine sollen ein bisschen arbeiten, bevor sie an die Früchte kommen. Bälle und Hundespielzeug ergänzen diese Futter-Girlande. „Bonbons“ taufen die Kinder die eingewickelten Äpfel. Die zu basteln, scheint besonders viel Spaß zu machen, denn am Ende liegen mehr „Bonbons“ da, als an das dicke Seil passen. Die Eltern helfen fleißig mit oder beobachten das fröhliche Treiben. Der Akkuschrauber kreischt, als Brett an Brett gebohrt wird. Die Kinder wollen ganz nah dabei sein, wenn ein paar schnöde Bretter zu einer Rampe gebaut werden, und das alles zur schweinischen Bespaßung.
Es dauert gut zwei Stunden, bis die Spielzeuge fertig sind. Kurz macht sich Müdigkeit breit. Doch die Erschöpfung ist im Nu verschwunden, als es mit den gebastelten und gezimmerten Spielsachen zum Gehege geht. Lachend vor Vorfreude rennen sie mit ihren Kunstwerken zum Schweinegehege. Entspannt schauen die Mütter zu, wie ihre Sprösslinge über das Gatter klettern und eins nach dem anderen im Matsch landet. „Nach vier Jahre Waldkindergarten ist man so einiges gewöhnt“, winkt Imanuels Mutter locker ab, als er mit dem Hosenboden in den Schlamm fällt.
In einer langen Reihe ziehen die Kinder die Girlande ins Gehege. Noch bevor sie das lange Tau befestigen können, stürzen sich die Schweine auf den neuen Gegenstand in ihrem Zuhause. Frederick schnappt sich einen Apfel vom Seil, Piggeldy reißt einen Sack mit sich. Imanuel, der sich mittlerweile von seiner unfreiwilligen Schlammlandung berappelt hat, bleibt bei seinen neuen Freunden, während die anderen die neue Futterrampe montieren. Immer wieder klopft und streichelt er sie.
Ein Strohballen, der zuvor als Hocker benutzt wurde, wird spontan im Gehege gelassen und aufgeschnitten. Mit einem Mal vergessen Piggeldy und Frederick die Kinder und das neue Spielzeug. Sie stürzen sich auf das Stroh, grunzen und quieken ganz aufgeregt, wälzen sich, kratzen sich, schmeißen es durch die Luft.
Vorerst finden sie das Stroh am tollsten. Doch es wird bestimmt nicht lange dauern, bis sie wieder nach den Äpfeln suchen. Die Kinder kommen fröhlich aus dem Matsch gestiefelt, die Schweine liegen glücklich im Stroh. Piggeldy und Frederick haben allen Grund, sich sauwohl zu fühlen.